Die Kartoffel – in Dettingen war sie einst sogar Auslöser für einen Tumult. Foto: Seidel/Remmers

Seit etwa 280 Jahren ist Erdapfel in Region beheimatet. Bürger bauten Früchte zum Ärger der Klosterherren selbst an.

Kreis Freudenstadt - Der schwäbische Kartoffelsalat ist legendär – doch einst mussten die Menschen ohne die Kartoffel auskommen. Seit etwa 280 Jahren gibt es in der Region Kartoffeln.

Noch in den 50er-Jahren sah man im Herbst überall Menschen auf den Feldern. Sie waren damit beschäftigt, Kartoffeln aufzulesen. Als Schüler konnte man sich mit dieser Arbeit bei größeren Bauernhöfen sein Taschengeld verdienen, dazu gab es noch ein herzhaftes Vesper.

Erlass in Preußen kam erst 1756

Auf den Höhen um Horb sah man damals überall Kartoffelfeuer brennen. Das abgestorbene Kraut der Kartoffeln wurde verbrannt, in das Feuer wurden frisch geerntete Kartoffeln hineingelegt. Nach einiger Zeit wurden die Kartoffeln aus der Asche geholt. Bei ihrem Verzehr verbrannte man sich meistens die Finger und den Mund, trotzdem waren die im Feuer gegarten Kartoffeln eine beliebte Speise bei der Feldarbeit.

Heute ist die Kartoffel auf unserem Tisch nicht mehr wegzudenken. Man könnte vermuten, dass dies schon immer so war. In Dettingen wurden die ersten Kartoffeln um 1730 angepflanzt, das scheint sehr früh, wenn man bedenkt, dass Friedrich der Große erst 26 Jahre später, nämlich 1756, mit einem Erlass den Anbau von Kartoffeln in Preußen förderte. Als Kartoffelbefehl war dieser Erlass in die Geschichte eingegangen.

Zu dieser Zeit standen die fünf Dörfer Glatt, Dettingen, Dettlingen, Dießen und Dettensee unter der Herrschaft des Schweizer Benediktiner-Klosters Muri. Aus einem Beschwerdeschreiben des Dettinger Statthalters Beutler geht hervor, dass es in Dettingen nicht die Herrschaft war, die den Kartoffelanbau förderte und unters Volk brachte. Im Gegenteil, zum Ärgernis der Klosterherren bauten die Dettinger selbst die von ihnen als Erdbirne oder auch Erdapfel bezeichneten Früchte vermehrt an.

Der damalige Statthalter Beutler schrieb im Jahr 1761, dass diese Art Erdfrüchte vor 25 bis 30 Jahren hier bekannt geworden wären, vorher habe man von diesen Feldfrüchten nichts gewusst. Damals habe zwar hier und dort der eine oder andere einen Versuch damit gemacht. Seit einigen Jahren habe sich die Anpflanzung der Erdäpfel jedoch beträchtlich gemehrt.

Weil bisher für die Kartoffeln von der Herrschaft keine Abgabe als Zehnten verlangt wurde, sah der Statthalter die Einnahmen der Herrschaft schwinden. Beuteler wollte nun auch für die Kartoffeln die Abgabe des Zehnten einführen, darauf kam es in Dettingen zu einem heftigen Tumult.

Dieser Tumult war der Grund dafür, dass der damalige Statthalter den ersten Anbau von Kartoffeln überhaupt aufgeschrieben hatte. Deswegen ist heute bekannt, seit wann es in der Region Kartoffeln zum Sauerkraut gibt.

Was hat man wohl vor 280 Jahren zum obligatorischen Grundnahrungsmittel Sauerkraut als Beilage gegessen? Vielleicht Erbsenpüree, Spätzle oder Weck-, also Brotknödel? Ohne die Kartoffeln sähe auch der heutige Speiseplan ganz anders aus.

Es wird trotzdem noch ein weiter Weg gewesen sein, bis auch die letzte Dettingerin gelernt hatte, dass man aus den "Headäpfeln", wie die Kartoffeln später im Dorf genannt wurden, auch Kartoffelsalat zubereiten konnte.