Stationäre Plätze in Wohnungslosenhilfe seit 2005 um 50 Prozent gestiegen. Erlacher Höhe versorgt 420 Bürger.

Calw - Das Motto der diesjährigen Aktionswoche "Armut bedroht alle" der Liga der freien Wohlfahrtspflege heißt "Der Mensch ist mehr als eine Zahl". Mehrere soziale Einrichtungen aus Calw beteiligen sich an diesem Projekt. Sie stellen im Vorfeld des Aktionstages am Donnerstag, 24. Oktober, Schicksale von Menschen vor, die von Armut betroffen sind.

Im zehnten Teil der Serie geht es in einer Mitteilung der Erlacher Höhe um Menschen, die durch die Wohnungslosenhilfe unterstützt werden.

12.147 Menschen wurden im Jahr 2018 in Baden-Württemberg durch die Wohnungslosenhilfe unterstützt. Noch nie wurden bei der jährlichen Stichtagszählung so viele Menschen gezählt. Noch vor zehn Jahren lag die Zahl um rund ein Viertel niedriger. Rechnet man die Menschen mit, die aufgrund von Obdachlosigkeit von Kommunen in teils erbärmlichen Unterkünften untergebracht werden, ergibt sich 2018 für Baden-Württemberg die geschätzte Gesamtzahl von etwa 25.000 Menschen ohne Wohnung oder in schwierigen Wohnverhältnissen.

Hohe Dunkelziffer

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Landkreis Calw wieder: Die belegten stationären Plätze in der Wohnungslosenhilfe sind seit 2005 um 50 Prozent gestiegen. Die Fallzahlen in Beratungsstellen haben sich seit 2005 verdoppelt, die Menschen, die im eigenen Wohnraum betreut werden, sogar mehr als verdoppelt. Insgesamt versorgte die Erlacher Höhe 2018 420 Betroffene, also etwa jeden 374. Bürger im Kreis. Die hohe Dunkelziffer ist dabei gar nicht mit eingerechnet.

Aber es gibt auch Zahlen, die Hoffnung machen: So zum Beispiel die Zahl der Menschen, die über die Erlacher Höhe nach einer Phase der Wohnungslosigkeit wieder in eigenen Wohnraum integriert werden konnten: 2018 betrug sie rund 30 Prozent. Ein deutliches Zeichen gegen die Hoffnungslosigkeit einmal in Wohnungslosigkeit geratener Menschen. Möglich ist dies jedoch nur, weil die Erlacher Höhe selbst Wohnraumkapazitäten vorhält und weil es noch ganz wenige Vermieter gibt, denen in Not geratene Menschen so am Herzen liegen, dass sie ihnen Wohnraum zur Verfügung stellen.

So zum Beispiel Herr K., ein Vermieter aus einer mittelgroßen Kommune im Landkreis Calw. Er hat im August eine Wohnung an Frau M. und ihren kleinen neugeborenen Sohn vermietet. Frau M. kommt aus Kroatien, arbeitete zuletzt in der Reinigung, ihr Arbeitgeber hatte ihr ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Frau M. wurde schwanger. Ihr Arbeitgeber kündigte ihr fristlos, mit einem Schlag verlor sie Job und Wohnung, stand hochschwanger plötzlich auf der Straße.

In der Erlacher Höhe konnte sie kurzfristig unterkommen. Gemeinsam wurde alles für die Geburt ihres ersten Kindes in die Wege geleitet. M. suchte darüber hinaus noch bis kurz vor der Entbindung intensiv nach Wohnungen. Immer wieder erfolglos, bis sie bei Herr K. nachfragte, der gerade eine passende Wohnung frei hatte. Für K. war es kein Hinderungsgrund, einer wohnungslosen, alleinerziehenden Mutter eine Wohnung zu geben. Im Gegenteil, gerade sie war dringend darauf angewiesen und das Geld kommt ja direkt vom Jobcenter. M. wohnt nun wieder selbstständig, ihrem Sohn geht es gut.