Landkreisspitze kündigt Bürgerbeteiligung bei Klinik-Debatte an. Entscheidung über die Hermann-Hesse-Bahn noch in diesem Jahr.
Kreis Calw - Die Spitze des Landkreises ist seit einigen Wochen wieder komplett. Landrat Helmut Riegger und sein neuer Stellvertreter Frank Wiehe haben nun angekündigt, die großen Aufgaben des Kreises als Team in Angriff zu nehmen – das Klinikproblem ebenso wie die S-Bahn.
Ein Jahr lang musste Helmut Riegger ohne Stellvertreter auskommen. Dass diese Zeit mit der Einsetzung von Frank Wiehe jetzt beendet ist, kommt für ihn zu einem guten Zeitpunkt. Denn der Landkreis hat mit der Lösung des Klinikproblems und der angestrebten Hermann-Hesse-Bahn von Calw nach Renningen zwei große Aufgaben direkt vor der Brust, bei denen Riegger die Hilfe seines Vize gut gebrauchen kann. Und auf diesen neuen Vize hält der Kreischef schon jetzt große Stücke: "Er genießt mein absolutes Vertrauen", machte Riegger im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten deutlich.
Wiehe hat als Erster Landesbeamter zunächst einmal das Dezernat übernommen, dem auch seine Vorgängerin Claudia Stöckle vorstand, das Dezernat Infrastruktur. Doch Riegger will, dass sein Stellvertreter sich nicht nur in diesem Sektor einbringt: "Ich will dass er sich bei allen Themen einbringt", betont der Landrat, der davon überzeugt ist, dass er und Wiehe gut im Team zusammenarbeiten werden.
Diesen Team-Gedanken beschränkt Riegger nicht nur auf die unmittelbare Führungsspitze des Landratsamts, sondern auf die ganze Behörde. "Unsere Aufgabe, den Landkreis weiter zu entwickeln, können wir im Team besser bewältigen, gerade wenn die Aufgaben so groß wie unsere sind", ist er überzeugt.
Und was diese Aufgaben im Jahr 2013 hauptsächlich sein werden, ist beiden klar: die Klinikproblematik und die Infrastruktur mit dem Zukunftsprojekt S-Bahn. Bei der Hermann-Hesse-Bahn werde das Jahr 2013 das Jahr der Entscheidung sein, kündigte ein optimistischer Riegger im Gespräch mit unserer Zeitung an.
Mobilitätskonzept
Doch man wird sich nicht nur mit der S-Bahn beschäftigen. Auf seinen Vize Wiehe geht die Idee zurück, für die Straßen des Kreises ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Gleiches soll auch für die komplette Verkehrsinfrastruktur passieren. Dieses so genannte Mobilitätskonzept soll Straßen ebenso wie Busse und Bahn umfassen.
Zweites Mega-Thema des Jahres wird zweifellos die Klinikfrage werden. Und da wollen Riegger und Wiehe Neues wagen: "Wir könnten es uns einfacher machen, aber wir werden den Weg der Bürgerbeteiligung gehen", kündigte Riegger an. In welcher Form und zu welchem Zeitpunkt die Bürger in die Klinikfrage involviert werden, darüber mache man sich im Landratsamt schon intensiv Gedanken, Konzepte zur Bürgerbeteiligung würden derzeit erarbeitet, so Landratsvize Wiehe, auf dessen Kompetenz in dieser Frage sein Chef Riegger baut. Denn Wiehe war zehn Jahre lang im für die Krankenhäuser zuständigen Sozialministerium in Stuttgart tätig.
Riegger und Wiehe ist klar, dass der Landkreis ein Klinik-Defizit in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro wie 2012 nicht über viele Jahre hinweg schultern kann und dringender Handlungsbedarf besteht. Trotzdem wollen sie bei der Lösung der Klinikfrage nicht unbedingt Vollgas geben: "Es muss einen Zeitplan geben, doch durchpeitschen werden wir die Sache auf keinen Fall", kündigt Helmut Riegger mit Blick auf die geplante Bürgerbeteiligung an.
Neben diesen beiden Mega-Themen Verkehr und Kliniken geraten andere Ziele eher in den Hintergrund, sollen aber trotzdem weiter intensiv verfolgt werden. Dazu gehört zum einen die Kinder- und Familienfreundlichkeit und das lange angestrebte und bereits von der diese Woche zurückgetretenen Kultusministerin Gabriele Warminski-Leutheußer zugesagte Wirtschaftsgymnasium in Nagold.