Ein Bild, das wohl bald der Vergangenheit angehören wird: Die Bundesstraße zwischen Altensteig und Nagold soll zeitnah zur Landesstraße degradiert werden. Foto: Bernklau

Staatssekretärin: Land will die Strecke im Oberen Nagoldtal schnellstmöglich zur Landesstraße herabstufen.

Kreis Calw - Die Region hat den Kampf um die Bundesstraße 28 im Oberen Nagoldtal offenbar verloren. Laut einem Schreiben der zuständigen Staatssekretärin Gisela Splett soll die Straße zum "nächstmöglichen Zeitpunkt" zur Landesstraße abgestuft werden. Die Enttäuschung beim Landkreis Calw ist groß.

Ganz überraschend kam sie nicht, die Meldung aus Stuttgart. Von den Plänen des Bundes und des Landes, die Bundesstraße 28 von Herrenberg über Nagold und Altensteig bis nach Dornstetten zur Landesstraße zu degradieren und die B28 künftig über Rottenburg und Horb zu führen, wusste man in der Region seit Jahren. Die Umsetzung schlucken wollte man aber nicht. Schnell formierte sich ein breiter Widerstand gegen das Vorhaben.

Unterzeichner befürchten Schwächung des ganzen Kreises

Im Sommer 2013 richtete ein Bündnis aus den Städten und Gemeinden des Landkreises, aus Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, Kreishandwerkerschaft und Hotel- und Gaststättenverband Dehoga eine Resolution an den damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und Landesverkehrsminister Winfried Hermann, in der man die Rücknahme der Pläne und den Erhalt der B 28 im Oberen Nagoldtal als Bundesstraße forderte. Nicht nur dass die Straßeninfrastruktur unter diesen Plänen leide, die Unterzeichner befürchteten damals Nachteile für die Bürger, die Wirtschaft und den Tourismus im Oberen Nagoldtal. Andere sprachen von einem "Treppenwitz" und "Blödsinn" und einer "eklatanten Schwächung des gesamten Kreises Calw". Der Calwer Kreistag schloss sich der Resolution einstimmig an, und auch die Anrainerkommunen zwischen Herrenberg und Dornstetten stimmten in die Kritik an den Plänen ein.

Während die Fronten im Nordschwarzwald geschlossen waren, sah man schon damals in Stuttgart die Sache weniger dramatisch. Verkehrsminister Hermann sprach von einer "Umetikettierung", die keine Folgen auf die Qualität der Straße haben werde. Trotzdem sagte er zu, sich dafür einzusetzen, die Herabstufung solange nach hinten zu schieben bis die Bauarbeiten an der neuen Trasse abgeschlossen sind.

Doch auch diese Pläne scheinen Makulatur zu sein. In einer Antwort auf eine Anfrage des FDP-Fraktionschefs im Landtag, Hans-Ulrich Rülke, schreibt nun Gisela Splett, die zuständige Staatssekretärin im Verkehrsministerium: "Es ist vorgesehen, die B 28 zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu einer Landesstraße abzustufen. Zudem soll die derzeitige L 370 zwischen Schopfloch und Horb zur B 28a umgewidmet werden." Zugleich nimmt Splett das Land aus dieser Angelegenheit heraus und beruft sich darauf, dass alles "nach den Vorgaben des Bundes" ablaufe.

Im Calwer Landratsamt zeigt man sich enttäuscht von der Entscheidung und bedauert die Entwicklung außerordentlich, wie es Anja Härtel, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw im Gespräch mit unserer Zeitung formuliert. Enttäuscht zeigt man sich beim Landratsamt auch, dass die zeitliche Streckung der Umwidmung offenbar vom Tisch ist und die Sache nun zeitnah umgesetzt werden soll, wobei man keine Informationen darüber hat, was mit der Formulierung "nächstmöglicher Zeitpunkt" konkret gemeint ist. Für Irritationen sorgt darüber hinaus, dass die Kreisbehörde noch keine offizielle Mitteilung des Landes über die Entscheidung erhalten hat.

Man sei grundsätzlich anderer Meinung als der Bund, was die Bedeutung der Bundesstraße im Oberen Nagoldtal angehe, hebt Härtel den Standpunkt des Landkreises hervor. Die B 28 sei eine Lebensader des Kreises, auf die man angewiesen sei. Ohne sie habe man dort keine Ost-West-Verbindung auf Bundesstraßenniveau. Deshalb habe man auch gemeinsam mit den Partnern in der Raumschaft alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Abstufung zu verhindern. Härtel kündigte zwar weitere Konsultationen mit den Anrainerkommunen an, zeigte sich aber wenig optimistisch, was die Erfolgsaussichten des Vorhabens angeht: "Es sieht nicht allzu rosig aus."