Mit einem großen Kran wurde eine alte Brücke in Calw herausgehoben. Foto: AVMediafactory

Verhältnis zum NABU "hervorragend". Von Spannungen beim Großprojekt längst keine Spur mehr.

Kreis Calw - Lange Zeit beherrschte die Hesse-Bahn die Schlagzeilen in der Region. Das ist längst Geschichte. Die Umsetzung des Projekts läuft bisher reibungslos. Selbst das einst angespannte Verhältnis zwischen Landkreis und Naturschutzbund NABU ist inzwischen tadellos.

Wenn das Gespräch auf das Thema Hermann-Hesse-Bahn kommt, ist Andreas Knörle, Infrastruktur-Dezernent im Calwer Landratsamt, inzwischen entspannt. "Läuft" – so sein knapper Kommentar zum Stand der Dinge beim Mega-Projekt. "Da ist alles im grünen Bereich." Die Zeiten von zähen Verhandlungen mit den Naturschützern vom NABU und Querelen mit den Städten Weil der Stadt und Renningen gehören der Vergangenheit an.

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In den kommenden Tagen wird der Bau eines "zentralen Bauwerks" – des Neubau des Tunnels am Hacksberg bei Ostelsheim – vergeben. Der insgesamt 498 Meter lange Tunnel wird über eine Länge von 460 Metern in bergmännischer Bauweise errichtet werden. Die beidseitig anschließenden, zehn, beziehungsweise 28 Meter langen Portalbereiche sind in offener Bauweise vorgesehen.

Der Tunnel spart vier Minuten Fahrzeit und mehr als zwei Kilometer Wegstrecke pro Richtung. Was die Dauer des Tunnelbaus angeht, kalkuliert Knörle mit anderthalb Jahren.

Keine unliebsamen Überraschungen bei Bestandstunneln

Aktuell beschäftigen sich die Macher und die Bauarbeiter mit den Brücken und Bestandstunneln auf der Strecke. So werden 130 Jahre alte Bestandsbrücken aufgearbeitet. Im Oktober wird der Brückenkörper der Brücke über die B  295 bei Heumaden montiert. Auch der Bau der Brücke bei Weil der Stadt – die im Übrigen der bei Heumaden ähnelt – steht an.

Die beiden Bestandstunnel – Forsttunnel und Hirsauer Tunnel – habe man inzwischen leergeräumt, berichtet der Dezernent. Dabei habe man keine unliebsamen Überraschungen erlebt. "Die vorhandene Substanz ist besser als erwartbar war", zeigt sich Knörle zufrieden.

Der Schotter aus den Tunneln wird jetzt aufbereitet, wird aber nicht mehr in die Tunnel zurückgebracht, sondern auf der Strecke verwendet. Statt Schotter wird der Boden der Tunnel mit Platten belegt. "So haben wir mehr Platz für die Fledermäuse", erklärt der Dezernent. Die für diese Tiere über lange Zeit getestete Kammerlösung – ein separater Tunnel im Tunnel – wird aller Voraussicht nach im Jahr 2022 umgesetzt. Darüber hinaus entsteht aktuell auch außerhalb der Tunnel ein neues Fledermaus-Quartier.

Eben jene Fledermäuse hatten einst den Naturschutzbund NABU auf den Plan gerufen, der mit einer Klage das Projekt – zumindest zeitweise – auf Eis legte. Inzwischen haben sich NABU und Landkreis in Sachen Fledermäuse geeinigt.

Damit hat sich die Sache "Hesse-Bahn" für den NABU aber noch längst nicht erledigt. Er begleitet das Projekt weiter. Von den Spannungen während der jahrelangen und zähen Verhandlungen zwischen Kreis und Naturschützern ist nach den Worten von Andreas Knörle nichts mehr zu spüren. "Die Zusammenarbeit mit dem NABU ist hervorragend", sagt Knörle. Man kenne sich und begegne sich in "gegenseitiger Hochachtung".