Landrat Helmut Riegger (Mitte) packt selbst mit an, um die alte Schwarzwaldbahn-Strecke von Gestrüpp zu befreien. Foto: Klormann

Gleise der alten Schwarzwaldbahn werden freigeschnitten. "Wir müssen ein Zeichen setzen, dass es diese Bahn noch gibt".

Kreis Calw - Für Landrat Helmut Riegger ist die Hermann-Hesse-Bahn das wichtigste Infrastrukturprojekt des Landkreis Calw. Deshalb versucht er bereits seit rund vier Jahren, den Weg für das Projekt zu ebnen. Am Wochenende nahm er dieses Anliegen sogar wörtlich. Denn der Landrat traf sich mit einigen Mitgliedern des Vereins "Württembergische Schwarzwaldbahn Calw" (WSB) auf der alten Bahnstrecke zum Trassenfreischnitt. Symbolisch griff er dort nahe der Bahnbrücke am Calwer Welzberg auch selbst zur Säge, um wenigstens ein kleines Stück der Bahnstrecke eigenhändig von Gewächsen zu befreien, die die Trasse in den vergangenen Jahren überwuchert hatten.

Seit Anfang Oktober arbeitet der Verein nun mittlerweile an den Calwer Gleisen – mit durchaus beachtlichem Erfolg. Rund 100 Meter pro Arbeitstag kommen sie voran. Angesichts ganzer Bäume, die dort weichen müssen, keine geringe Leistung.

"Wir müssen ein Zeichen setzen, dass es diese Bahn noch gibt"

Die Strecke von der Brücke an der Stuttgarter Straße bis zur Waldstraße, die Hirsau mit Althengstett verbindet, wollen die Bahnbefürworter bis Ende Februar freigeschnitten haben. Oder besser gesagt: Das müssen sie sogar. Denn ab März sind Baumfällarbeiten aus Naturschutzgründen verboten. Etwa 2,5 der dafür benötigten vier Kilometer hat der Verein bislang freigelegt. 1200 Arbeitsstunden, so schätzt WSB-Vorstand Roland Esken, werden es am Ende wohl sein, die der Verein bis dahin in den Freischnitt investiert haben werde.

"Wir müssen ein Zeichen setzen, dass es diese Bahn noch gibt", erklärte er die Motivation zu dieser Aktion, die mit dem Landratsamt abgestimmt ist.

Seit fast 27 Jahren verfolgt der Verein das Projekt einer Schwarzwaldbahn nun schon, die meiste Zeit davon unter dem Vorsitz von Hans-Ulrich Bay. Auch der ehemalige Bahnangestellter Erich Sieferer war von Anfang an dabei. Der Mittsiebziger wünscht sich vor allem eins: "Es wäre schön, wenn man noch erleben würde, wie die Bahn wieder fährt."

Ein Wunsch, den Riegger voll und ganz unterstützt. Um diesen zu erfüllen, hält der Landrat vor allem Vorarbeiten und somit nicht zuletzt die Arbeit des Vereins für elementar wichtig. Denn dieser sei nicht nur mit der Motorsäge eine Hilfe, sondern auch der "Motor und Ideengeber" bei diesem Projekt.

Doch auch im Landratsamt ist man nicht untätig geblieben. Rund 15 bis 20 Personen im Landratsamt seien zurzeit mit dem Projekt beschäftigt. "Wir warten nicht, bis jemand entscheidet, der Landkreis nimmt das jetzt schon in die Hand und macht Vorbereitungen", betonte Riegger. So sei beispielsweise in den vergangenen beiden Jahren auch der Streckenabschnitt zwischen Ostelsheim und Althengstett bereits von Waldarbeitern freigeschlagen worden.

Derzeit werde der Abschnitt zwischen Althengstett und Heumaden von Gewächsen befreit. "Wir sind jetzt an einem Planungspunkt, an dem die Planer auf die Strecke gehen müssen", erklärte dazu Michael Stierle, Leiter des Calwer S-Bahnprojekts. Denn nun müsse auch der Baugrund begutachtet werden. Und dies sei eben nur bei freien Strecken möglich.

Momentan sei man zudem unter anderem auch mit der Abwicklung von Gutachten sowie Genehmigungsverfahren beschäftigt, um zum Beispiel Belange des Naturschutzes zu klären. "Wenn wir den Startschuss bekommen, wollen wir auch sagen: Jawohl, wir können gleich loslegen", erklärte Riegger die Vorbereitungsmaßnahmen.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir das Land überzeugen können"

Die Eile hat schließlich auch einen guten Grund. Denn aufgrund der zeitlichen Begrenzung der staatlichen Fördermittel muss das Projekt bis 2019 fertig abgerechnet sein. Riegger hofft deshalb auch noch in diesem Jahr auf eine Förderzusage von Seiten des Landes, um im Frühjahr 2015 zum Spatenstich anrücken zu können. "Ich bin zuversichtlich, dass wir das Land überzeugen können, dass dieses Projekt nötig und sinnvoll ist", meinte der Landrat dazu.

Und auch der Widerstand, der dem Projekt aus Weil der Stadt und Renningen entgegenschlägt, kann die Entschlossenheit der Beteiligten nicht bremsen. Diese zeigen sich vielmehr kampfbereit. "Weil der Stadt und Renningen sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen", betonte beispielsweise Riegger. Bay meinte, dass in deren Argumentation vieles unsachlich bleibe. "Außerdem haben die dort Befürchtungen und Wünsche, die außerhalb des Vorstellbaren sind", fügte er hinzu. Entscheiden werde letztlich ohnehin das baden-württembergische Verkehrsministerium.

Riegger unterstrich abschließend, dass man sich im Kreis Böblingen wieder auf eine gute kommunale Zusammenarbeit besinnen sollte. "Das wäre vernünftig", meinte der Landrat.