Zu den Aufgaben des Kreis Calw gehört auch die Jugendhilfe. (Symbolfoto) Foto: Photographee.eu – stock.adobe.com

Jugendhilfeausschuss des Kreistages berät Haushalt. Knapp 21,5 Millionen Euro für 2021 eingeplant.

Zu den Aufgaben des Kreises zählt die Jugendhilfe. Der dazugehörige Ausschuss des Kreistages beriet über die finanziellen Mittel für diesen Bereich im kommenden Jahr. Vor allem bei der Sozialarbeit an Grundschulen gingen die Meinungen auseinander.

Kreis Calw - "Es gibt keine wesentlichen Veränderungen zum Vorjahr", begann Sozialdezernent Norbert Weiser die Präsentation des Zahlenwerkes. Im aktuellen Jahr habe man sogar weniger finanzielle Mittel benötigt als eingeplant. Dies habe vor allem an der Absage vieler Events im Jugendbereich gelegen, welche der Landkreis sonst gefördert hätte.

Laut des Haushaltsplan für das kommende Jahr beträgt der Nettoressourcenbedarf 21,49 Millionen Euro. Das sind lediglich 60.000 Euro mehr als im Vorjahr. Es wird ersichtlich, was Weiser mit "keine wesentlichen Veränderungen" meinte. Alles gut also, könnte man denken. Doch bei den Kreisräten gab es trotzdem Klärungsbedarf. Besonderes eine Äußerung Weisers kam bei manchen nicht gut an.

"Wir werden den Bedarf bei der Grundschulsozialarbeit genauer prüfen", meinte er. Hier habe man eine Verdopplung der Fallzahlen. Besonders Lothar Kante (SPD) erregte sich an dieser Aussage.

Man müsse die Sozialarbeit an Schulen eher ausbauen und dort nicht nachlassen. Die Rückmeldungen, die er von Schulleitern erhalten habe, bestätigten diesen Punkt. Die Probleme in den Schulen nähmen zu, besonders in den Grundschulen. Hier habe bisher kaum Sozialarbeit stattgefunden. Deshalb stiegen jetzt auch die Zahlen.

Generell werde in dem Bereich eine "enorm wichtige Arbeit" geleistet und das auf sehr hohem Niveau, führte Kante weiter aus. Durch diese Arbeit werde auch die amtliche Jugendhilfe entlastet. Er machte Weiser einen Gegenvorschlag. "Eine Erhöhung der Förderung wäre ein gutes Signal", meinte Kante.

Mehr Vernetzung der Schulsozialarbeiter

Grundlegendere Anmerkungen kamen von Karlheinz Kistner (FWV). Er drängte auf eine Rahmenkonzeption. Was Schulsozialarbeit überhaupt genau heiße, solle so geklärt werden. Einen Vorschlag, den Lothar Kante (SPD) und Erich Grießhaber (Grüne) befürworteten. Zudem regte Kante eine Vernetzung der Schulsozialarbeiter im Kreis an. So könnten Erfahrungen besser ausgetauscht werden.

Zu der Finanzierung der Schulsozialarbeit hatte Kistner (FWV) noch eine Idee. Die Kommunen, welche keine weiterführenden Schulen hätten, sollten sich mehr an den Kosten der dortigen Sozialarbeit beteiligen. Schließlich schickten sie auch Schüler aus ihrem Gebiet dorthin. Bisher werde hier lediglich über die Kreisumlage ein Ausgleich geschaffen. Die Sozialarbeit an Grundschulen solle jedoch in Verantwortung der einzelnen Kommunen bleiben. Hier würden ja selten auswärtige Schüler betreut.

Erich Grießhaber (Grüne) meinte, dass im Bereich der Schulsozialarbeit vieles im Argen liege. Im Bereich der betreffenden Förderung sei der Landkreis im Hintertreffen. Das zeige den Stellenwert, denn in anderen Bereichen wie dem Breitbandausbau sei man ganz vorne dabei. Eine bessere Vernetzung, stimmte er Kante zu, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dann seien die Sozialarbeiter dort nicht mehr so sehr auf sich alleine gestellt und würden vielleicht sogar als Hilfslehrer eingesetzt.

Der Erste Landesbeamte Frank Wiehe sprach von einer "interessanten Entwicklung" der Schulsozialarbeit. Man hab den Nutzen erkannt. Außerdem werde sie immer nötiger, da die Schule nicht mehr nur Ort der Bildungsvermittlung sei. Bei den weiterführenden Schulen könne der Landkreis helfen, da hier interkommunale Zusammenarbeit gefragt sei. Für die Grundschulen seien aber die Kommunen selbst zuständig, stimmte Wiehe Kistner zu.

Wiehe: Pauschaler Topf "Schlechtes Werkzeug"

Außerdem kündigte Wiehe eine Untersuchung der Personalsituation bei der Jugendhilfe an. Sozialdezernent Weiser erklärte, bei einer letztmaligen Überprüfung seien dadurch elf neue Stellen entstanden. Auch Weiser unterstrich die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit und fügte hinzu, dass dieses Personal nicht als Hilfslehrer von den Schulleitungen verstanden werden solle.

Andreas Reichstein von der Erlacher Höhe und ebenfalls Mitglied des Ausschusses legte ein Augenmerk auf die außerschulische Jugendarbeit, insbesondere von Verbänden und Vereinen. Die Aurelius Sängerknaben, die DLRG oder andere Sportangebote litten durch die Pandemie unter Mitgliederschwund. Die Jugendlichen wieder in die Vereine zu bekommen, sei kein Selbstläufer. Ihm schwebten deshalb Veranstaltungen nach der Pandemie vor, die die Jugendlichen wieder für die Vereine begeisterten. Die Events sollten durch einen "Wiederaufbaufonds" des Kreises finanziert werden sollen.

Wiehe meinte, ein pauschaler Topf sei ein schlechtes Werkzeug. Man wolle lieber passgenau helfen. Wenn jemand eine gute Idee für eine solche Veranstaltung habe, solle er gerne auf das Landratsamt zu kommen. Man finde hier immer eine Lösung.