Das ehemalige Aufbaugymnasium in Nagold als Standort für eine Abteilung des neuen Pforzheimer Polizeipräsidiums? Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann bringt das leerstehende Gebäude dafür ins Gespräch. Foto: Fritsch

OB Jürgen Großmann will Abteilung der Pforzheimer Zentrale ehemaligen Aufbaugymnasium unterbringen. Mit Kommentar

Kreis Calw - Möge die Debatte beginnen: Nachdem die Landesregierung sich auf Pforzheim für den Standort eines neuen Polizeipräsidiums festgelegt hat, geht es nun um mögliche Außenstellen in der Region. Einer der Bewerber: Nagold.

Ein Polizeipräsidium in Pforzheim? Auch in Nagold ist man von diesem Plan angetan. Oberbürgermeister Jürgen Großmann (CDU) bezeichnet es gar als "Meisterstück", was da dem CDU-Abgeordneten Thomas Blenke mit seinen steten Bemühungen um ein eigenes Polizeipräsidium für den Nordschwarzwald gelungen ist. Dass der Hauptsitz des Präsidiums Pforzheim wird, steht für Großmann völlig außer Frage. "Genau da gehört es hin!" Einzelne Abteilungen allerdings könnten in der Region südlich von Pforzheim – "also im Kreis Calw oder Freudenstadt" – ihren Sitz bekommen. Und Großmann wäre ein schlechtes Stadtoberhaupt, wenn er nicht sogleich den Hut in den Ring werfen und Nagold ins Spiel bringen würde.

"Wir sind sehr daran interessiert, eine Außenstelle nach Nagold zu bekommen", sagte er am Mittwoch gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Nagold sei von der Lage her bestens für solch eine Abteilung geeignet. Welche Abteilung das sein könnte? Die Kriminalpolizei? Die Verkehrspolizei? Diese Frage ist für Großmann zweitrangig. "Das müssen die Fachleute entscheiden", sagt er. Je nach Abteilung handle es sich um 70 bis 150 Arbeitsplätze. Großmann ist überzeugt: Auch als Wohnort habe Nagold den Polizisten viel zu bieten.

Wie weit die Vorstellungen auf Nagolder Seite schon gediehen sind, zeigt sich auch daran, dass Nagolds OB bereits mögliche Standorte ins Spiel bringt. Zum Beispiel das ehemalige Aufbaugymnasium (ABG). "Das wäre prädestiniert", sagt Großmann. Ein sehr guter Standort sei das, mitten in der Stadt, repräsentativ und auch noch mit Freiflächen für weitere Nutzungsmöglichkeiten. Das einstige ABG, das derzeit leersteht und von einem privaten Investor vermarktet wird, sei eines der prägenden Gebäude in der Stadt. Mit dem Besitzer hat Großmann nach eigenem Bekunden bereits gesprochen. "Er ist bereit für Verhandlungen mit dem Land."

Und falls ein Neubau bevorzugt wird? Auch für diesen Fall hat die Stadt eine Fläche parat: Auf dem einstigen Teufel-Areal wäre Platz genug. Der OB lobt auch hier die zentrale Lage, aber auch die Nähe zur Bundesstraße.

Jürgen Großmann sagt klar: Nagold werde es sich "einiges kosten lassen", um eine Abteilung des Polizeipräsidiums im Ort anzusiedeln. "Wir wollen da mit dabei sein. Sehen das als Chance für die ganze Region", so Großmann weiter.

"Das ist ein sensationell gutes Ergebnis", hält Nagolds OB ganz allgemein die Entscheidung der Landesregierung für goldrichtig – gerade auch für die Sicherheitslage in der gesamten Region. Ein Lob, das Nagolds OB übrigens unabhängig davon sieht, ob nun in Nagold eine Abteilung der Polizei angesiedelt werde oder nicht. Und dennoch gibt er sich kämpferisch: "Die Stadt Nagold wird sich mächtig ins Zeug legen, um eine Außenstelle zu bekommen."

Kommentar: Dauer-Rivalen

Von Heiko Hofmann

Das ging flugs: Kaum ist bekannt, dass eine Außenstelle des – bis jetzt ja nur auf dem Papier bestehenden – Polizeipräsidiums Pforzheim im Kreis Calw angesiedelt werden soll, da gibt Oberbürgermeister Jürgen Großmann schon die Bewerbung für Nagold ab. Mit dem ehemaligen ABG hat er auch gleich die passende Immobilie parat. Sicher keine schlechte Lösung.

Für die Beziehung zwischen den Dauer-Rivalen Calw und Nagold dürfte die offensive Vorgehensweise von Nagolds OB dagegen wenig entspannend sein. "Wer bekommt was? Nagold oder Calw?" Seit Generationen zieht sich diese Frage wie ein roter Faden durch das Miteinander der beiden Städte.

Nun taucht also das nächste Reiz-Thema auf. Nur gut, dass diese Entscheidung nicht im Kreis getroffen wird, sondern in Stuttgart. Dort zählen hoffentlich sachliche Argumente und nicht lokale Animositäten.