Auf dem Anker-Beach in Nagold wurde eine etwas andere Wahlparty gefeiert. Foto: Fritsch

Zwei Wähler wollen über Stuttgart 21 abstimmen. Die schönsten Geschichten des Wahlabends.

Kreis Calw - Auch bei einer Bundestagswahl sind Menschen am Werk, das wurde auch am vergangenen Wahlsonntag klar. Da geschehen schon mal besondere und skurrile Dinge. Hier ein paar der schönsten Geschichten des Wahlabends.

Haiterbach: Am Sonntag wurde gewählt. Doch was eigentlich? Das schien nicht überall eindeutig. Während die meisten zur Bundestagswahl gingen, kamen ins Haiterbacher Rathaus auch zwei Wähler mit der Wahlbenachrichtigung zum Volksentscheid zu Stuttgart 21. Letztlich wählten sie aber dann doch den Bundestag.

Wahlen muten für einige ja wie eine Lotterie an. Ein Wähler lag dann auch ziemlich nah am Glücksspiel: Er setzte gleich fünf Kreuze auf dem Schein. Für "6 aus 49" ein Kreuz zu wenig – für die Wahl drei zu viel: ungültig.

Gewertet wurde ein anderer Schein, bei dem der Wähler statt Kreuzchen aus den Kreisen Smilies machte. Wie ernst das gemeint ist, bleibt offen. Doch die Willensbekundung ist eindeutig, also gültig.

Schömberg: Besonders eilig hatten es am Wahltag die Schömberger Verantwortlichen. Nicht nur, dass sie keine Aufsplitterung der Ergebnisse in einzelne Wahlbezirke an die Redaktion weiter lieferten, gegen 22 Uhr war auch niemand mehr im Rathaus zu erreichen. Bürgermeisterin Bettina Mettler meldete sich immerhin auf dem Handy, wusste aber auch keinen Rat.

Calw: So gegen 19.30 Uhr hoffte Marion Buck, bei der Stadt Calw verantwortlich für die Stimmenauszählung, alle Ergebnisse zusammen zu haben. Das sah zunächst ganz gut aus. Doch dann war im evangelischen Gemeindehaus Stammheim ein Stimmzettel zu viel. Verzweifelt suchten die Wahlhelfer nach dem Fehler. Irgendwer musste wohl vergessen haben, einen Wähler, der ohne Benachrichtigung im Wahllokal erschienen war, im Verzeichnis zu kennzeichnen. Vermutlich, so Oberbürgermeister Ralf Eggert, geschah das in der Hektik, als am Vormittag der Andrang besonders groß war. So konnte Calw erst gegen 22 Uhr sein Ergebnis vermelden. Damit der Schwarzwälder Bote mit seiner Berichterstattung nicht in Verzug geriet, brachte Wilma Schmid von der Stadtverwaltung die Ergebnisse in der Redaktion vorbei. In einer hektischen Wahlnacht ein wohltuender Service.

Calw: Wo andere ihr Kreuzchen machen, hatte ein Calwer Wähler auf der Zweitstimmenliste bei der CDU eine "2" hinein geschrieben. Gültig oder nicht gültig? "Der Wählerwille ist eindeutig erkennbar. Die Stimme zählt", entschied Marion Buck. Man sieht: Auszählen ist zuweilen nicht ganz so einfach.

Nagold: Strandfeeling und Politik? Bei der Wahlparty im Anker-Beach in Nagold kam es zu dieser außergewöhnlichen Liaison. Gebannt und doch entspannt verfolgten die Gäste auf Großleinwand die Hochrechnungen. Das war Wohlfühlatmosphäre am Waldach-Ufer: Gebettet auf bequemen Kissen, oder auch in Strandstühlen liegend, nebebei ein leckeres Getränk schlürfend – so macht Public-Viewing gleich doppelt Spaß. Das gilt übrigens für alle Generationen – vom Kleinkind bis zur Großmutter reichte die Besucherschar. Und alle verfolgten sie gebannt das Wahlgeschehen. Naja, fast alle. Die ganz jungen buddelten dann doch lieber im Sand. Immer diese Nichtwähler!