Die anhaltende Trockenheit stellt die Landwirte vor Probleme. Foto: © Johan Larson – stock.adob.com

Alarmierende Situation bei vielen Bauern im Kreis. Gras und Getreide am Vertrocknen.

Kreis Freudenstadt - Hitzeperioden stellen die Landwirte im Kreis Freudenstadt nicht erst seit diesem Sommer vor Probleme. Doch was sich zur Zeit auf den Feldern und Wiesen zwischen 24 Höfe und Eutingen abspielt, ist selbst für erfahrene Landwirte alarmierend.

Das Landwirtschaftsamt schätzt die Ertragseinbußen bei Getreide und Raps auf 10 bis 15 Prozent. Bei Grünland und Ackerfutter wird flächendeckend mit Ernteeinbußen von mehr als 30 Prozent gerechnet, wenn die Trockenheit noch lange anhält.

"Die Situation ist unterschiedlich", sagt Gerhard Fassnacht, Landwirt aus Altheim. Als Vorsitzender des Kreisverbands der Landwirte kann er die derzeitige Situation im Kreis einschätzen – und die ist trotz lokaler Schwankungen alarmierend. "Bei den frühen Kulturen wie der Wintergerste scheint es derzeit noch einigermaßen gut auszusehen", berichtet Fassnacht. Dieses "frühe" Getreide wird bereits im Frühherbst ausgesät, da ideale Wachstumsbedingungen für die Wintergerste bei Temperaturen unter 10 °C herrschen. Im nächsten Frühjahr sprießen dann die Ähren tragenden Halme.

Für die späteren Kulturen wie Weizen, Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben sehe es im Kreis tendenziell kritisch aus. "Die bräuchten jetzt Wasser", sagt Fassnacht. "Wenn es nicht schnell regnet, gibt es bei vielen Maispflanzen keine Kolben." Noch schlimmer könnte die Trockenheit die Landwirte im westlichen Landkreis treffen, in 24 Höfe sowie im Murg- und Kinzigtal. Überall dort, wo Heu geerntet werden sollte, bahnt sich etwas an, das Gerhard Fassnacht als "die größte Katastrophe" bezeichnet. Denn dort ist stellenweise n och weniger Regen gefallen als im restlichen Kreisgebiet, und für die Landwirte, die auf die Wiesen als Futterquelle für ihre Tiere angewiesen sind, sieht es zum Teil düster aus. "Die Wiesen sind ja regelrecht verbrannt", schildert Fassnacht ein Bild, das diesen Sommer schon vielfach aufgefallen ist: Hänge und Wiesen mit vertrocknetem Gras, dazwischen braune Flecken, auf denen gar nichts mehr wächst. "Bei 27 bis 28 Grad stirbt der Weizen ab", sagt Fassnacht. "Vor der Hitzewelle war der Weizen wunderbar – dann ist er regelrecht vertrocknet."

Das Viehfutter werde bereits knapp. "Die Betriebe stehen vor echten Problemen", warnt Fassnacht. Für einige stelle sich die Frage, woher sie das Futter nehmen sollen, andere müssten sich überlegen, ob sie wegen des Futtermangels Kälber verkaufen. "Man merkt, dass zurzeit viele Bullenkälber Richtung Norddeutschland gebracht werden. Aber dort ist es ja in Teilen noch dramatischer", berichtet Fassnacht, der selbst in Altheim einen Milchbauernhof betreibt.

Kann sich die Landwirtschaft im Kreis mittelfristig auf Trockenheitsprobleme einstellen, zum Beispiel mit anderen Arten und Anbaumethoden? Laut Fassnacht gibt es da fast keinen Spielraum: "Grundsätzlich können wir die Pflanzen nicht austauschen. Wir brauchen ja das Futter und das Getreide." Der Mais sei zwar als subtropische Pflanze hitzebeständiger, aber Wasser brauche er deshalb trotzdem. Und das am besten in gut verteilten Niederschlägen, denn starker Gewitterregen helfe nicht. "Besser, es fallen 20 Liter (pro Quadratmeter, Anm. d. Red.) in drei Tagen als 50 Liter in einer halben Stunde."

Beschränkt gegensteuern lasse sich durch den Anbau von Wintersaaten, die früh reifen. Das Landwirtschaftsamt beobachtet, dass vermehrt Soja angebaut wird und Bewässerungssysteme, vor allem im Wein-, Obst- oder Saatmaisanbau, eingesetzt werden. Es gebe auch Landwirte, die sich durch andere Sorten und Anbaumethoden anpassen, berichtet das Amt.

Laut Gerhard Fassnacht ist die Lage für die Landwirte aber brenzlig, weil sich die Dürren häufen. "Wenn das ein Mal in zehn Jahren vorkommt, würden wir klarkommen. Aber wenn das fast jedes Jahr passiert, haben wir ein Problem." Ein Problem, so Fassnacht, mit dem die Landwirte nicht im Stich gelassen werden dürfen.

Info: Wasserstände gehen zurück

 Ökologischer Stress

Durch die fehlenden Niederschläge und die anhaltende Hitze ist laut Auskunft des Kreis-Landwirtschaftsamtes der Wasserstand der Bäche und Seen im Landkreis stark zurückgegangen. Die geringe Wasserführung und steigende Wassertemperaturen führen zu einer großen Stresssituation für die gesamte Gewässerökologie, vom Fischbestand über die Kleinlebewesen bis zu den Pflanzen. Wenn die Flüsse nicht ausreichend Wasser führen, wird zudem die Selbstreinigungskraft des Gewässers gemindert, vermehrter Algenwuchs und auch Schäden und Ausfälle für die Fischerei können die Folge sein.

Um die Tier- und Pflanzenwelt in und an den Gewässern zu Zeiten extremer Trockenheit zu schützen, ist es laut Landwirtschaftsamt besonders wichtig, diese nicht zusätzlich durch weitere Wasserentnahmen zu belasten.

 Kein Wasser abpumpen

Das Landratsamt Freudenstadt weist darauf hin, dass im Rahmen des "Gemeingebrauchs" lediglich das Schöpfen mit Handgefäßen jedermann gestattet ist. Wer mit mobilen Pumpen oder einem Fasswagen Bachwasser entnimmt, bedarf einer wasserrechtlichen Erlaubnis vom Landratsamt Freudenstadt.

Sofern unbedingt notwendig, soll das Wasser für die Bewässerung von Gärten oder die Viehtränke aus der öffentlichen Wasserversorgung entnommen werden, um die öffentlichen Gewässer nicht noch mehr zu belasten.