Freudenstadt wird jetzt auch Hochschulstandort. Foto: dpa

Horb hat das Nachsehen. Verein trifft Entscheidung. Für OB Julian Osswald ist es "ein Quantensprung".

Kreis Freudenstadt - Freudenstadt und nicht Horb bekommt einen Hochschulcampus. Diese Entscheidung traf am Freitag der Verein Hochschulcampus Nordschwarzwald nach einer "eingehenden Diskussion im Steuerkreis", wie es in einer Pressemitteilung heißt.

"Wir haben uns die Standortentscheidung nicht leicht gemacht", betonte Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald und Vorstandsmitglied des Vereins Hochschulcampus Nordschwarzwald (HSC). Neben Freudenstadt hatte sich auch Horb als Standort für das Studienzentrum empfohlen.

Nach intensiven Prüfungen beider Konzepte im Steuerkreis des Vereins, in dem auch die Vertreter der Maschinenbaufakultäten der Universität Stuttgart mitwirken, habe sich der Vereinsvorstand dazu entschlossen, vorerst die Verhandlungen mit der Stadt Freudenstadt weiter zu betreiben, heißt es in einer Pressemitteilung der IHK. In den Beratungen sei nun ein Punkt erreicht worden, in dem der Standort in Freudenstadt aufgrund des sehr guten Gesamtkonzepts und dessen Ausbaumöglichkeiten klar präferiert werde.

Weitere Gespräche mit der Stadt sollen in den nächsten Wochen geführt werden. Dabei gehe es darum, die zugesagten Entwicklungsschritte und die Langfristigkeit der Unterstützung durch die Stadt Freudenstadt sicherzustellen. Die offizielle Entscheidungsreife solle bis zur nächsten Mitgliederversammlung des Hochschulcampusvereins im Mai erreicht werden, heißt es weiter.

Für den Campus ist ein Areal in der Nähe des Hauptbahnhofs vorgesehen, auf dem ein Studien- und Forschungszentrum in einem bestehenden Gebäude umgebaut und später erweitert werden kann. In mehreren Ausbaustufen soll das Projekt entstehen.

Nach Darstellung der Unternehmer, die den Verein Hochschulcampus Nordschwarzwald initiiert haben, spreche für den Standort in Freudenstadt die unmittelbare Lage am Hauptbahnhof und die gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Ein wichtiger Punkt seien zudem Wohnmöglichkeiten für Studierende auf dem Campus, die eigens dafür gebaut werden sollen.

"Ein Quantensprung für Freudenstadt", sagt Oberbürgermeister Julian Osswald. Es gehe für die Stadt ein Traum in Erfüllung, den seine Vorgänger schon hatten. "Wir müssen jetzt schnell reagieren", denn bereits im kommenden Sommersemester soll es nach den Plänen der Uni Stuttgart Laborübungen für die Studierenden bei Unternehmen geben. Sukzessive soll dann auf dem Campus Freudenstadt ein Lehr- und Forschungslabor aufgebaut werden. "Die Universität hat viele Praktikanten, und unsere Unternehmen suchen sie", sagt Osswald. Der Campus in Freudenstadt werde nach einem modularen Konzept entstehen. Das habe dem Verein wohl gefallen.

Osswald selbst ist stolz darauf, dass das Konzept im Bauamt der Stadt Freudenstadt von dessen Leiter Rudolf Müller und seiner Mitarbeiterin Julia Müller-Herzog entwickelt wurde. Etwa 180 junge Menschen sollen in Freudenstadt studieren. "Das wird der Stadt gut tun", ist der Oberbürgermeister überzeugt. Das sei auch eine Chance, Führungskräfte für die Region zu gewinnen.

Für den Bau und Umbau der Gebäude will Julian Osswald einen Investor finden. Die Stadt will die Gebäude dann anmieten. 300 000 Euro sind im aktuellen Haushalt der Stadt für eine Hochschule eingeplant. Pro Jahr würden Stadt und Landkreis jeweils etwa 175 000 Euro für die Hochschule beisteuern müssen. "Die Wirtschaft bezahlt, was im Gebäude passiert, und die Uni schickt die Professoren", so Osswald. "Ohne die Wirtschaft wäre der Campus Nordschwarzwald nicht möglich gewesen", betont er. Die Unternehmer Kurt Schmalz und Klaus Fischer seien die treibenden Kräfte bei dem Projekt.

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger kritisiert, dass die Freudenstädter Pläne bislang nicht öffentlich bekannt geworden sind. Er hofft jetzt auf eine "gute Begründung", warum das Freudenstädter Konzept besser sein soll als das Horber. Und vor allem möchte er dieses Konzept und seine Details kennenlernen.

Rosenberger findet es zudem schlecht, dass bereits jetzt eine Vorentscheidung gefällt wird, ohne das Horb überhaupt die Chance gehabt hat, den Entscheidungsträgern seine Campus-Pläne zu präsentieren. Aber: "Wir wollen mit den Unternehmen an einem Strang ziehen und auch künftig die Hand ausstrecken für solche Projekte", so Rosenberger. Das Mitte Februar vorgestellte Horber Konzept sah vor, bis zu vier Millionen Euro für den Campus zu investieren. Ein Gebäude der ehemaligen Kaserne auf dem Hohenberg mit 1000 Quadratmeter pro Etage wäre für zunächst 100 bis 150 Studenten umgebaut worden.