Die Zahl der Multijobber hat auch im Kreis Calw deutlich zugenommen. Foto: SchwaNGG

6720 Beschäftigte im Kreis Calw verdienen sich etwas dazu. Steigerung von 76 Prozent in zehn Jahren.

Kreis Calw - Immer mehr Menschen im Kreis Calw haben einen Zweit-Job: Mehr als 6720 Berufstätige gingen im vergangenen Jahr einem Mini-Job als zusätzliche Einnahmequelle nach.

Die Zahl derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Mini-Job als Nebenjob haben, ist in den vergangenen Jahren im Kreis Calw deutlich gestiegen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. "Blickt man zehn Jahre zurück, so hat es eine Zunahme von mehr als 76 Prozent gegeben", sagt Studienleiter Matthias Günther vom Pestel-Institut. Im vergangenen Jahr habe rund jeder zehnte Beschäftigte im Kreis Calw sich mit einem 400-Euro-Job nebenher etwas dazuverdient.

Während für Frank Wießner vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg die Motive für diese Entwicklung nicht eindeutig sind, haben die Gewerkschaften naturgemäß eine klare Sicht auf die Beweggründe: "Wir haben das Phänomen der Multi-Jobber. Das sind Menschen, die mit dem Geld, das sie in ihrem Hauptjob verdienen, nicht mehr auskommen. Deshalb müssen sie auf einen oder mehrere Nebenjobs ausweichen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen. Aus der puren Lust an einer 55- oder 60-Stunden-Woche macht das jedenfalls keiner", sagt die Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Mittelbaden-Nordschwarzwald, Susanne Wenz. Sie macht für das "Multi-Jobben" vor allem Niedriglöhne verantwortlich. Abhilfe könne aus Sicht der Gewerksschaften nur ein einheitlicher Mindestlohn schaffen.