Die Biomüllverwertungsanlage in Freudenstadt hat immer noch mit Problemen zu kämpfen. Foto: Breitenreuter

Verwertungsanlage in Freudenstadt kommt immer wieder ins Stocken. Fehlbetrag um 50 Prozent höher als erwartet.

Kreis Freudenstadt - Die Bioabfallverwertungsanlage in Freudenstadt funktioniert noch nicht so, wie sie eigentlich sollte. Dies wurde bei der Vorlage des ersten Geschäftsberichts der Bioenergie Freudenstadt GmbH im Technischen Ausschuss des Kreistags deutlich.Vor nicht ganz einem Jahr ging die Anlage im Freudenstädter Gewerbegebiet Sulzhau in Betrieb. Die Betreibergesellschaft Bioenergie Freudenstadt wurde vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises und von den Stadtwerken Freudenstadt GmbH & Co. KG gegründet, um den Biomüll aus dem Kreis Freudenstadt und aus Teilen Pforzheims ortsnah zu behandeln und zu verwerten. Das in der Anlage erzeugte Gas wird von den Stadtwerken in ihren Blockheizkraftwerken im Krankenhaus Freudenstadt als Brennstoff eingesetzt.

Im Jahresbericht ist ein Fehlbetrag von knapp 274 000 Euro ausgewiesen. Ursprünglich waren nur 180 000 Euro Minus geplant, erläuterte Rainer Schuler, einer der Geschäftsführer der Bioenergie Freudenstadt. Als Gründe für diesen höheren Verlust nannte er die etwas verspätete Inbetriebnahme der Anlage, Probleme bei der Gasaufbereitung und die Qualität des Biomülls.

Landrat Klaus Michael Rückert ließ trotz des negativen Ergebnisses keinen Zweifel daran, dass die Investition in die Biomüllverwertung direkt im Landkreis vernünftig und sinnvoll war. So eine komplexe Anlage benötige eben eine gewisse Zeit, um zu 100 Prozent zu funktionieren. Kreisrat Ernst Wolf (FDP) machte verschiedene kritische Bemerkungen zum Geschäftsbericht der Bioenergie Freudenstadt. Den um 50 Prozent höheren Jahresfehlbetrag als geplant konnte er nicht gut heißen. Auch den Personalaufwand von rund 95 000 Euro fand er im Verhältnis zu den Umsatzerlösen von knapp 105 000 Euro "nicht günstig". Er fragte auch, warum man von den Unwägbarkeiten beim Betrieb der Anlage vorher nichts gewusst habe. Der Biomüll, der in Freudenstadt angeliefert werde, sei sehr heterogen, antwortete Landrat Klaus Michael Rückert. Um die vielen Fremdstoffe aus dem Abfall zu bringen, habe der Landkreis eine Informationsoffensive gestartet, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn die Fremdstoffe, wie zum Beispiel Kunststoffbeutel, seien ein wesentlicher Grund, warum die Anlage immer wieder ins Stocken gerät. Rainer Schuler ergänzte, dass eben durch diese Probleme der Personaleinsatz im vergangenen Jahr intensiver gewesen sei als geplant. So müssten zum Beispiel Mitarbeiter auch nachts und sonntags in den Betrieb, obwohl die Anlage eigentlich automatisiert 24 Stunden am Tag laufen sollte. Auch habe man den Anbieter für die Aktivkohle, mit der der Schwefelwasserstoff im Gas reduziert wird, wechseln müssen. Jetzt habe man wesentlich bessere Ergebnisse, betonte Schuler. Die Gasausbeute sei sehr gut. "Wir machen Fortschritte."

Neben den kompostierbaren Biomüllbeuteln aus Kunststoff, die von vielen Haushalten gerne verwendet werden, aber Gift für die Biomüllverwertungsanlage sind, mache auch zu viel Grasschnitt der Technik zu schaffen, weil er die Anlage verstopft, erläuterte Rainer Schuler weiter.

Im Zusammenhang mit den Fremdstoffen im Biomüll fragte Kreisrat Kurt Kirschenmann (SPD) nach Kontrollen der Mülleimer. Kontrollen werde man sich vorbehalten, sagte der Landrat. "Zunächst setzen wir auf Informationskampagnen, um den Biomüll qualitativ besser zu machen".

Ein ganz anderes Problem sind die Gärreste in flüssiger und fester Form, die aus der Anlage herauskommen. "Gibt es dafür Abnehmer?", fragte Kreisrat Gerhard Link (CDU). Für 2013 gebe es einen Abnehmer, antwortete Rainer Schuler. Doch die Bioenergie Freudenstadt müsse dafür bezahlen. Ziel sei es jedoch eigentlich, die Gärreste zu verkaufen. Auch für die festen Stoffe (Kompost) gebe es Interessenten. Doch man müsse zunächst die Kunststoffe rausbringen. Kreisrat Gerhard Gaiser (SPD) sah ein weiteres Problem in der neuen Düngeverordnung, die ein Aufbringen von Dünger wie den Gärrest auf Felder stark beschränke. Gaiser befürchtete, dass eventuell der Gärrestbehälter an der Bioabfallverwertungsanlage vergrößert werden muss. Doch Rainer Schuler gab sich zuversichtlich. Er will noch mehrere Abnehmer rekrutieren, um den flüssigen Gärrest los zu bekommen.

Kreisrat Daniel Wochner (FDP) hob hervor, dass die Situation seiner Fraktion nicht gefalle und sie sich deshalb bei der Feststellung des Geschäftsberichts enthalte. Am Ende waren es vier Enthaltungen. Der Rest der Ausschussmitglieder stimmte dem Bericht zu.