Die Hoffnung liegt jetzt auf dem Neubau des Freudenstädter Krankenhauses. Foto: Faiß

Krankenhaus-Spitze strebt faire Verteilung an. KLF muss wirtschaftlichen Rückschlag hinnehmen.

Kreis Freudenstadt - Mitarbeiter der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt (KLF), die in der Corona-Hochphase direkt "an der Front" gearbeitet und dabei Außergewöhnliches geleistet haben, erhalten wohl einen finanziellen Bonus. Wer wie viel bekommt, ist noch offen.

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Derweil muss die KLF für das Geschäftsjahr 2019 einen wirtschaftlichen Rückschlag hinnehmen. Mit der KLF beschäftigte sich der Kreistag am Montag in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause. Die Frage nach dem Stand der Dinge bei den Corona-Sonderzahlungen wurde in der Einwohnerfragestunde aus dem Publikum gestellt.

KLF-Geschäftsführer Matthias Maier erklärte, die Geschäftsleitung werde zusehen, wie sie an das Geld für Sonderzahlungen aus Bundesmitteln komme. Offenkundig werden nicht alle Mitarbeiter eine Sonderzahlung erhalten. Dazu reichten die Bundesmittel wohl nicht aus. "Wir werden diskutieren müssen, wer sich besonders engagiert hat", so Meier.

Aufsichtsrat engagiert sich für Sonderzahlungen

Landrat Klaus Michael Rückert, Aufsichtsratsvorsitzender der KLF, präzisierte: Boni werde es wohl vor allem für jene Mitarbeiter geben, "die an der Front" gearbeitet haben, also im direkten Kontakt mit Corona-Patienten. Auch der Aufsichtsrat werde sich für die Sonderzahlungen engagieren. Er sei zuversichtlich, dass es am Ende "eine gute und faire Lösung gibt", so Rückert.

Indessen ist das Defizit der KLF mit dem Krankenhaus Freudenstadt und dem Medizinischen Versorgungszentrum Horb voriges Jahr deutlich höher ausgefallen als erwartet. Auf 7,5 Millionen Euro schwoll der Abmangel an, der vom Landkreis bezahlt wird. Gerechnet worden war mit einem Verlust von 4,4 Millionen. 2018 hatte das Minus noch 5,9 Millionen Euro betragen. Meier sprach von einem "sehr, sehr schlechten Ergebnis".

Fortbestand des Konzerns "gefährdet"

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris, die sich die Zahlen angeschaut hatte, kommt zu folgendem Schluss: "Die Vermögens-, Kapital- und Finanzlage des Konzerns geben weiterhin Anlass zur Besorgnis." Das Eigenkapital sei aufgebraucht, der Fortbestand des Konzerns ohne dauerhafte Finanzierungszusage des Kreises "gefährdet". Hoffnung äußert auch Solidaris, dass sich das Blatt wendet, wenn der Neubau des Krankenhauses in Betrieb geht. Davon verspricht sich auch der Landkreis Spareffekte, wenn Abläufe mit weniger Reibungsverlusten gestaltet werden können.

Dabei hatte die KLF ihre Erlösung auf fast 130 Millionen Euro gesteigert, 80 Prozent mehr Umsatz gemacht als geplant. Hohe Leistung, schlechtes Ergebnis, lautet die Erkenntnis. "Die Frage ist, ob Zusatzleistungen zukunftsfähig sind", so der Geschäftsführer. Offenbar sind die Kassen nicht bereit, mehr Leistungen am Patienten vollumfänglich zu bezahlen. Auch die Kosten für Personal und Honorarkräfte, in Summe 58 Millionen Euro, sowie für Personalbeschaffung seien "ein Problem". Darüber hinaus hat die KLF ein Liquiditätsproblem: Die Konten für die laufenden Geschäfte sind mit 7,9 Millionen Euro im Minus.

Über den "Cash-Pool" des Kreises finanziert

Landrat Rückert erklärte auf Nachfrage von Uwe Hellstern (AfD), dass sich die Sollzinsen für die Konten im Rahmen halten, weil sich die KLF über den "Cash-Pool" des Landkreises finanziert, nicht bei Banken. "Sonst würden uns die Zinsen umhauen", so Rückert. Ernst Wolf (FDP) befürchtet, dass die Zahlen der KLF noch weiter in den Keller rauschen, wenn die hohen Abschreibungen für den laufenden Neubau erstmals in den Bilanzen durchschlagen. Dann erwarte er vom Kreistag wieder ein "politisches Bekenntnis", so Wolf, der sich stets für eine Privatisierung des chronisch defizitären Krankenhausbetriebs ausgesprochen hatte.

Rückert erklärte, er wolle "nichts beschönigen". Andererseits sei die KLF nicht das einzige Krankenhaus im Land, das Probleme habe, manche hätten noch deutlich größere. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2020 sähen "gar nicht so schlecht" aus. Bei zwei Enthaltungen akzeptierte der Kreistag den Jahresabschluss.