Die Masern sind auf dem Vormarsch, da hilft ein Impfschutz, sagen Experten. Im Kreis Freudenstadt liegt die Zahl der Erst- und Zweitimpfungen über dem Landesdurchschnitt. Foto: Carstensen/Scheidemann

Im Kreis Freudenstadt sind 86,5 Prozent gegen Masern geimpft. Infektionskrankheit breitet sich zunehmend aus.

Kreis Freudenstadt - Experten warnen: Die Masern sind europaweit auf dem Vormarsch. In Freudenstadt wird die Impfung von Kleinkindern allerdings ernst genommen. 86,5 Prozent der Kinder unter zwei Jahren sind hier gegen Masern geimpft – ein Spitzenwert im Nordschwarzwald.

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm. Ihr Ziel, die Masern in Europa bis 2015 endgültig auszurotten, scheint durch die Impfmüdigkeit in Deutschland nicht mehr erreichbar zu sein. Das ruft sogar das Bundesgesundheitsministerium auf den Plan, das eine Impfpflicht prüft. Innerhalb der offiziellen Impfstatistiken der Bundesländer nimmt Baden-Württemberg mit 57,7 Prozent den vorletzten Platz ein, wenn es ums Impfen geht. Nur Bayern ist noch schlechter. Glaubte man noch 2012 mit 166 Fällen bundesweit das Ziel der Ausrottung bis 2015 zu schaffen, wurden die Experten Mitte Juli diesen Jahres mit 1207 Masernerkrankungen eines Besseren belehrt.

Wie AOK-Geschäftsführer Hartmut Keller betont, sind auch im Nordschwarzwald die Unterschiede bei der Impfbereitschaft groß. Dort liegen die Impfraten bei Kindern bis zu zwei Jahren weit auseinander. Der Kreis Freudenstadt liegt bei der Erstimpfung mit 86,5 (Landesschnitt 85,8 Prozent) am höchsten, gefolgt von der Stadt Pforzheim mit 86 Prozent, dem Enzkreis mit 81,5 Prozent und dem Kreis Calw mit 79 Prozent.

Ähnlich verhalte es sich bei der Zweitimpfung, so Keller. Auch hier weise der Kreis Freudenstadt mit 63,2 Prozent (Landesschnitt 62) die höchste Imfprate auf, danach folgen die Stadt Pforzheim mit 61,6 Prozent, der Enzkreis mit 54,2 Prozent und der Kreis Calw mit 44,8 Prozent.

Mit der zweiten Impfung, die frühestens vier Wochen nach der ersten vorgenommen werden sollte, werden Impflücken geschlossen, um auch dann den entsprechenden Impfschutz zu gewährleisten, wenn bei der ersten Impfung nicht genügend Antikörper gebildet wurden. Nach einer zweifachen Impfung entwickeln mehr als 99 Prozent der Geimpften eine lebenslange Immunität.

Mehr als "nur" eine Krankheit

Hartmut Keller: "Masern sind mehr als nur eine Kinderkrankheit. Meistens treten sie im Kindergarten oder in der Schule auf, weil sich Kinder in Gruppen leichter anstecken. Aber der Krankheitsverlauf ist oft ernst, auch für die Eltern." Das Tückische an Masern sei, auch nach Jahren könne aus einer überstanden gedachten Masernerkrankung ohne Impfschutz eine Hirnhautentzündung entstehen, oder es kann zu anderen Spätfolgen bis hin zum Tod kommen.

Masern sind eine durch ein Virus hervorgerufene, hoch ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem Kinder trifft. Neben den typischen roten Hautflecken ruft die Erkrankung Fieber und einen erheblich geschwächten Allgemeinzustand hervor. Es können außerdem in manchen Fällen lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündungen auftreten.