Kreisarchivar und Herausgeber des Burgenbuches Martin Frieß (von links) mit dem Archäologen und Hauptautor Christoph Morrissey, Claudia Krause von der Abteilungsleitung Schulen und Kultur im Landkreis Calw, und dem Ersten Landesbeamten des Kreises Calw, Frank Wiehe. Foto: Becker

Sagen sind weitere Besonderheit. 34 unbekannte Anlagen entdeckt. Vierjährigen Arbeitsphase am Projekt.

Von einem "Meilenstein" sprach Martin Frieß, Kreisarchivar des Landkreises Calw, bei der Vorstellung des brandneuen Burgenbuchs im Landratsamt, das im Vollen den Titel "Steinhaus, Rittergut und Adelssitz. Burgen und Schlösser im Landkreis Calw" trägt.

Calw - Das Buch präsentiert sich als Ergebnis einer vierjährigen Arbeitsphase, die im Herbst 2016 gestartet wurde – unter der Beteiligung von über 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese stellten Frieß das bei ihnen angesammelte Material – also Texte, Bilder, Karten und Pläne – zur Auswertung zur Verfügung.

Archäologe durchkämmt das Gelände

Hauptautor ist indes Christoph Morrissey, freiberuflicher Archäologe aus Tübingen, der laut Frieß "Unerhörtes geleistet", und sich daher seinen "vollsten Respekt" redlich verdient habe. So ist Morrissey für das Buchprojekt systematisch Gelände abgegangen, hat jeden Winkel nach neuen und unbekannten Burg- und Schlossanlagen abgesucht.

"Jede Burg ist ein eigenes Individuum, mit eigener Geschichte", sagt Morrissey. Für ihn sei gerade das Unscheinbare interessant, denn dort gebe es meist viel zu erforschen. Die Inaugenscheinnahme des Pfaffenhauses bei Wart beispielsweise, ein gut zwei Meter hoher Hügel, sei für ihn ein regelrechter "Krimi" gewesen. Von dem Archäologen stammen auch die meisten Fotos.

Riese und Jungfrau sind auch dabei

Entsprechend kann das Buch mit vielen neuen Erkenntnissen aufwarten. Waren vor Beginn der Arbeiten bislang um die 40 bestehende oder frühere Anlagen bekannt, so ist nunmehr im Kreisgebiet von 74 Anlagen auszugehen. Diesbezüglich wurden zahlreiche Abbildungen und Ansichten erstmals veröffentlicht.

"Man muss nicht Geschichte oder Archäologie studiert haben", sagt Calws Kreisarchivar Frieß in Bezug auf die Lesbarkeit des Buches. "Es ist allgemein verständlich und populärwissenschaftlich geschrieben, ein fundiertes Nachschlagewerk." Bei jeder der Anlagen seien zudem die Koordinaten beigefügt, sodass man diese mit einem GPS-Gerät auch selbst finden könne.

Außer Morrissey waren noch neun weitere Autoren an dem Buchprojekt beteiligt. Autor Jirí Hönes beispielsweise sammelte und zeichnete Burgensagen aus der Region auf. Dabei ist auch er auf neues Sagengut gestoßen. Populäre Sagen wie der "Riese Erkinger" oder die "Jungfrau im Schacht" sind natürlich auch dabei.

Und letztlich setzt das Buch auch einige Impulse, was die Nachnutzung betreffe, sagt Frank Wiehe, Erster Landesbeamte des Landkreises Calw. So könne es im Tourismusbereich als Ausgangspunkt für die Erstellung eines Burgen- oder Themenwegs dienen.

"Steinhaus, Rittergut und Adelssitz" ist im Jan Thorbecke Verlag erschienen und kann für 25 Euro im Buchhandel oder auch direkt beim Verlag erworben werden.