Bleibt die Orthopädie doch in Calw und geht dafür die Neurologie an den Standort Nagold? Offenbar steht dieser Tausch im Raum. Foto: Fritsch

Verbleib der Orthopädie in Calw und Verlagerung der Neurologie nach Nagold stehen im Raum.

Kreis Calw - Das Zukunftskonzept für die Krankenhäuser in Calw und Nagold steht möglicherweise vor einschneidenden Änderungen. Im Kreis Calw wird offenbar darüber diskutiert, die Orthopädie nun doch am Standort Calw zu belassen und dafür die Neurologie nach Nagold zu verlagern. Beschlüsse von Gremien dazu gibt es aber noch keine.

Das bisher geltende Konzept "3+", das auf einem inzwischen gut fünf Jahre alten Gutachten des Unternehmens "GÖK" basiert, beinhaltet die Verlagerung der Orthopädie nach Nagold und den Verbleib der Neurologie in Calw. Besonders die Verlagerung der Orthopädie von Calw nach Nagold hatte für heftige Debatten in der und um die Hesse-Stadt gesorgt.

Seit diesem Gutachten ist viel Zeit ins Land gegangen. Zeit, in der sich auf dem Medizin- und Krankenhaussektor viel getan hat. Das hat man nun offenbar zum Anlass genommen, das Konzept auf den Prüfstand zu stellen.

Verlagerung wäre "nicht gegen den Trend"

Ein Ergebnis davon ist nun wohl der Vorschlag, die Orthopädie am Standort Calw zu belassen und im Gegenzug den Neurologie-Schwerpunkt am Standort Nagold anzusiedeln. Für den neu zu bauenden Klinik-Standort Calw würde das – ohne Campus – eine Bettenzahl zwischen 140 und 150 zur Folge haben.

Baulich dürfte das den Landkreis Calw als Träger und die Planer nicht vor größere Probleme stellen, denn das Konzept für den Neubau der Calwer Klinik enthält ohnehin die Möglichkeit, den Bau zu erweitern. Und auch in Nagold hat man baulich noch nicht alle Pflöcke eingeschlagen.

Beim Klinikverbund Südwest mit Sitz in Sindelfingen, der an der Diskussion – vor allem an der medizinischen – maßgeblich beteiligt ist, stoßen die Überlegungen durchaus auf Gegenliebe. Vor allem die Verlagerung der Neurologie an das Schwerpunktkrankenhaus Nagold.

Hintergrund ist der enge fachliche Zusammenhang zwischen Neurologie und Gefäßchirurgie. Die führt dazu, dass Fachleute sogar dazu raten, eine Neurologie bevorzugt an den Krankenhausstandorten anzusiedeln, an denen eine ausgebaute Gefäßchirurgie vorhanden oder geplant ist. Es gibt sogar schon entsprechende Vorgaben im Gesundheitssektor – etwa von Kassen.

Stimmungslage hat sich entspannt

Und da im Krankenhaus Nagold die Gefäßchirurgie vorhanden ist und auch die Kapazitäten in der nötigen Intensivmedizin größer sind als in Calw, wäre eine Verlagerung der Neurologie nach Nagold "nicht gegen den Trend", wie es vom Klinikverbund Südwest vielsagend heißt. Der Klinikverbund hat in dieser Woche übrigens die Mitarbeiter der beiden Krankenhäuser in Calw und Nagold über die laufende Diskussion um Neurologie und Orthopädie informiert.

Inzwischen sind auch die Ärzte aus dem Raum Calw, die zwischenzeitlich mit mehreren großflächigen und kritischen Zeitungs-Anzeigen für Aufsehen gesorgt hatten, informiert und in die Debatte eingebunden. Und sie sehen die für sie überraschende Entwicklung positiv, wie der Arzt Rolf Johnen aus Calw im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten bestätigt. Die zeitweilig ziemlich aufgeheizte Stimmungslage vor allem im Raum Calw habe sich im Zuge der neuen Entwicklung inzwischen "entspannt", informiert Rolf Johnen. Man sei bereit, konstruktiv an der im Raum stehenden möglichen Anpassung des Klinikkonzepts mit zu arbeiten.