Die US-Army könnte das Absetzgelände bei Haiterbach nutzen, um Fallschirmspringer abzusetzen. Dabei dürfen sie sehr tief fliegen. (Symbolfoto) Foto: Kulbis

KSK-Absetzgelände: Waldachtals Verwaltung wurde nicht informiert. Bewohner befürchten Fluglärm

Kreis Freudenstadt - Die Karte der Einflugschneisen für das geplante Absetzgelände in Haiterbach löst eine Schock aus. Alle in der Raumschaft sind überrascht, weil es den Landkreis Freudenstadt so heftig trifft. Die Bundeswehr bestätigt: In allen Korridoren sind Tiefflüge möglich.

Wo donnern die Flieger bald über mein Haus? Die Karte über die Einflugschneisen für das geplante Absetzgelände in Haiterbach lösen eine Erschütterung im Landkreis aus. Sie zeigt, dass im idyllischen Waldachtal und drum herum in Zukunft Tiefflieger drohen.

Das bestätigt jetzt ein Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr. Er sagt: "Grundsätzlich ist militärischer Flugbetrieb im niedrigen Höhenband überall in Deutschland zulässig. Wie in diesem Fall auch über allen Ortschaften, welche sich in den Flugkorridoren befinden. Eine Häufigkeit der Flugbewegungen lässt sich jedoch nicht vorhersagen."

Die amtliche Bestätigung, was Waldachtal, Altheim, Grünmettstetten und Talheim drohen, wenn das Absetzgelände in Haiterbach kommt. Auf dem Beteiligungsportal des Staatsministeriums Baden-Württemberg wird erklärt, was hier erlaubt ist. Zitat: "Bei Anwendung der Regeln für den Sichtflug gelten für Luftfahrzeuge der Bundeswehr grundsätzlich folgende Mindestflughöhen (analog zu den Vorgaben für die Zivilluftfahrt): 1500 Fuß (circa 500 Meter) für Flächenflugzeuge und 500 Fuß (circa 130 Meter) für Hubschrauber. Um den Besonderheiten des militärischen Auftrages nachkommen zu können, dürfen militärische Luftfahrzeuge jedoch, wenn der Auftrag dies erfordert, auch unterhalb dieser Höhe fliegen (militärsicher Tiefflug). In diesem Falle gelten folgende Mindestflughöhen: 500 Fuß für Flächenflugzeuge (Propeller, circa 150 Meter, Anm. d. Red. ) und 100 Fuß (circa 30 Meter) für Hubschrauber. Dabei dürfen Aspekte der Sicherheit nicht vernachlässigt werden. Tiefflüge müssen militärisch gesondert befohlen werden und werden im Regelfall nicht in Zusammenhang mit einem Sprungvorhaben durchgeführt."

Und zwar in allen Flugkorridoren, die auf der Karte in Grau gezeichnet sind. Je dunkler die Farbe, desto häufiger ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Areale überflogen werden, so der Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr: "Die verschiedenen Graustufen erklären sich durch die Überschneidungen der Korridore."

Waldachtals Bürgermeisterin Annick Grassi: "Die Gemeinde Waldachtal wurde bislang in keinster Weise irgendwie in diesem Verfahren zum geplanten KSK-Absetzgelände beteiligt oder auch nur informiert. Diese Karten heute nun aus der Zeitung zur Kenntnis zu nehmen, fällt mir daher äußerst schwer."

Forderung nach Aufklärung

Karl Kocheise, Ortsvorsteher von Grünmettstetten: "Natürlich ist klar, dass die Flieger im Umfeld von zehn Kilometer rund um das geplante Absetzgelände eine Einflugschneise benötigen. Das unser Ort in der Einflugschneise liegt, das hat mich überrascht. Auch davon, wie weit die Korridore gehen."

Er fordert dringend eine Info-Veranstaltung. Kocheise: "Es sollte auf den Tisch kommen, was genau geplant ist. Damit die Bürger sich ausrechnen können, wie hoch die Belastung durch den Fluglärm sein könnte."

Sylvia Becht, Ortsvorsteherin in Altheim: "Haiterbachs Bürgermeister Hötzlberger hat mich telefonisch informiert. Details kannte ich aber nicht. Eine Info-Veranstaltung wäre hilfreich, damit sich die Bevölkerung ein Bild machen kann. Man weiß immer noch zu wenig über das ganze Projekt!"

Wie neu sind die Pläne der Einflugschneisen? Stadtsprecher Christian Volk: "Diese Pläne wurden bereits 2017 der Haiterbacher Bürgerschaft vorgestellt und sind Auslöser für den Veranstaltungswunsch, dass auch die Horber Bürgerinnen und Bürger aus erster Hand über die Pläne informiert werden. Zudem hat das Staatsministerium 2017 in insgesamt acht Beiträgen rund um das Absetzgelände im Horber Amtsblatt informiert. Dass das Staatsministerium Baden-Württemberg bis heute einem Wunsch auf Bürgerinformation für die betroffenen Horberinnen und Horber nicht nachkommt, deckt sich leider nicht mit der regelmäßig vorgebrachten Transparenz und Bürgerbeteiligung des Landes. Die Stadtverwaltung Horb bedauert dies sehr."

Und wann kommt endlich die Info-Veranstaltung im Landkreis Freudenstadt? Stefanie Paportka, Sprecherin des RP Stuttgart, welches beim Absetzgelände federführend ist: "Zur Ihrer Frage nach einer Info-Veranstaltung lässt sich sagen, dass die Information der Bürgerinnen und Bürger zu diesem Vorhaben generell eine Sache des Vorhabensträger ist. Bitte fragen Sie daher bei der Bundeswehr an."