So könnte die Hesse-Bahn einmal aussehen. Foto: alexdrim - shutterstock.com

Landkreis hält am Stufenkonzept fest. Zunächst im Dieselbetrieb. Informationsveranstaltung in Weil der Stadt.

Kreis Calw - Es wird wohl dabei bleiben, dass die Hermann-Hesse-Bahn (HHB) zunächst mit Dieseltriebwagen fahren wird. Daran dürfte das Elektrifizierungskonzept, das der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann Mitte des Monats vorgelegt hat, nichts ändern.

Der Landkreis will die Realisierung der HHB so schnell wie möglich. Zwar hatte Hermann angekündigt, dass die Strecke bis 2025 elektrifiziert sein soll, doch gebe es hierfür bislang weder eine Finanzierung noch eine Planung, wie Michael Stierle, beim Landratsamt Calw Abteilungsleiter S-Bahn und ÖPNV, sagte.

Elektrifizierung durch Brennstoffzellen

Deshalb werde das mit den Städten Weil der Stadt und Renningen, dem Landkreis Böblingen sowie dem Verband Region Stuttgart (VRS) abgestimmte Stufenkonzept fortgeführt. Das sieht zunächst den Dieselbetrieb vor. Sobald wie möglich, so Stierle, soll der Einsatz von Brennstoffzellen-Triebwagen erfolgen, die in Niedersachsen bereits im Einsatz sind. Sie werden leiser und sauberer sein und von einem Elektromotor angetrieben. Damit sei dann die Elektrifizierung erreicht.

Auch dann sei der Umbau des Bahnhofs Renningen für rund zwei Millionen Euro notwendig. Der würde nur entfallen, wenn die S-Bahn-Verlängerung nach Calw kommt – und die liegt in weiter Ferne. Stierle weist darauf hin, dass der Anteil dieser zwei Millionen Euro an den Gesamtkosten von rund 65 Millionen Euro relativ gering sei. Zudem sei zu berücksichtigen, dass im Falle einer S-Bahn-Verlängerung nach derzeitigem Stand der Technik unter anderem Oberleitungen verlegt werden müssten. Gesamt sei dann mit Kosten in etwa zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen. Die S-Bahn-Verlängerung wäre unterm Strich – trotz der wegfallenden Umbaukosten des Renninger Bahnhofs – somit sogar teurer.

Finanzierung von Hermanns Plan unklar

Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken ist der Auffassung, an dem vereinbarten Stufenkonzept festzuhalten. Bei der Wiederinbetriebnahme der Strecke könne in der ersten Stufe auf Dieselfahrzeuge nicht verzichtet werden. Esken weist darauf hin, dass das Landesverkehrsministerium erreichen will, die Elektrifizierung der Strecke Calw-Weil der Stadt in das "Sonderprogramm zur Elektrifizierung" aufzunehmen. Ob solche nicht bundeseigener Strecken aufgenommen werden sei bislang genau so ungeklärt wie die Finanzierung des Programms.

Zum Thema HHB laden die Städte Weil der Stadt und Renningen, sowie die Landkreise Calw und Böblingen zu einer Informationsveranstaltung am Montag, 30. April, ab 19 Uhr die Stadthalle Weil der Stadt ein. Das weise auf das gute Verhältnis zwischen allen Beteiligten hin, sagte Andreas Knörle, Leiter des Dezernats Innere Organisation und ÖPNV. In Renningen und Weil der Stadt sowie im Kreis Böblingen sei man nicht grundsätzlich gegen die HHB. Vielmehr habe die Sorge bestanden, dass durch deren Betrieb der S-Bahn-Verkehr beeinträchtigt werden könnte. "Inzwischen stehen alle Ampeln auf Grün", sagte Stierle. Dies sei durch zwei Fahrplanrobustheitsprüfungen nachgewiesen worden. Zudem sei mit dem VRS vereinbart, dass bei Störungen des Fahrbetriebs die S-Bahn stets Vorrang habe.

Optimistisch zeigten sich Knörle und Stierle auch hinsichtlich der Fledermaus-Problematik. Man schaue mit Zuversicht auf einen weiteren Versuch einer Tunnel-in-Tunnel-Lösung im Sommer.