Auf Plakaten werben die Parteien und Wählergruppen um Stimmen. Bei der Kommunalwahl dürfen erstmals auch 16- und 17-jährige Jugendliche wählen. Doch das Interesse scheint eher gering zu sein. Foto: Breitenreuter/ Montage: Weber

Was 16- und 17-jährige Jugendliche motiviert oder davon abhält, erstmals zur Kommunalwahl zu gehen.

Kreis Freudenstadt - Erstmals dürfen in diesem Jahr in Baden-Württemberg 16 - und 17-Jährige bei der Kommunalwahl ihre Stimme abgeben. Was halten junge Menschen im Kreis Freudenstadt davon? Der Schwarzwälder Bote hat sich umgehört.

Die erste Wahl bedeutet für junge Kreiseinwohner Verantwortung zu übernehmen und ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zu zeigen. "Wählen ab 16 Jahren könnte das Interesse von Jugendlichen fördern. Wählen gehen oder selbst für den Gemeinderat zu kandidieren und damit ein Verständnis für die eigene Gemeinde zu entwickeln, ist für 16- und 17-Jährige durchaus nützlich," ist die Meinung von Andreas Bronner (17) aus Grüntal.

Viele Begriffe und Themen sorgen aber bei der jungen Bevölkerung eher für wenig Begeisterung. Deshalb stellen sich oft die Fragen, für welche Projekte soll man sich engagieren? Wie kann man persönliche Interessen in der Gemeinde einbringen? Die Vorurteile zwischen Jung und Alt seien in der heutigen Kommunalpolitik ein Hindernis, da oft große Differenzen bei den politischen Ansichten zwischen beiden Generationen bestünden, meint Sven Kopf (23), der für die Freien Wähler und CDU in Dornstetten für den Gemeinderat kandidiert. Verantwortung zu übernehmen und die eigene Stimme zu erheben biete aber viele Möglichkeiten, die Interessen der eigenen Altersgruppe durchzusetzen, ergänzt er.

"Das Interesse an jugendbezogenen Themen besteht definitiv. Freizeitmöglichkeiten oder das Schulsystem sind Bereiche, die wir gerne stärker vertreten würden", so die Auffassung des 17-jährigen Niklas Müller.

Die Einstellung zu der Wahl ab 16 ist also bei vielen jungen Bürgern positiv. "Da bei kommunalen Entscheidungen nicht allzu oft Dinge angesprochen werden, die junge Menschen interessieren, sieht die Jugend oft auch keine große Chance, sich in der Kommunalpolitik einzubringen", sagt dagegen Erstwählerin Abetare Zejnullahu (17). Oft habe man das Gefühl, von den politischen Vertretern als Jugendlicher nicht ernst genommen zu werden, fügt sie hinzu. Auch aus diesem Grund seien sich viele Heranwachsende unsicher, ob sie ihr Wahlrecht bei der Kommunalwahl überhaupt in Anspruch nehmen werden, meint Rebekka Scholderer (17). "Die Frage ist, ob Jugendliche mit 16 und 17 Jahren in der Lage sind, politische Ansichten zu verstehen, die Folgen ihrer Handlungen abzuschätzen und die Verantwortung dafür zu übernehmen", erklärt Sven Kopf. "Jugendliche sollten sich mehr an der kommunalen Politik beteiligen. Man könne dann nicht nur politische Entscheidungen kritisieren, sondern auch aktiv etwas in der Gemeinde ändern, wenn man unzufrieden damit ist," findet Michael Lutz aus Horb (18). Etablierte politische Vertreter wären somit gezwungen, sich stärker mit den kommunalen Interessen der jungen Wähler auseinanderzusetzen und auf diese einzugehen, meint der Dornstetter Kandidat Sven Kopf.