Jörg Gericke (rechts) stellte dem Ersten Landesbeamten Klaus-Ulrich Röber den Gesundheitsreport vor. Foto: Eberhardt

DAK-Gesundheitsreport zeigt: Psychische Erkrankungen nehmen weiter zu. Krankenstand unter Durchschnitt.

Kreis Freudenstadt - Die Landkreisbewohner sind ein robustes Völkchen. Diesen Schluss darf man zumindest ziehen, wenn man die Zahlen des DAK-Gesundheitsreport betrachtet. Vorgestellt wurde dieser von Jörg Gericke, Leiter des DAK-Servicezentrums in Freudenstadt. Mit dabei war der erste Landesbeamte Klaus-Ulrich Röber, der die Gelegenheit nutzte, sich aktuelle Gesundheitsentwicklungen aus erster Hand schildern zu lassen, "um zu sehen, wie sich das im Landkreis auswirkt".

Das Fazit: Im baden-württembergischen Vergleich stehen die Freudenstädter, was die Krankheitstage angeht ganz gut da. Im vergangenen Jahr lag der Krankenstand in Freudenstadt bei 2,9 Prozent. Die Spitzenreiter Baden-Baden und Rastatt lagen bei 3,5 Prozent. Bezugsgröße ist die Zahl der DAK-Versicherten in Baden-Württemberg, die derzeit bei rund 800.000 Personen liegt, davon rund 15.000 im Landkreis Freudenstadt. Auf die grundsätzliche Repräsentativität des Reports angesprochen, betont Jörg Gericke: "Wir bilden einen guten Querschnitt der Bevölkerung ab."

Erstellt wurde der Gesundheitsreport gemeinsam mit dem Forschungsinstitut IGES. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der psychischen Erkrankungen, die laut DAK-Statistik inzwischen landesweit 67 von 100 Fehltagen ausmachen und in den letzten sechs Jahren steil gestiegen sind. Ein gleicher Aufwärtstrend lasse sich in keinem anderen Krankheitsfeld ausmachen, heißt es dazu in der Erläuterung. Auch nicht bei Freudenstadts Gesundheitsschwachpunkt Nummer eins – dem Muskel-Skelett-System.

Weshalb die psychischen Erkrankungen derart zunehmen, darauf gibt der DAK-Report keine detaillierte Antwort. Sowohl Gericke als auch Röber führen dies jedoch auf einen zunehmend offeneren Umgang mit dem Thema zurück. Wobei es sich hier nach Röbers Erfahrungen mit der Akzeptanz im Arbeitsumfeld immer noch in Grenzen hält. "Ein gescheiter Bruch sieht halt besser aus. Bei psychischen Erkrankungen heißt es, der soll sich zusammenreißen. Dabei kann so etwas jeden treffen."

Für Gericke und Röber überraschend, erwies sich das viel bemühte Thema Burnout als wenig gravierend in der Krankheitsstatistik. Depressionen, aber auch Anpassungs- und neurotische Störungen sind laut Zahlendarlegung viel ausgeprägter. Auch das Thema der ständigen Erreichbarkeit, dass Ausgangs der Studie als mögliche Ursache psychischer Erkrankungen vermutet wurde, spielt laut Statistik eine untergeordnete Rolle. Wer nicht gerade in einer Führungsposition sitzt, hat überwiegend Ruhe, wenn der Arbeitstag vorbei ist. Potenzial nach oben sieht Jörg Gericke im Bereich der betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Eine Ansicht, die Klaus-Ulrich Röber teilt. "Doch wichtig ist, dass man dranbleibt." Eine Runde autogenes Training und dann wieder zurück in den Alltagstrott funktioniert demnach nicht. Worin sich die Landkreisbewohner im vergangenen Jahr offenbar gerne haben verwickeln lassen, sind Unfälle mit Verletzungsfolge. Doch dies habe mit nachlassender Arbeitssicherheit nichts zu tun, betonte Gericke. Die meisten Verletzungen ereignen sich offenbar immer noch im Haushalt.