Kreis Freudenstadt - Die Corona-Krise im Landkreis Freudenstadt verschärft sich. Mittlerweile gibt es zwei Todesfälle, die auf die Krankheit Covid-19 zurückgeführt werden, und Infektionen in zwei Seniorenheimen.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Das geht aus einer Presseerklärung hervor, die der Landkreises und die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt (KLF) gGmbH am Freitag veröffentlichten. Im Krankenhaus Freudenstadt befänden sich aktuell 20 Patienten auf der Isolierstation, davon seien 13 positiv auf Covid-19 getestet worden. Fünf Patienten würden auf der Intensivstation beatmet. Eine Patientin sei nach Freiburg verlegt worden.

Fünf Beatmungspatienten

Teilweise handele es sich um "durchaus schwere Krankheitsverläufe". Drei Patienten, die positiv auf eine Infektion mit dem Corona-Virus getestet worden waren, seien bis Freitag im Krankenhaus verstorben. Ein Todesopfer stamme von außerhalb des Kreises, weshalb in die Statistik des Landkreises Freudenstadt "zum jetzigen Zeitpunkt zwei Todesfälle aufgenommen werden müssen".

An der Ausstattung der Intensivstation habe sich innerhalb der vergangenen Woche nichts geändert. Regulär stünden im Klinikum Freudenstadt zehn Intensivbetten mit Beatmung zur Verfügung. Bei Bedarf könnten die Kapazität um weitere zehn Betten erhöht werde. Die Mitarbeiter würden weiterhin täglich in Hygiene und Intensivmedizin geschult.

Das Aufnahmezelt in der Wagenhalle des Krankenhauses sei jetzt durch abgehängte Planen ersetzt worden, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Aktuell gebe es vier Liegendplätze und ein Vorraum mit zwei zusätzlichen Plätzen. Patienten, bei denen ein Verdacht auf die Lungenkrankheit Covid-19 bestehe, würden in dieser speziellen Aufnahme untersucht, bevor entschieden wird, ob ein stationärer Aufenthalt notwendig sei oder ob die Patienten mit Auflagen nach Hause entlassen werden könnten. Die Wagenhalle sei beheizt und an die EDV des Klinikums angebunden.

Unter den Mitarbeitern der KLF gebe es einen weiteren Corona-Fall. Dieser Mitarbeiter sei nicht im medizinischen Dienst tätig. Er befinde sich in Quarantäne. Bei Verdachtsfällen unter den Mitarbeitern werde "streng nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts" gehandelt, um keine weiteren Mitarbeiter oder Patienten zu gefährden.

Mittlerweile sei das Virus auch in zwei Pflegeheimen im Kreis angekommen. Auch dort werde "streng nach diesen Richtlinien" gehandelt. Die Leitungen der Heime stünden in engstem Kontakt mit dem Gesundheitsamt. "Gemeinsam wird alles Notwendige unternommen, um eine weitere Ausbreitung des Virus’ zu verhindern", so Landratsamt und KLF weiter.

Wie in den Nachbarkreisen gibt es Probleme, ausreichend Schutzausrüstung zu bekommen. Die Einkaufsabteilung des Klinikums teilt mit, dass die Beschaffung von Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln "zwischenzeitlich sehr schwierig" war, sich diese Lage aber "durch neu aufgebaute Lieferketten etwas gebessert" habe. Auch das Landratsamt sei seit zwei Wochen in die Beschaffung von Schutzausrüstung eingestiegen. Der Nachschub gehe an das Krankenhaus, unter anderem jedoch auch an Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Zahnärzte, Hebammen, Apotheker und Physiotherapeuten, um "diese bei ihrer täglichen, so wichtigen Arbeit für alle bestmöglich zu schützen". Daneben habe das Landratsamt "geringere Mengen an Materialien von Bund und Land" erhalten, die verteilt worden seien. So beschreibt auch der Kreis Calw (368 nachweislich Infizierte, sieben Tote) seine Lage.

Landrat zuversichtlich

Landrat Klaus Michael Rückert und der Geschäftsführer der KLF, Matthias Meier, erklären, sie seien "trotz steigender Zahlen im Landkreis zuversichtlich" und sähen sowohl das Landratsamt als auch das Krankenhaus gut vorbereitet. "Die Situation ist und bleibt schwer vorhersehbar", so Meier. Sie verändere sich ständig. Rückert ergänzt: "Ich bin jedoch weiterhin überzeugt, dass wir alle gemeinsam die Herausforderungen meistern werden."

Ferner weist die Leitung des Klinikums nochmals darauf hin, dass zwar medizinisch verschiebbare Eingriffe abgesagt worden seien, aber weiterhin alle Notfalleingriffe vorgenommen würden. Schlaganfall- oder Herzinfarkt-Patienten würden weiter im Krankenhaus versorgt.

Als "kleines Trostpflaster", weil die Häuser für Besucher geschlossen sind, stellt die KLF den Patienten in Freudenstadt seit dieser Woche, Telefon und W-LAN kostenfrei zur Verfügung, in Horb Telefon. "Es ist uns ein Anliegen, dass die Patientinnen und Patienten Kontakt zu ihren Angehörigen und Freunden halten können, wenn Besuche schon nicht möglich sind. Diese Regelung gilt auf jeden Fall auch über die Ostertage", so Matthias Meier.

In der Zwischenzeit hätten Korrekturen bei der Erfassung der Infizierten nach den jeweiligen Städten und Gemeinden im Kreis vorgenommen werden müssen. Zum einen werde jeder positive Test im Landkreis durch einen zweiten Test überprüft. Da der Ersttest eine Genauigkeit von 92 bis 95 Prozent habe, führe dies hin und wieder zu Änderungen. Zum anderen könne es bei der Eingabe durch die Arbeitsbelastung auch zu Fehlern kommen.

Info: Coronavirus im Kreis Freudenstadt

Im Landkreis Freudenstadt sind Stand Freitag  insgesamt 222 Personen positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet worden. Diese verteilen sich wie folgt auf die Städte und Gemeinden: Alpirsbach (zwei), Bad Rippoldsau-Schapbach (0), Baiersbronn (71), Dornstetten (fünf), Empfingen (zehn), Eutingen   (zehn), Freudenstadt (36), Glatten (eins), Grömbach (zwei), Horb   (48), Loßburg (sechs), Pfalzgrafenweiler (zehn), Schopfloch (elf), Seewald (zehn), Waldachtal (0), Wörnersberg (0).