Noch immer landen zu viele Lebensmittel im Müll. (Symbolfoto) Foto: Burgi

Gegen Lebensmittel-Verschwendung: Fuchtel wirbt für Wettbewerb "Zu gut für die Tonne!" Mit Kommentar

Kreis Freudenstadt - Lebensmittel, die noch genießbar sind, sollten nicht weggeworfen werden. Das sagt der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU). Deshalb wirbt er für den Wettbewerb "Zu gut für die Tonne!", den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgeschrieben hat. Teilnehmen kann jeder.

Der Parlamentarische Staatssekretär im BMEL will in seinem Wahlkreis Calw/Freudenstadt nicht nur zur Teilnahme ermuntern, sondern die Verbraucher auch für das Thema sensibilisieren, heißt es in einer Pressemitteilung des Abgeordnetenbüros. "Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was sie mit ihrer Kaufentscheidung bewegen können", sagt Fuchtel. Er verweist darauf, dass Nachhaltigkeit und Wertschätzung gerade auch beim Thema Lebensmittelverschwendung eine entscheidende Rolle spielen. "Das beginnt bereits zu Hause, wo zu viele Lebensmittel einfach im Müll landen", so der CDU-Politiker. "Genau hier fängt effektiver Ressourcen- und Klimaschutz an."

Jährlich fielen allein in Deutschland rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel-Abfälle an, davon 4,4 Millionen in Privathaushalten. Das Bundesministerium wolle bis 2030 die Lebensmittelverschwendung auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbieren. Mit der 2019 beschlossenen nationalen Strategie rücke das Ministerium auch Verantwortliche aus Produktion, Handel und Industrie sowie Großverbraucher stärker in den Brennpunkt.

Jury vergibt Preise

Jeder könne dazu beitragen, diese Müllberge zu reduzieren. Innovative und pfiffige Ideen von engagierten "Lebensmittelrettern" sollen mit dem Bundespreis gefördert und auszeichnet werden. Er hofft auch auf Kandidaten aus dem Nordschwarzwald.

Egal ob etabliertes Unternehmen, Firmengründer, Gastronomie, landwirtschaftlicher Betrieb, wissenschaftliche Einrichtung, Privatperson, Nichtregierungsorganisation, Kommune oder Initiative – jedes Projekt entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit einem innovativen Ansatz zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung könne dazu eingereicht werden. Die Ideen werden von einer Expertenjury bewertet, die außerhalb der regulären Kategorien auch Förderpreise vergibt, die mit insgesamt 15 000 Euro dotiert sind.  Bewerbungen für den Bundespreis 2020 können bis zum 13. Oktober direkt eingereicht werden www.bundespreis.bmel.de.

Kommentar: Alte Rezepte

Von Volker Rath

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel fliegen statistisch jährlich in den Abfall – das sind umgerechnet 440.000 volle Sattelzüge. Oder 880.000 überflüssige Fahrten mit 40-Tonnern, weil Fleisch, Obst und Gemüse erst mal hergeschafft werden müssen, bevor man es wegschmeißen kann. Bei 30 Litern Diesel, die ein Brummi auf 100 Kilometer schluckt – dafür kann man lange sein altes Auto weiterfahren. Schön, dass die Regierung den Klimaschutz für sich entdeckt. Die Vorgabe, bis 2030 am System spürbar etwas zu ändern, ist unverbindlich genug. Wer gleich etwas tun will, braucht weder zu warten noch bahnbrechend neue Ideen. Es ist ein guter Zeitpunkt, sich auf die alte Schwarzwälder Tugend der Komplettverwertung zu besinnen, etwa in der Küche – "Resteessen" wie Ofenschlupfer und Gaisburger Marsch sind lecker. Oder einfach weniger einkaufen. Das spart dazu noch richtig Geld.