Zahlreiche Straße wurden überflutet, darunter die Ortsdurchfahrt Röt. Sandsäcke und Spundwände verhinderten Schlimmeres. Foto: Feuerwehr

Nach dem Sturm kommt das Wasser. Neckarpegel in Horb sinkt wieder. Feuerwehren im Dauereinsatz.

Kreis Freudenstadt - Erst kam der Sturm, dann das Wasser: Am Wochenende herrschte im Kreis Freudenstadt Hochwasser-Alarm. Heftig betroffen waren dabei die Gemeinden Baiersbronn und Bad Rippoldsau-Schapbach sowie Alpirsbach. Horb kam offenbar glimpflich davon.

Nach den heftigen Regenfällen stiegen die Pegel der Flüsse und Bäche in allen Städten und Gemeinden des Landkreises, teilt die Kreisfeuerwehr mit. Rund 120 Einsatzkräfte der Feuerwehr Baiersbronn waren in allen Ortsteilen unterwegs. Entlang der Murg, der Schönmünz und des Forbachs bauten sie mit Sandsäcken und Holzdielen Barrieren gegen das steigende Wasser. Außerdem pumpten sie vollgelaufene Keller aus. Zahlreiche Straßen wurden überflutet und mussten teilweise für den Verkehr gesperrt werden.

Ähnlich habe es in Alpirsbach ausgesehen. Hier drohte die Kinzig auf die B 294 überzulaufen. Die Feuerwehr Alpirsbach war mit rund 50 Mann aller Abteilungen im Einsatz, um die Wassermassen möglichst schadlos abzuleiten. Insbesondere in Ufernähe mussten zahlreiche Keller ausgepumpt werden. Entlang der B 294 wurden vorsorglich Spundwände zur Kinzig hin aufgebaut.

Spundwände bieten Schutz

In Bad Rippoldsau-Schapbach war größtenteils der Ortsteil Schapbach betroffen. Hier liefen entlang der Wolf in der Ortsmitte zahlreiche Keller voll. Die Feuerwehr baute entlang der Wolf an der Landesstraße  96 Spundwände auf. Die Straße von Bad Rippoldsau nach Schapbach wurde für den Verkehr gesperrt. Im Gewann Tös sind nach den starken Regenfällen am Donnerstag zwei große Muren mit Bäumen auf die Wolfpromenade niedergegangen. Die Stämme wurde aus der Wolf gezogen, doch die Erdmassen auf der Wanderpromenade können erst beseitigt werden, wenn es abgetrocknet ist.

An der Glatt in Dornstetten überwachte die Feuerwehr die Pegel, in Seewald liefen Keller voll. In Loßburg gab es Sturmschäden und überschwemmte Keller. In Freudenstadt war in der Lauterbadstraße ein großer Baum über die Straße auf ein parkendes Auto gekracht.

Auf Hochtouren wurde im zentralen "Sandsack-Füllzentrum" bei einer Baufirma im Gewerbegebiet Wittlensweiler gearbeitet. Weit mehr als 1000 Sandsäcke wurden gefüllt und nach Bedarf im gesamten Landkreis ausgeliefert, so Marc Fischer, Pressesprecher der Feuerwehr im Landkreis. Bis Mitternacht wurden über die Leitstelle Freudenstadt 136 Einsätze abgearbeitet. Die Leitstelle war mit drei Disponenten besetzt; Kreisbrandmeister Frank Jahraus und sein Stellvertreter Florian Möhrle waren im Landkreis unterwegs, um die jeweilige Lage vor Ort einzuschätzen und die Einsätze zu koordinieren. Die Bürgermeister der betroffenen Städte und Gemeinden waren ebenfalls unterwegs, auch Landrat Klaus Michael Rückert informierte sich ständig über die aktuellen Entwicklungen.

Linie S8 noch gesperrt

Weiterhin beeinträchtigt ist der Schienenverkehr. Die Strecke der Gäubahn zwischen Freudenstadt Hauptbahnhof und Eutingen im Gäu Bahnhof ist weiterhin blockiert. Die Stadtbahnen der Linie S8 können dort noch bis voraussichtlich Montag gegen 17 Uhr nicht verkehren. Busse der Firma Weiss, die im Stundentakt fahren, überbrücken den Abschnitt. Abfahrt ist jeweils zur Minute 17, sowohl in Freudenstadt als auch in Eutingen. Ursprünglich sollte die Strecke am Freitagnachmittag wieder befahrbar sein, teilte die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) mit. Aufgrund eines defekten Turmtriebwagens konnte die DB Netze AG als Betreiberin der Strecke eine zentrale Stromleitung bislang nicht reparieren.

Gut funktioniert hat offenbar das Hochwasser-Management entlang der Glatt. "Wir haben alles im Griff. Die Pegelstände konnten dank der Hochwasserrückhaltebecken im Planbereich gehalten worden", sagte Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer am Freitag. Er ist Vorsitzender des Zweckverbands Hochwasserschutz im Einzugsbereich der Glatt. "Im ganzen Glattal hätte es zu Überflutungen kommen können", ist sich Pfeifer sicher.

In Horb entspannt sich die Hochwasserlage. Die dortigen Einsatzkräfte waren seit Donnerstagabend unterwegs, teilt die Feuerwehr mit. Der erste Alarm ging um 18.46 Uhr ein, aus dem Stadtteil Dießen. Dort unterspülte aufsteigendes Grundwasser beim Sägewerk eine Mauer.

Aufgrund des starken Anstiegs des Neckarpegels und der Vorhersage über den weiteren Anstieg in der Nacht, wurde später die Abteilungen Altheim, Dettensee und Rexingen alarmiert, die mit Unterstützung der Abteilung Stadt den mobilen Hochwasserschutz entlang des Neckarufers aufbauten. "Trotz widriger Wetterbedingungen waren die Dammbalken vom Martin-Gerbert-Gymnasium über das Alte Freibad bis hin zum Flößerwasen innerhalb einer guten Stunde angebracht und das Brückengeländer am Flusskraftwerk vorsorglich entfernt, um für ein drohendes Hochwasser gewappnet zu sein", so Christian Volk, Pressesprecher der Feuerwehr Horb. Der Neckarpegel stieg bis am Freitagmorgen um 4.15 Uhr auf 3,73 Meter. Seither entspanne sich die Lage wieder, und der Pegel sinke. Die Abteilung Dettingen rückte zu einem umgestürzten Baum auf der K 4761 Richtung Dürrenmettstetten aus. Innerhalb kurzer Zeit konnte sie wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Bärenpark trifft es hart

Heftig erwischt hat es den Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach. Die Parkleitung spricht von einem "massiven Hochwasser". Das Team sei "vier Tage durchgängig im Einsatz" gewesen. Das Schlimmste sei zwar überstanden. "Doch in der nächsten Zeit werden uns die Chaos-Tage noch eine Weile beschäftigen", so die Parkleitung. Nach erster Bilanz seien zwei Zäune kaputt gegangen, ein Hang abgerutscht und mehrere Bäume umgestürzt. Sowohl das Wolfsrückzugsgebiet als auch der "Kreisel" seien überschwemmt worden, etliche Wege ausgespült. Sämtliche Ab- und Zuläufe seien verstopft, Stromzufuhr und Kamerasystem beschädigt worden. Dazu komme, dass dem Park mehrere Tageseinnahmen fehlten. Der Schaden belaufe sich nach ersten Schätzungen auf 11.500 Euro. Die Einrichtung hofft auf Spenden. Zum Glück seien alle Tiere im Park "wohlauf".

Info: Tipps zu Versicherungsfällen

Ansprechpartner: Die Schadenregulierer der Sparkassen-Versicherung (SV) sind bereits aktiv. Schäden an Haus, Hausrat oder Auto durch Sturm, Hagel oder Starkregen sollen "unverzüglich" gemeldet werden. Die Telefonnummer sowie ein Online-Formular sind auf der Internetseite www.sparkassenversicherung.de/content/privatkunden/service/kontakt/ hinterlegt. Ansprechpartner sind ferner die SV-Geschäftsstellen und alle Geschäftsstellen der Sparkassen.

Was ist zu tun? Um die Schadenregulierung so einfach und schnell wie möglich abwickeln zu können, rät die SV den Kunden, die Schäden zu fotografieren. Erste Maßnahmen, die den Schaden mindern, wie das Leerpumpen und Trocknen beschädigten Räume, sollten umgehend veranlasst werden. Die dafür anfallenden Kosten werden grundsätzlich vom Versicherer im vertraglichen Rahmen übernommen. Zudem sei eine Auflistung aller beschädigten Gegenstände erforderlich.

Was ist versichert? Klassische Wohngebäude- und Hausratversicherungen decken Schäden ab, die durch Sturm und Hagel entstehen – allerdings nur, wenn das Sturmrisiko mitversichert ist, was bei den meisten Policen der Fall sei. Ein Blick vor allem in ältere Versicherungsbedingungen sei ratsam. Denn nicht jede Police biete diesen Schutz. Grundsätzlich gelte: Sturm herrscht laut Definition ab Windstärke acht, also ab einer Windgeschwindigkeit von 62 Stundenkilometern.

Eine Gebäudeversicherung sichere Sturm- und Hagelschäden an Gebäuden durch umgefallene oder abgebrochene Bäume, Äste, Schornsteine sowie Masten ab. Die Versicherung zahle auch bei abgedeckten Dächern, eingedrückten Fensterscheiben sowie Schäden, die durch eindringende Niederschläge entstehen. Für Gebäude, die sich noch im Bau befinden, benötigen Häuslebauer eine Bau-Leistungsversicherung. Verwüsten Sturm und Hagel die Wohnungseinrichtung, springe die Hausratversicherung ein. Diese komme auch für Folgeschäden auf, wenn beispielsweise das Dach abgedeckt und die Wohnungseinrichtung beschädigt wurde.

Elementarschäden Schäden an Gebäuden und am Hausrat, die durch Überschwemmungen entstehen, werden als Elementarschäden bezeichnet, so die SV. Dafür benötigen Immobilienbesitzer eine extra Elementarschadenversicherung, die mit der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung abgeschlossen werden kann. Falls der Blitz direkt in Gebäude oder Einrichtungsgegenstände einschlägt, übernimmt in der Regel die Wohngebäude- oder Hausratversicherung den Schaden. Schäden an Elektroinstallationen und -geräten durch blitzbedingte Überspannung sind meist ebenfalls über die Wohngebäude- oder Hausrat-Police versichert.

Schäden an Fahrzeugen Sturm-, Hagel- und Überschwemmungsschäden an Autos oder Motorrädern decke die Teil- oder Vollkaskoversicherung. Die Teilkasko zahle bei Schäden, die durch die unmittelbare Einwirkung des Sturms oder Hagels entstehen, etwa durch umherfliegende Gegenstände wie Ziegel oder Äste. Reine Sturm- und Hagelschäden würden immer über die Teilkaskoversicherung reguliert. Wenn etwa ein Auto während der Fahrt durch eine Sturmböe von der Straße abkommt, ist dies ein Vollkaskoschaden.

Der Versicherer übernimmt bei Sturm-, Hagel und Überschwemmungsschäden die Kosten für die Reparatur des Fahrzeugs, sofern kein Totalschaden eingetreten ist. Bei einem Totalschaden ersetzt die Versicherung den Wiederbeschaffungswert. Bei der Ermittlung des Restwerts sind unter anderem Alter, Laufleistung und Ausstattung eines Autos maßgeblich.