Vor wenigen Wochen wüteten in Portugal heftige Waldbrände, die viele Menschenleben gefordert haben. Im Kreis Calw herrschte in diesem Jahr schon einmal die höchste Waldbrandgefahrenstufe. Foto: dpa

Interview mit Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide über Einsätze und Gefahr in der Region.

Kreis Calw - Vor wenigen Wochen wüteten in Portugal heftige Waldbrände, die viele Menschenleben gefordert haben. Im Kreis Calw herrschte in diesem Jahr schon einmal die höchste Waldbrandgefahrenstufe. Und wenn das Wetter so weitergeht, dürfte das schon bald wieder der Fall sein. Wir sprachen mit Kreisbrandmeister Hans-Georg Heide darüber, wie die Feuerwehren im Kreis Calw auf Waldbrände vorbereitet sind und wie groß die Gefahr eines schlimmen Waldbrandes in der Region wirklich ist

Gibt es einen kreisweiten Notfallplan im Fall eines Waldbrandes?

Die Planung der Bekämpfung von Waldbränden obliegt den Städten und Gemeinden aufgrund Ihrer örtlich-kommunalen Zuständigkeit. Dort sind die jeweiligen Pläne vorhanden

Wie sieht ein typischer Waldbrand-Einsatz aus?

Nach der Alarmierung wird zunächst erkundet, wie groß die betroffene Fläche ist und wie sie erreicht werden kann. Danach erfolgt die Hinzuziehung von Schlauchwagen für die Löschwasserverteilung und von wasserführenden Einsatzmitteln, wobei neben zwei größeren Tanklöschfahrzeugen aus Calw und Nagold insbesondere privat vorgehaltene Gülle-Anhänger als Wassertank-Anhänger aus der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Daneben wird die Forstbehörde eng beteiligt und gegebenenfalls Unterstützung aus der Luft zur Erkundung oder Brandbekämpfung herangezogen. Einsätze zur Waldbrandbekämpfung sind äußerst zeit-, personal- und materialintensiv. Problematisch ist insbesondere die Tatsache, dass sich das Feuer im Waldboden oft unterhalb der Laubdecke und damit quasi unsichtbar weiter verbreitet. Zusätzlich zu der körperlichen Anstrengung durch bergiges oder steil abfallendes Gelände ist die Belastung der Einsatzkräfte durch Hitze und Rauch sehr groß. Deshalb muss oft abgewechselt werden. Das Einsatzpersonal ist sehr sorgfältig zu überwachen und insbesondere ausreichend mit mineralstoffhaltigen Getränken zu versorgen. Die Bereitstellung einer Sanitätsbetreuung ist in den meisten Fällen unverzichtbar.

Sind die Feuerwehren im Kreis für einen Waldbrand gut ausgerüstet?

Besondere Einsatzmittel sind hierzu nicht erforderlich, es kommen die üblicherweise verwendeten Löschgeräte zum Einsatz. Diese sind in ausreichender Menge vorhanden.

Wäre ein so verheerender Waldbrand wie etwa in Portugal vor einigen Wochen auch bei uns möglich?

Eindeutig: Nein. Das hat viele Gründe. Zum einen haben wir überwiegend Mischkulturen aus Laub- und Nadelhölzern. Laubbäume brennen nur sehr schwer und behindern dadurch die Brandausbreitung auf natürliche Art. Daneben werden unsere Wälder im Rahmen der Nutzholzgewinnung seit Jahrhunderten sehr sorgfältig bewirtschaftet. Dadurch ist ein enges Wegenetz vorhanden, über das Löschwasser und Einsatzkräfte herangeführt werden können. Dieses Wegenetz wirkt zusammen mit Wanderwegen, Straßen und Grünflächen außerdem als natürliche Brandbarriere.

Klimatisch gesehen haben wir derzeit auch noch den Vorteil, dass Dürreperioden bei uns noch nicht so lang anhaltend sind, wie schon seit Jahren in Südeuropa. Auch haben wir selten so starke Winde, wie sie dort im Sommer besonders in den Küstenregionen nicht unüblich und für die rasend schnelle Ausbreitung der Feuer mit verantwortlich sind. Doch tendenziell werden unsere Sommer wärmer und trockener.

Die letzte Hitzeperiode von Anfang Juni bis vergangenes Wochenende führte dazu, dass in fast allen Landesteilen die Waldbrand-Warnstufe 4 ausgerufen wurde, teilweise sogar Stufe 5. Ab dieser höchsten Stufe ist nicht nur das Feuermachen in der Nähe des Waldes strikt verboten, sondern der Wald darf generell nicht mehr betreten werden. Erfreulicherweise geht unsere Bevölkerung noch sehr verantwortungsvoll mit den Wäldern um. Zwar ist auch bei uns in der Mehrzahl der Fälle menschliches Fehlverhalten für die Entstehung von Waldbränden ursächlich, in der Summe wissen die Menschen bei uns aber, wie man sich im Wald richtig verhält.

Wann und wo gab es denn im Kreis den letzten größeren Waldbrand?

Im sehr trockenen März 2014 auf der Gemarkung von Nagold-Schietingen.