Viel zu tun gibt es im Gesundheitsamt. (Symbolfoto) Foto: Photoguns

Baiersbronn auf Platz eins der Corona-Infektionszahlen. Landrat: keine unnötigen Einschränkungen.

Kreis Freudenstadt - Der Kreis Freudenstadt steuert bei den Corona-Neuinfektionen langsam auf die erste Warnstufe vor. Das Gesundheitsamt arbeitet am Anschlag. Allerdings will das Landratsamt im Notfall nicht mehr Beschränkungen anordnen als zwingend erforderlich.

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Diese Botschaft sendete Landrat Klaus Michael Rückert am Montag in der Sitzung des Kreistags in der Schwarzwaldhalle in Baiersbronn aus. Für Montagabend war eine Videokonferenz mit den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern angesetzt, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Gerüchte im Umlauf

Es gebe im Kreis "Gerüchte, die so nicht simmen", so Rückert. So gebe es keine Verbote für Vereinssport, ebenso seien Versammlungen von bis zu 100 Personen möglich. Ohnehin sei er "kein Freund" unnötiger Einschränkungen der Grundrechte. Es werde deshalb auf keine zusätzlichen Verbote auf Kreisebene geben, die über die Vorschriften des Landes hinaus gingen. Rückert appellierte an die Vernunft der Einwohner im Kreis: "Gesunder Menschenverstand hilft weiter. Wenn wir die AHA-Regeln einhalten – Alltagsmaske, Hygiene und Abstand – dann haben wir das Unsere bereits getan", so der Landrat. Er sehe keinen Anlass, "die Freude am Leben zu beenden". Deshalb müssten "menschliche Begegnungen möglich bleiben".

Dennoch rate er dazu, keine unnötigen Risiken einzugehen und Dinge zu verschieben, die zeitlich keine Eile hätten. Ziel sei es, "möglichst gut durch den Herbst zu kommen". Politische Gremien wie Gemeinderäte und der Kreistag würden weiterhin tagen, sie seien von Einschränkungen ausdrücklich ausgenommen. Allerdings wolle auch der Kreistag mit guten Beispiel vorangehen und habe die für Montag geplante Besichtigung des neuen Nationalpark-Besucherzentrums abgesagt. "Das reicht auch später noch", so Rückert.

Mitterweile arbeite das Gesundheitsamt wieder "am Anschlag", so wie am vergangenen Wochenende, um die Kontakte der Neuinfizierten nachvollziehen zu können. Zusätzliches Personal des Landratsamts aus anderen Ämtern seien hinzugezogen worden. Es bestehe "jederzeit die Möglichkeit", weitere Mitarbeiter des Landratsamts für diese Aufgabe abzustellen, wenn dies erforderlich werde. Außerdem sei das Gesundheitsamt derzeit befristet von anderen Aufgaben entlastet. "Die Nachverfolgung ist das A und O", so der Landrat. Im Krankenhaus in Freudenstadt gebe es derzeit "nur eine begrenzte Zahl" von Corona-Patienten, was ihn zuversichtlich stimme. Die meisten der derzeit Betroffenen seien infiziert, aber nicht behandlungsbedürftig krank.

Geschäftsreisen möglich

Dankbar sei er, dass der Verwaltungsgerichtshof das "Beherbergungsverbot" gekippt habe. Die Hotels im Kreis seien bislang nicht durch Neuansteckungen aufgefallen, die Branche würde die Hygieneregeln "hervorragend" umsetzen. Unternehmen könnten auch Geschäftskunden aus Deutschland empfangen und selbst problemlos Geschäftsreisen innerhalb von Deutschland tätigen, so Rückert auf Nachfrage von Kreisrat und Unternehmer Ernst Wolf (FDP). Bei geplanten Geschäftsreisen innerhalb Europas bot Rückert die Beratung des Landsratsamts an.

Noch vor zehn Tagen war der Kreis Freudenstadt weit weg von der Corona-Warnstufe. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, die so genannte Sieben-Tage-Inzidenz, lag seinerzeit noch bei 11,86. Über das Wochenende ist sie laut Meldung des Landesgesundheitsamts vom Sonntag auf 41,4 gestiegen und damit nicht mehr weit entfernt von der kritischen Marke von 50. Falls die Zahl diesen Wert übersteigt, kann der Kreis schärfere Maßnahmen ergreifen.

Über das Wochenende und am Montag wurden dem Landratsamt insgesamt 25 Neuinfektionen gemeldet. Die betroffenen Personen kommen aus Bad Rippoldsau-Schapbach, Baiersbronn (13), Dornstetten, Empfingen, Freudenstadt, Horb (drei) und Pfalzgrafenweiler (fünf). Durch den starken Anstieg der Infektionen in den vergangenen Tagen hat Baiersbronn mit 179 infizierten Menschen Freudenstadt mit (174) wieder überholt und liegt an der Spitze des Landkreises.

Zentrale Hotline für Kreis

Die Gesamtzahl der im Landkreis seit Beginn der Pandemie positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getesteten Personen erhöht sich dadurch auf 742. Die Zahl der aus der Isolierung Entlassenen beträgt 631. Nicht erhöht hat sich die Gesamtzahl der positiv getesteten Verstorbenen. Sie bleibt bei 39. Stand Montag gibt es 72 akut infizierte Personen im Landkreis, die sich in Isolierung befinden.

 Das Landratsamt hat eine zentrale Telefonhotline und eine zentrale E-Mail-Adresse für alle Anfragen rund um die Corona-Pandemie eingerichtet. Kontakt: 07441/920 77 77 und gafds@kreis-fds.de. Fragen werden von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr entweder direkt beantwortet oder an die zuständige Stelle weitergeleitet.