Der Kreißsaal des Freudenstädter Krankenhauses bleibt bis Monatsende nachts geschlossen. Foto: Hopp

Freiberufliche Hebammen: Rufbereitschaft am Krankenhaus nicht leistbar. Schwangere müssen ausweichen.

Kreis Freudenstadt - Der Kreißsaal des Freudenstädter Krankenhauses bleibt bis zum Monatsende nachts von 22 bis 6 Uhr geschlossen. Das bedauern die niedergelassenen Hebammen im Landkreis sehr.

Dazu äußern sie sich in einer Pressemitteilung. Es gebe "triftige Gründe", dass die freiberuflichen Hebammen keine Rufbereitschaft übernehmen wollen. Die freiberuflichen Hebammen im Kreis seien "zu 100 Prozent ausgelastet und arbeiten bereits am Limit", um ihrem Auftrag gerecht zu werden. Die aktuelle Versorgung des Landkreises mit Hebammen sei schon jetzt "grenzwertig niedrig". Ihr Arbeitsschwerpunkt liege auf der Vorsorge und Begleitung von Schwangeren vor und nach der Geburt. Sie böten Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskurse an und betreuten Mutter und Kind im Wochenbett.

Die Geburtshilfe im Kreißsaal sei hingegen Arbeitsschwerpunkt der angestellten Hebammen. "Sie beherrschen die PC-Programme bei der Patientinnenerfassung, kennen die Arbeitsabläufe im Kreißsaal, sind mit der Logistik im Krankenhaus vertraut und kennen die krankenhausinternen Abläufe bei Notfällen", heißt es in der Mitteilung weiter. Freiberufliche Hebammen sollten eine zusätzliche Haftpflichtversicherung für Geburtshilfe abschließen, sobald sie in der Geburtshilfe tätig werden. Dies ist eine Empfehlung des Hebammenverbands. Somit wäre die Übernahme der Rufbereitschaft mit zusätzlichen Kosten für die Hebammen verbunden. Der Grund, dass Hebammen keine Rufbereitschaft im Landkreis übernehmen, sei somit nicht fehlender Wille, sondern zeuge vielmehr von einem sehr hohen Verantwortungsbewusstsein gegenüber den schwangeren Frauen.

Engpass war vorhersehbar

Zur Überbrückung des aktuellen Hebammennotstands im Kreißsaal machen die Hebammen im Landkreis folgende Vorschläge: Nach ihrem Kenntnisstand seien derzeit mindestens drei angestellte Hebammen in Elternzeit. Diese Hebammen seien die richtigen Ansprechpartnerinnen für eine Rufbereitschaft. Außerdem sollten die Arbeitsbedingungen am Krankenhaus "überdacht und attraktiver gemacht" werden. Im Gegensatz zu anderen Häusern, müssten Hebammen am Freudenstädter Krankenhaus zum Beispiel den Kreißsaal nach jeder Geburt selbst reinigen. Die dafür erforderliche Zeit von mindestens einer Stunde und die ohnehin überbordende Dokumentationspflicht fehlten bei der effizienten Betreuung der Schwangeren. Zusätzlich sollte die Rufbereitschaftspauschale "angemessen bezahlt" werden. Unverständlich seien die aktuellen Personalprobleme auch deswegen, weil sich der Mangel an Hebammen im Oktober 2016 abgezeichnet habe, als zwei Hebammen mit insgesamt 150 Prozent Stellenumfang gekündigt hätten.

Die vorübergehende Schließung des Kreißsaals betrachten die freien Hebammen mit großer Sorge. Wenn die meisten Geburten morgens zwischen 8 und 9 Uhr erfolgen, setzen die Wehen nachts ein. Die Hebammen sehen zudem die Gefahr, dass die ohnehin hohe Kaiserschnitt-Rate im Freudenstädter Krankenhaus (30 bis 40 Prozent bei 1100 Geburten) weiter steigt, damit bis 22 Uhr der Kreißsaal geschlossen werden könne.