"Kopflos" scheint eine Rotwildkuh, die hinter einem umgestürzten Baum nach Futter sucht. Diese Szene, aufgenommen in einem Wildgehege, könnten Besucher mit etwas Glück auch im Nationalpark beobachten. Foto: Ossinger

Arbeitskreis: Nationalpark braucht für gelingenden Waldumbau ein effektives Wildtiermanagement.

Region - Ist die Jagd in einem Nationalpark verboten oder dringend nötig? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Experten im regionalen Arbeitskreis Wildtiermanagement, die dem Nationalparkgutachten zuarbeiten. Ihr Fazit: Ohne Jagd droht das ganze Projekt zu scheitern.

Doch die Jagdformen werden sich wohl ändern müssen. Das Wild in den hiesigen Wäldern gehört durchaus zu den Feinschmeckern, und es weiß, was gut ist: Die jungen Tannen- und Buchensprösslinge sind so etwas wie der "Rostbraten" auf der Wildspeisekarte, die strubbligen Fichtentriebe fallen eher in die Kategorie "Schwarzwurst". Und wer wählt schon Wurst, wenn er Braten haben kann?

Der Wildverbiss an den Jungpflanzen, bei der Waldverjüngung ohnehin ein Problem, schlägt bei einem Nationalpark noch mehr zu Buche. Denn dort soll in einem Entwicklungszeitraum von 30 Jahren der Wald partiell umgebaut werden, um eine unerwünschte Vermehrung des auf Fichten spezialisierten Borkenkäfers zu verhindern. An bisher fichtendominierten Standorten soll durch den Umbau ein Tannen- und Buchen-Bergmischwald entstehen, in dem also reichlich "Rostbraten" im Angebot wäre.

Da natürliche Feinde wie Luchs, Bär und Wolf schon lange ausgerottet sind, spielt folglich die Jagd eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Wildbestands und somit auch bei der Sicherung des Projekts "Waldumbau".

Bei Rotwild und Rehen gehen die Experten des Arbeitskreises für den Suchraum des Nationalparks von einer ohnehin schon sehr hohen Population mit steigender Tendenz aus. Lediglich beim Schwarzwild wird der Anstieg der Population im Suchraum aufgrund der Hochlagen als "wenig dramatisch" eingeschätzt. Eine Unbekannte ist bei dieser Prognose allerdings der Klimawandel, der die Bestandsentwicklung langfristig ändern könnte.

Jagd in der Kernzone unterlassen

Einigkeit herrscht im Arbeitskreis darüber, dass der Waldumbau zum Bergmischwald nur mit einem effektiven Wildtiermanagement und einer hohen Jagdintensität erreicht werden kann. Langfristiges Ziel der Experten ist es, die Jagd in der Kernzone zu unterlassen. Das Wildtiermanagement sollte daher möglichst effektiv am Rand der Nationalpark-Kulisse in der Entwicklungs- und Managementzone stattfinden. Lediglich bei Schäden, die nicht in der Managementzone behoben werden können, empfehlen die Experten Ausnahmen zu machen und im Kernbereich einzugreifen.

Insgesamt, so die einhellige Meinung, sollte sich die Flächen- und Kernzonenauswahl eines Nationalparks daher am Wildtiermanagement orientieren und so getroffen werden, dass möglichst viele Außenbereiche des Parks an Staatswald und möglichst wenige an Privat- und Kommunalwald grenzen.

Um Anrainer vor Wildschäden zu schützen, so eine weitere Empfehlung, sollte eine Konzeption zum Wildtiermanagement innerhalb und außerhalb des Nationalparks erstellt werden, die sich an den Lebensraumansprüchen des Wilds sowie den Zielsetzungen des Nationalparks und der Waldbewirtschaftung außerhalb des Nationalparks orientiert. Dieses großräumige, auch über den Nationalpark hinausgehende Wildtiermanagement brauche Personal, das die Jagd nach Raum und Zeit synchronisieren kann und Jäger, die für ein großräumiges Wildtiermanagement geschult werden. Empfohlen wird zudem eine genaue Beobachtung der Wildtiere und des Wildschadens im Nationalpark und in angrenzenden Gebieten auf wissenschaftlicher Basis.

Ebenfalls vorgeschlagen werden Intervalljagden, die Ausstattung des Nationalparks als eigene untere Jagdbehörde, die Erstellung von Konzepten für die Lenkung der Besucher sowie der Bau von Wildgehegen, damit Parkbesucher die Tiere auch erleben können.