Der Landkreis will das Thema Pflege forcieren. Foto: Yakobchuk Olena – stock.adobe.com

Landratsamt konstituiert Experten-Gremium. Kreisräte befürworten Förderantrag.

Kreis Calw - Die Situation der Pflege in Deutschland – spätestens seit Einführung der Pflegeversicherung in den 1990ern ein gesellschaftliches Dauerthema. Das nach Willen der Calwer Kreisverwaltung für die Region künftig auf ein neues Niveau gehoben werden soll. Durch die Einrichtung einer Pflegekonferenz.

Die aber kein bloßer Debattier-Club sein soll, sondern eine schlagkräftige Koordinierungs- und "Problemlösungs"-Stelle für alle relevanten Fragen rund um die Pflege. Weshalb man die – übrigens durch das Landespflegestrukturgesetz von 2018 auf Kreisebene geforderte – Pflegekonferenz hier in die bereits seit Jahren existierende "Gesundheitskonferenz" (unter Vorsitz von Landrat Helmut Riegger) integrierte und das neue Beratungs-Konstrukt gleich mal als "Gesundheits- und Pflegekonferenz" komplett neu strukturierte.

Soweit die Vorgeschichte zum Thema, wie sie Frank Wiehe als Erster Landesbeamter und Stellvertreter des Landrats während der jüngsten Sitzung des Bildungs- und Sozialausschusses (BSA) des Calwer Kreistags erläuterte. Wobei Wiehe keinen Hehl daraus machte, dass man zuletzt im Landratsamt nicht mehr wirklich zufrieden war mit der Arbeit der in der bisherigen Gesundheitskonferenz gebildeten Arbeitskreise (AK): der AK "Medizinische Versorgung" unter Leitung von Martin Oberhoff habe zwar "wirklich gearbeitet" und zum Beispiel das mittlerweile sehr erfolgreiche Hausarzt-Stipendium des Landkreises entwickelt und eingeführt. Aber die beiden weiteren Arbeitskreise "Gesundheitsförderung und Gesundheitsregion" sowie "Pflegerische Versorgung – aktives Altern" seien zum Schluss eigentlich nicht mehr existent gewesen.

"Mit sehr viel Herzblut und Engagement"

Weshalb man sich bereits im vergangenem Jahr im Beirat der Gesundheitskonferenz (unter der Leitung von Claus Bannert) dazu entschlossen hatte, die Arbeit des Gremiums neu zu strukturieren – und um den eigenen Pflege-Aspekt maßgeblich zu erweitern. Unmittelbar vor Corona – noch im März dieses Jahres – sei diese neue Arbeitsaufteilung mit neuen Arbeitskreisen installiert worden, wobei diesmal "sehr aktive und kompetente AK-Leitungen gefunden" werden konnten, wie Wiehe in seinem Bericht darstellen konnte: Martin Oberhoff (Chefarzt Klinik Calw) etwa wird neu den AK "Ambulante und stationäre Versorgung" übernehmen. Der AK "Prävention, Rehabilitation & Gesundheitsförderung", in dem laut Wiehe jetzt auch die Kostenträger und die Kassenärztliche Vereinigung als Teilnehmer vertreten sein werden, wird von Markus Wiedemann (Chefarzt Klinik Schlossberg, Bad Liebenzell) als Leiter betreut.

Und besonders froh scheint man seitens des Landkreises zu sein, für den AK "Pflegerische Versorgung – aktives Altern" neu mit Monika Volaric (Direktorin Haus auf dem Wimberg) "eine sehr durchsetzungsstarke" Persönlichkeit gewonnen zu haben, die auch diese neue Aufgabe "mit sehr viel Herzblut und Engagement" angegangen sei. Wiehe nannte als Beispiel gleich die erste AK-Sitzung unter Volarics Führung, als bisher bestehende Abstimmungsprobleme zwischen Kliniken und Pflegeheimen bei der Patientenübergabe sofort in direkter Kommunikation von Volaric angegangen und durch Ansetzen eines gemeinsamen Workshops für Patientenbetreuer von beiden Seiten gelöst wurden.

Auch die Idee, sich die Arbeit der neuformierten Pflegekonferenz im Kreis Calw – integriert in die bisherige Gesundheitskonferenz – durch einen bestehenden und speziell dafür eingerichteten Fördertopf der Landesregierung zumindest zum Teil finanzieren zu lassen, stammte – so die Erläuterung von Frank Wiehe – von der Chefin des Hauses auf dem Wimberg, die die Kreisverwaltung auf diese Möglichkeit erst aufmerksam gemacht habe. "Uns kommt das gut zu pass", so Wiehe weiter – da man ja eh die Pflegekonferenz gerade auf den Weg gebracht hatte und Fördergelder wohl immer gut gebrauchen kann.

Weshalb jetzt zur BSA-Sitzung der Antrag auf den Tisch lag, dem entsprechenden Förderaufruf der Landesregierung zu folgen. Immerhin bis zu 60000 Euro maximale Landesförderung seien dafür drin – bei einem Eigenanteil des Antragsstellers von mindestens zehn Prozent. "Ja, machen!", daher auch das mehr als eindeutige Votum aus den Reihen der BSA-Mitglieder, die letztlich dem Förderantrag einstimmig ihr Plazet gaben.

Zumal Carolin Gutsch von der Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz Calw berichten konnte, dass es bereits einen detaillierten Veranstaltungsplan der (Gesundheits- und) Pflegekonferenz gebe. So soll es nach der konstituierenden Sitzung vom März recht bald im Kreis eine Auftaktveranstaltung zum Thema "Herausforderungen der Pflege von Morgen in einer älter werdenden Gesellschaft" geben

"Großes Ziel hier im Landkreis" (Zitat Wiehe) seien aber zwei größere Messen in Nagold und Calw unter dem Titel "Pflege-, Unterstützungs- und Wohnformen im Alter", bei denen sich Branchen-typische Dienstleister den Bürger vorstellen könnten. Und andersrum die Bürger ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche fürs Wohnen im Alter in einer Befragung mitteilen sollen.