Die Motorsportvereine des Landkreises, die als Ortsclubs dem ADAC-Württemberg angehören, diskutieren (wie hier der AC Horb) die peinlichen Vorkommnisse beim Hauptverein und verlangen Aufklärung. Austritte aus dem Verein und Kündigungen der ADAC-Mitgliedschaft befürchten sie nicht. Foto: Wagner

Ruf der gelben Engel hat leichte Kratzer: Vorwürfe gegen den ADAC-Dachverband belatsen auch die regionalen Motorsportvereine.

Kreis Freudenstadt - Der ADAC steckt in einer tiefen Vertrauenskrise. Die gegen den Hauptverein in München erhobenen Vorwürfe wiegen schwer und belasten auch die regionalen Motorsportvereine, die als ADAC-Ortsclubs dem ADAC Württemberg angehören. Dass nun eine Kündigungswelle ihrer Mitglieder bevorstehen könnte, können sich die Vorstände der ADAC-Ortsclubs im Kreis nicht vorstellen.

Der ADAC-Ortsclub des Automobilclubs (AC) Horb etwa erörterte das Thema rund um die ADAC-Skandale erst kürzlich anlässlich eines Stammtischs. Die Mitglieder des AC wissen, dass ohne Unterstützung des ADAC-Landesverbands in Stuttgart Motorsport schwerlich möglich wäre. Motorsportveranstaltungen wie etwa Jugendkart (Alb-Donau-Schwarzwald-Pokal) oder Automobilslalom (Gerhard-Mitter-Pokal) gehören zu den festen Terminen des Vereins. Der Landesverband unterstützt diese Veranstaltungen, schreibt Preisgelder aus und versichert die Teilnehmer und Veranstalter.

"Es ist bedauerlich, was da gerade in München passiert", sagt Volker Göttler, Vorstand des AC Horb. "Natürlich muss nun an der Aufklärung der Vorfälle gearbeitet und das Vertrauen der Mitglieder wieder hergestellt werden." Göttler weiß aber auch, dass sich der AC weiterhin fest auf den ADAC verlassen kann.

Uwe Sulz, Vorsitzender des MSC Betzweiler-Wälde, fordert die Aufarbeitung der Vorkommnisse in München. "Wir haben zu jeder Zeit Unterstützung vom ADAC erhalten. Unsere Erfahrungen mit der Führung in Stuttgart sind überaus positiv und erfolgreich."

Die Ortsclubs in der Region erwarten eine bedingungslose Aufklärung

Ähnlich positiv reagieren auch Mitglieder des MRSV Waldachtal und MSC Black-Forest (Horb-Grünmettstetten), die ebenfalls dem ADAC weiterhin die Treue halten wollen. "Die Skandale des Hauptvereins haben mit unserem Landesverband nichts zu tun", sagt Sportleiterin Susann Gaiser (MSC Black-Forest). Dort sei die Kommunikation das Problem: Der ADAC-Württemberg habe wie alle anderen Landesverbände im Bundesgebiet nur wenig Einblick in die Arbeit des Hauptvereins, wie sein Pressesprecher Raimund Elbe im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt: "Wir wurden von den Enthüllungen ebenso überrascht wie unsere Mitglieder", sagte Elbe. "Leider ist unsere Einflussnahme auf den Hauptverein nur beschränkt." Da die Landesverbände weitgehend selbstständig die Motorsportveranstaltungen der Ortsclubs im Land mit organisieren, finanzieren und personell unterstützen, habe es in diesem Bereich keine Vertrauensverluste gegeben. "Wir freuen uns über das Vertrauen, das uns die örtlichen Vereine aussprechen", betont Elbe.

In einem Schreiben des Landesverbands an die Vorstände der Ortsvereine in Württemberg heißt es: "Wir hatten keinerlei Einblick in die Auswertung und Abläufe bei der Vergabe des Mobilitätspreises Gelber Engel." In dem Schreiben sichert der ADAC-Württemberg zu, den Mitgliedern jederzeit für Fragen zur Verfügung zu stehen.

Die Ortsclubs in der Region jedenfalls erwarten eine bedingungslose Aufklärung von ihrem Hauptverein in München, stehen aber geschlossen hinter ihrem Landesverband. "Die Vorteile der ADAC-Mitgliedschaft will keiner missen", ist sich auch Erwin Wurster (AC Horb) sicher und bricht eine Lanze für den ADAC. "Motorsport, die Ausbildung der Mitglieder und die Jugendarbeit sowie die finanzielle Unterstützung der Ortsclubs und vieles mehr wäre ohne den ADAC nicht möglich."