Dass durch Erdwärmebohrungen im Kreis Calw solche Schäden – wie hier in Staufen im Breisgau – entstehen, halten Experten des Calwer Landratsamts für quasi ausgeschlossen. Foto: Haid

Experten des Landratsamts sehen keine Probleme für alternative Energieform im Kreis. 525 Anlagen in Betrieb.

Kreis Calw - Im Zuge der Energiewende rückt auch im Kreis Calw die Erdwärme als Energieträger zunehmend in den Fokus. Befürchtungen, dass bei Erdwärmebohrungen große Schäden entstehen könnten – wie in Staufen oder im Kreis Böblingen –, zerstreuen Experten aus dem Landratsamt schon jetzt. Meterlange Risse an historischen Gebäuden in Staufen (Breisgau), Millionenschäden durch Erdbohrungen im Nachbarkreis Böblingen: Nachrichten wie diese hatten den Boom der Erdwärmegewinnung vor einigen Jahren abrupt beendet.

 

Zwischenzeitlich hat das Umweltministerium Baden-Württemberg auf die Vorfälle reagiert und die "Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden" eingeführt. Qualifikationsnachweise des Bohrpersonals, eine Haftpflicht- und eine verschuldensunabhängige Versicherung sowie eine externe Bauüberwachung sollen die Qualität der Bohrungen steigern und so-mit die Gefahr weiterer Schadensfälle minimieren. Die Leitlinien ergänzen den "Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden" des Umweltministeriums.

Im Landkreis Calw sind ähnliche Folgen von Erdwärmebohrungen nach Ansicht von Experten aus dem Landratsamt in Calw allerdings nicht zu befürchten. Ursache der Schäden war demnach meist eine durch die Bohrung hergestellte Verbindung von wasserführenden Schichten mit Anhydrit (Gipskeuper). Durch das einfließende Wasser quoll die Gipskeuperschicht auf und hob so die Erdoberfläche an. "Diese Problematik tritt im Landkreis Calw praktisch nicht auf, Ausnahme ist lediglich der südlichste Teil des Kreises im Bereich Nagold-Gündringen", erklärt Sandra Löffler vom Landratsamt Calw.

515 Anlagen mit knapp 1550 Bohrungen sind im Landkreis Calw bereits installiert worden. Die Erste wurde 1994 genehmigt. Folgeschäden durch die Bohrungen wurden der Kreisbehörde seitdem nicht bekannt.

Erdwärme, auch Geothermie genannt, umfasst die in der Erde gespeicherte Energie. Sie zählt zu den regenerativen Energien und wird mittels Erdwärmesonden, Kollektoren oder Grundwasserwärmepumpen aus der Erde gewonnen. Erdwärmesonden sind dabei die am häufigsten genutzte Form.

In Wasserschutzgebieten sind Erdwärmesonden grundsätzlich nicht genehmigungsfähig. Weitere Ausschlussgebiete sind der Nahbereich von Thermal- und Mineralwasserfassungen sowie Tallagen aufgrund des starken Drucks des Grundwassers.

Bohrungen über 100 Meter Tiefe sind zusätzlich zur wasserrechtlichen Erlaubnis, die das Landratsamt erteilt, beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau bergrechtlich zu genehmigen. Beim Landratsamt Calw kann unter Nennung der Gemarkung und Flurstücksnummer eine kostenfreie Auskunft über die Genehmigungsfähigkeit einer Erdwärmesondenbohrung gegeben werden.

Weitere Informationen über Erdwärmesonden und deren Antragsstellung sind auf der Internetseite des Landkreises, www.kreis-calw.de, unter dem Suchwort "Geothermie" sowie bei der Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz, Telefon 07051/160-132, erhältlich.