Im Forsttunnel werden laut Hochrechnungen 1650 Fledermäuse vermutet. Foto: Fritsch

Beim Naturschutz zeichnen sich Lösungen ab. Projektleiter Michael Stierle: Standardisierte Bewertung ist richtig.

Kreis Calw - Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Grüner einem Schwarzen eine Freude macht. "Dass ich das noch erleben darf", entfuhr es dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Großmann, als er seinem Kollegen Johannes Schwarz (Bündnis 90/Grüne) zuhörte. Der wies einerseits zwar darauf hin, wie wichtig der Natur- und Artenschutz beim Bau der Hesse-Bahn sei. Und Schwarz kritisierte zugleich, dass der Schutz von Steinkrebsen und Fledermäusen von vielen belächelt werde. Letztlich dürfe daran aber ein ökologische Projekt wie die Hermann-Hesse-Bahn nicht scheitern. Um dieses Ziel zu erreichen, forderte der Grüne die Naturschutzverbände zum Dialog und konstruktiven Mitmachen auf.

Großmann bescherte er damit jedenfalls "einen schönen Tag". Auch ohne dieses ironische Geplänkel wurde deutlich, dass der Kreistag in Sachen Hesse-Bahn an einem Strang ziehen muss, wie nicht nur der CDU-Mann betonte. Bei den Kommunen dürfe es keine Trittbrettfahrer geben, hob SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Prewo hervor. Dabei hatte er vor allem Ostelsheim im Blick, wo es Vorbehalte wegen der finanziellen Belastungen für die Gemeinde gibt. Die Bahn, so Prewo, werde auch von Kommunen mitfinanziert, die nicht unmittelbar profitieren. Für Landrat Helmut Riegger ist das ein Signal, "wie wir mit Ostelsheim weiter verhandeln".

Was den Natur- und Artenschutz anbelangt, zeichnen sich Lösungen ab. Es gebe die Möglichkeit, Ausweichquartiere zu schaffen oder die Tiere umzusiedeln. Projektleiter Michael Stierle sprach von einem "Füllhorn an Lösungen". Die angestrebten Ausgleichsmaßnahmen würden vom Regierungspräsidium mitgetragen.

Von den Mängeln, die das Stuttgarter Verkehrsbüro VWI GmbH im Auftrag der Städte Weil der Stadt und Renningen an den Zahlen für die Hesse-Bahn gefunden haben will, lässt sich Stierle nicht beirren. "Unsere Standardisierte Bewertung ist richtig", zeigt sich der Nahverkehrsexperte des Landratsamts überzeugt.

Von dem Angebot der Region Stuttgart, statt der Hesse-Bahn die S 6 nach Calw zu verlängern, zeigte sich Stierle "überrascht und dankbar". Daraus ergäben sich allerdings viele Fragen. Diese muss aus Sicht des Landkreises Calw die Region Stuttgart beantworten.

Riegger wies darauf hin, dass die Bahn bis spätestens 2019 fertig gestellt sein muss, weil sonst die Fördermittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) entfallen. Das sei mit der von der Region Stuttgart vorgeschlagenen Lösung nicht zu schaffen. Für Volker Schuler, FWV-Fraktionsvorsitzender, ist dieses Angebot eine Verzögerungstaktik. Deshalb gelte es in Sachen Hesse-Bahn weiterzumachen Prewo wiederum möchte die Geste der Region Stuttgart positiv bewerten und sprach sich dafür aus, dem Verband eine informelle Mitarbeit anzubieten.

Für den FDP-Fraktionsvorsitzenden Karl Braun ist die Kooperation mit dem Kreis Böblingen verbesserungswürdig. Die Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen sei gut, betonte Riegger, es hake dagegen bei einzelnen Gemeinden.