Die aktuelle Straßenmeisterei Nagold beim Berufsschulzentrum ist in die Jahre gekommen. Foto: Fritsch

In Calw und Nagold sollen neue Straßenmeistereien entstehen. Doch unterschiedlicher könnten die zwei Projekte gar nicht laufen. Während in Calw wahrscheinlich noch 2021 der Baubeginn ansteht, scheitert man in Nagold bisher an der Standortsuche. Jetzt hat der Nagolder Gemeinderat das Vorhaben am geplanten Standort quasi beerdigt.

Nagold/Calw - Für Calw ist die Sache klar. Die neue Straßenmeisterei wird im Industriegebiet am Würzbacher Kreuz entstehen. Nach Angaben von Andreas Knörle, Infrastrukturdezernent im Landratsamt, wird der letzte formale Beschluss für dieses Projekt noch vor der Sommerpause im Calwer Kreistag gefällt werden. Dann könnten die Bauarbeiten Ende 2021 oder möglicherweise auch Anfang 2022 beginnen.

Derweil kommt man in Nagold überhaupt nicht von der Stelle. Der Haken an der Sache: der geplante Standort. Der Landkreis möchte die Einrichtung am liebsten am Fuß des Nagolder Schlossbergs gegenüber vom Autohaus Wackenhut an der ehemaligen Bundesstraße Richtung Altensteig bauen. Doch gegen diese Pläne rührte sich in der Stadt schnell merklicher Widerstand. Argumente der Gegner: Eine Straßenmeisterei an dieser Stelle zerstöre nicht nur die Schönheit des Ortseingangs aus Richtung Altensteig/Rohrdorf, sondern auch wertvolle Streuobstwiesen. Die Positionen blieben über Monate verhärtet. Während der Landkreis den Ort weiter für den bestmöglichen hält, ebbte auch der Widerstand gegen das Vorhaben an dieser Stelle nicht wirklich ab.

Großmann: "Die SPD hat ihr Ziel erreicht"

Nun hat der technische Ausschuss des Nagolder Gemeinderats in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung das Projekt in seiner ursprünglich geplanten Form endgültig beerdigt. Einstimmig entschied sich das Gremium, das Bebauungsplanverfahren aufzuheben. Oberbürgermeister Jürgen Großmann machte aus seiner Enttäuschung über die Entscheidung kein Hehl und benannte einen Schuldigen an der Situation: "Die SPD hat ihr Ziel erreicht. Die Straßenmeisterei wird nicht kommen. Mit der Straßenmeisterei verlassen uns 40 Arbeitsplätze." Darüber hinaus äußerte Großmann die Befürchtung, dass die Straßen im Winter künftig nicht mehr so schnell geräumt würden wie bisher.

Im Calwer Landratsamt hat man diese Entscheidung "zur Kenntnis genommen", wie es Dezernent Andreas Knörle im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten formuliert. Es bleibe dabei: Der Standort nahe Wackenhut sei der beste, an dem müssten sich andere mögliche Standorte messen, so Knörle.

Bisher habe man 15 Alternativen in Nagold und Umgebung unter die Lupe genommen. Doch keiner habe die Qualität des Wackenhut-Areals. "Viele der möglichen Standorte erledigen sich aus unterschiedlichen Gründen", erklärt der Landratsamtsdezernent. Die Möglichkeit, die bestehende Straßenmeisterei neben dem Berufsschulzentrum abzureißen und an gleicher Stelle neu zu bauen, erledige sich etwa aus juristischen Gründen.

In Panik verfällt man im Landratsamt wegen des immer noch fehlenden Standortes für die Nagolder Straßenmeisterei zwar noch nicht – man wollte die beiden Projekte ohnehin nicht parallel sondern nacheinander realisieren. Aber eine klare Zeitschiene hat man im Landratsamt schon im Kopf und kommuniziert die auch: "Die Entscheidung über den Standort Nagold muss während der Bauphase in Calw fallen", macht Knörle deutlich. Ob der Standort dann auf Nagolder Gemarkung sein wird, das dürfte nach der jüngsten Entscheidung im Gemeinderat allerdings fraglich sein.