Kreis Calw - Beim Restmüll ist der Kreis Calw Musterschüler: Nur 67 Kilogramm produziert jeder Einwohner jährlich - Rekord in Baden-Württemberg. Zunehmend Sorgen bereitet wilder Müll.

Gut gelaunt trat Christian Gmeiner vor den Umweltausschuss des Kreistags, um die Abfallbilanz 2019 vorzulegen. Der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft im Kreis Calw (AWG) hatte dazu allen Grund, denn so gute Zahlen kann keiner seiner Kollegen im Land präsentieren: Mit nur 67 Kilo Restmüll pro Einwohner belegt der Kreis Calw den Spitzenplatz im Land. Der Durchschnitt im Südwesten liegt bei 140 Kilo.

Auch beim Sammeln von Wertstoffen ist die AWG vorne dabei: Ganze 199 Kilo hat sie im vergangenen Jahr pro Einwohner gesammelt - zweitbester Wert in Baden-Württemberg. Zum Vergleich: 1996 fielen im Kreis Calw noch stolze 117 Kilo Restmüll pro Einwohner an, während lediglich 158 Kilo Wertstoffe pro Einwohner gesammelt wurden.

Bei Biomüll im Mittelfeld

Landrat wartet ab

Leicht über dem Landesdurchschnitt liegt der Kreis Calw dagegen bei den Abfallgebühren. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt in Baden-Württemberg im Schnitt 165,38 Euro pro Jahr, bei der AWG sind es 175 Euro. Gmeiner verwies darauf, dass die Gebühren schwer zu vergleichen seien, weil die Leistungen in jedem Landkreis anders seien. "Es gibt Nachbarlandkreise, da müssen die Bürger viel häufiger auf den Wertstoffhof", unterstrich der AWG-Geschäftsführer und blickte nach Süden: "Von der Struktur her sind wir am ehesten mit dem Kreis Freudenstadt vergleichbar. Bei uns ist die Gebühr etwas höher, aber dort gibt es nicht den Service, dass das Altglas zu Hause abgeholt wird." Insgesamt reiche die Gebührenspanne für einen Vier-Personen-Haushalt in Baden-Württemberg von 87 bis 363 Euro pro Jahr.

Wilder Müll nimmt zu

Die Abfallbilanz 2019 sorgte im Umweltausschuss für zufriedene Gesichter. Volker Schuler (Freie Wähler) lobte: "Wir sind gut, und es ist nun die Herausforderung, gut zu bleiben. Wir hoffen, dass mit den guten Zahlen auch die Gebühren stabil bleiben." Günther Schöttle (AfD) sagte: "Die Entsorgung läuft bei uns hervorragend. Ich spreche ein Lob aus, wie das bei uns organisiert ist." Neben Andreas Kubesch (Grüne) würdige auch Dieter Dannenmann (SPD) die Arbeit der AWG. "Wir sollten zufrieden sein mit unserem Angebot im Kreis Calw", meinte Dannenmann. Andere Landkreise hätten da größere Probleme, zum Beispiel mit der Situation an den Altglascontainern.

CDU-Kreisrat Jochen Borg lobte zwar ebenfalls die Arbeit der AWG, hat von der Situation an den Standorten von Altglas- und Altkleidercontainern im Kreis Calw jedoch ein anderes Bild. "Es sieht schlimm aus. Die Leute entsorgen dort teilweise Sperrmüll", schimpfte Borg und stellte zur Diskussion, ob die Altglascontainer überhaupt notwendig seien.

Dass sie notwendig sind, unterstrich Gmeiner. Zwar habe man das in Baden-Württemberg einmalige System, Altglas über die grüne Tonne abzuholen. Dennoch könne man auf die 78 Standorte von Altglascontainern im Kreis Calw nicht verzichten. "Die grüne Tonne ist nur eine Ergänzung", verdeutlichte Gmeiner.

Auch den Eindruck, es sehe rund um die Altkleidercontainer schlimm aus, konnte Gmeiner so nicht bestätigen. Die Erlacher Höhe fahre jeden Standort einmal pro Woche an und müsse dies auch so bei der AWG protokollieren. Es gebe aber Leute, die genau wüssten, wann die Container geleert werden und würden sie kurz nach der Leerung wieder befüllen.

Gmeiner bestätigte allerdings, dass der wilde Müll weiter zunehme. "Das ist ein gesellschaftliches Problem", sagte er.

Info: Standort für Atommüll-Endlager

Suche läuft bis 2031

Vergangene Woche wurde das Landratsamt Calw von der Bundesgesellschaft für Endlagerung darüber in Kenntnis gesetzt, möglicher Standort für ein Atommüll-Endlager zu sein. "Wenig verwunderlich", sagte Landrat Helmut Riegger vor dem Umweltausschuss, "zwei Drittel von Baden-Württemberg sind dabei."

Drei Phasen

Die Entscheidung, wo in Deutschland ein Atommüll-Endlager entstehen soll, fällt 2031. In drei Phasen arbeitet die Bundesgesellschaft für Endlagerung die idealen Standorte heraus. Momentan läuft die erste Phase, in der das Bundesgebiet allein nach geologischen Kriterien untersucht wird. Ausgeschlossen für ein Endlager sind dabei unter anderem Bergwerke und Gebiete mit Vulkanismus. 29 Landkreise in Baden-Württemberg sind laut dieser ersten Phase für einen Standort geeignet, darunter auch der Kreis Calw.

Landrat wartet ab

Auf die Entscheidung, möglicher Standort für ein Atommüll-Endlager zu sein, will der Kreis Calw nicht reagieren. Eine Stellungnahme oder gar eigene Untersuchungen sind laut Landrat Riegger nicht geplant. Er sagt: "Jetzt müssen wir einfach abwarten."