Im Calwer Teilort Wimberg hat das Drive-in-Diagnosezentrum seinen Betrieb aufgenommen. Foto: Fritsch

In Neubulach an der Kapazitätsgrenze. Vorfahren nur mit vorheriger Anmeldung gestattet.

Kreis Calw - Not macht erfinderisch – und eine Krise auch. Weil das erst vor Kurzem aus dem Boden gestampfte Diagnose-Zentrum in Neubulach an seine Grenzen stößt, eröffnet der Landkreis in Calw ein Drive-in-Zentrum, um so täglich bis zu 150 Menschen im Schnelldurchlauf auf den Corona-Virus testen zu können.

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Der Kampf gegen den Virus SARS CoV-2 ist auch ein Kampf gegen die Zeit. Als vor zweieinhalb Wochen in Neubulach das zentrale Diagnose-Zentrum im Kreis Calw eröffnet wurde, hatten es die Ärzte, die hier seither nach Feierabend einen Zusatzdienst schieben, anfangs mit 20 Corona-Tests am Tag zu tun. Mittlerweile sind es täglich bis zu 100 Menschen, die hier von 18 bis 22 Uhr vorstellig werden.

Sache von Minuten

Landrat Helmut Riegger sagt es im Gespräch mit unserer Zeitung offen: "Die Kapazitätsgrenzen sind erreicht." Also suchte man nach neuen Möglichkeiten, wie die wachsenden Fall- und Testzahlen bewältigt werden kann. Die Lösung kommt aus Korea und heißt Drive-in.

Wie bei Fastfood-Schnellketten fahren die potentiell infizierten Personen mit dem Auto vor. Wichtig: Zuvor muss man sich beim Hausarzt oder bei der Abteilung Gesundheit und Versorgung des Landratsamts Calw anmelden (siehe Infokasten). Wer ohne vorherige Anmeldung anreist, wird gleich wieder abgewiesen.

Der Test ist eine Sache von wenigen Minuten: Der Fahrer kurbelt die Scheibe seines Wagens herunter, ein ehrenamtlicher Helfer vom DRK reicht ihm dann das Wattestäbchen wie bei einem Gentest. Einmal damit Speichel aus der Wange kratzen, das Stäbchen in die mit den Namen beschriftete Röhre stecken, die Vorlage der Versichertenkarte nicht vergessen – und dann ab damit ins Labor nach Sindelfingen. Kaum 24 Stunden später liegt das Ergebnis vor, ob die Grippe-Symptome auch wirklich auf den Corona-Virus zurückzuführen sind oder ob es sich um eine herkömmliche Grippe handelt.

Keine Untersuchung

Das Landratsamt appelliert an die betroffenen Personen, bis zur Klärung des tatsächlichen Erregers Kontakte zu anderen Menschen auf das Nötigste zu reduzieren und zu Hause zu bleiben.

Sofern sich der Infektionsverdacht bestätigt, werden alle Personen ermittelt, mit denen der Patient seit der Ansteckung Kontakt hatte. Diese werden angerufen und nach etwaigen Symptomen befragt. Zudem wird dann von Amts wegen eine häusliche Quarantäne angeordnet.

Auf dem Calwer Wimberg hat das erste Drive-in-Testzentrum im Kreis am Donnerstag eröffnet. Zwei Container, ein Zelt drüber – fertig ist die Einrichtung. Dem Ärzteteam stehen ehrenamtliche Helfer des DRK zur Seite. Einsatzbereit ist dieses Zentrum auch am Wochenende.

Im Gegensatz zum Diagnose-Zentrum in Neubulach wird bei dieser neuen Einrichtung indes eine genauere ärztliche Untersuchung des Patienten nicht mehr möglich sein. Es wird in den meisten Fällen also bei einem freundlichen "Wie geht’s ihnen?" bleiben. Landrat Riegger bittet schon mal um Verständnis: "Alles andere schaffen wir nicht mehr."

Info: So funktioniert es

Bei dem neuen Drive-In-Zentrum gilt: zuerst den Hausarzt oder der Abteilung Gesundheit im Landratsamt anrufen, bevor man losfährt. Das gilt für alle Personen, die bei sich eine Infektion mit dem Coronavirus vermuten, also Symptome wie Husten, Schnupfen und/oder Niesen aufweisen und sich in den zurückliegenden 14 Tagen in einem vom Robert-Koch-Institut ausgewiesenen Risikogebiet aufgehalten haben oder Kontakt zu einer am neuartigen Coronavirus erkrankten Person hatten. Bei schwerwiegenden Symptomen ist auch außerhalb regulärer Sprechzeiten die bundesweite Rufnummer 116 117 des kassenärztlichen Notdiensts erreichbar. Im Gespräch sollten mutmaßlich infizierte Personen auf ihren Aufenthalt in einem Risikogebiet oder auf den Kontakt zu einer am neuartigen Coronavirus erkrankten Person hinweisen. Dann erfolgt die Abstimmung zum weiteren Vorgehen. Wichtig: Von einem unangekündigten oder unaufgeforderten Besuch beim Hausarzt oder Erscheinen im Krankenhaus sollte unbedingt abgesehen werden.

Unter der Rufnummer 07051/160-160 hat das Landratsamt Calw ein Infotelefon eingerichtet, an das sich Reiserückkehrer und Rat suchende Bürgerinnen und Bürger bei Fragen zum neuartigen Coronavirus wenden können. Die Hotline ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr besetzt. Die Infohotline des Landesgesundheitsamts ist täglich zwischen 9 und 18 Uhr telefonisch unter 0711/ 904-39555 erreichbar.