Kämpfen für den Erhalt der Maiwagentradition im Kreis Calw (von links): Martin Kübler vom Bauwagen Rotfelden, Thomas Baitinger von den Bauwagenfreunden Kreis Calw sowie Ricarda Becker und Jonathan Frank von der Jungen Union. Foto: Bernklau

Bauwagenfreunde und Junge Union wollen Petition an Landtag richten.10.000 Unterschriften von Unterstützern nötig.

Kreis Calw - Mehr als 50 Maiwägen waren 2015 im Kreis Calw unterwegs. Das Polizeipräsidium in Karlsruhe hat nun aber angekündigt, die Aktion künftig zu unterbinden. Die Bauwagenfreunde Calw wollen nun für die traditionelle Aktion kämpfen und haben eine Petition auf den Weg gebracht.

Es ist der eine Tag, auf den sich alle freuen. Ein Tag, für den sie keine Kosten und Mühen scheuen. "Wir arbeiten sechs Wochen lang an unserem Maiwagen und investieren da auch mal 3000 Euro", erzählt Martin Kübler. Der junge Mann kommt aus dem Ebhäuser Teilort Rotfelden und gehört zur dortigen Bauwageninitiative. Was das Engagement in Sachen Maiwagen angeht, stehen die Rotfelder im Kreis Calw wahrlich nicht alleine da.

Jedes Jahr am 1. Mai fahren mehr als 50 dieser aufwändig gestalteten und ausgestatteten Wagen durch den Landkreis. Die allermeisten werden von den Bauwägen oder Hütten in den einzelnen Orten auf die Beine gestellt. Dass sich die junge Generation eines Kreises so mit dem Thema Maiwägen identifiziert, dürfte in Baden-Württemberg in dieser Form einmalig sein.

Doch mit dieser Tradition soll es nun ein Ende haben. Diesen Beschluss hat nun das Polizeipräsidium in Karlsruhe so getroffen und die Polizeireviere gerade im Kreis Calw darüber in Kenntnis gesetzt. Man wolle in diesem Jahr die Maiwägen "aus dem Verkehr ziehen" oder stilllegen, heißt es in einem Schreiben der Polizei. Die Aufbauten der Wägen seien in der Regel nicht genehmigt, das Mitfahren auf Ladeflächen oder Anhängern nicht erlaubt. Nur durch ein Verbot könne man die Verkehrssicherheit herstellen, begründet die Polizei ihr Vorgehen.

"Es gab nie wirklich ernste Vorfälle"

Über Jahre waren die Wägen völlig unbehelligt durch den Kreis gefahren – "und es gab auch nie wirklich ernste Vorfälle", berichtet Martin Kübler. Am 1. Mai 2015 kam es dann zu einem ersten Zwischenfall als Beamte des Karlsruher Präsidiums einen Wagen stoppten. Darauffolgende Gespräche zwischen Polizei und Bauwageninitiativen bleiben erfolglos. Die Polizei beharrt auf dem Standpunkt, dass die Fahrten keine Brauchtumsveranstaltungen sondern reine "Spaßfahrten" sind und das Verbot bestehen bleibt. Würden sie als Brauchtumsveranstaltung eingestuft, wäre eine verkehrsrechtliche Ausnahmegenehmigung für die Wägen möglich.

Dass die Maiwägen im Kreis Calw keine Brauchtumsveranstaltung sein sollen, will Thomas Baitinger nicht in den Kopf. "Natürlich ist es eine langjährige Tradition, die besonders im Kreis Calw gepflegt wird, die aber in Karlsruhe eben keiner kennt", sagt der Vorsitzende der Bauwagen-Freunde im Kreis Calw, die sich des Problems jetzt angenommen haben. "Das Thema ist in allen Bauwägen präsent", erzählt Baitinger, zugleich auch CDU-Stadtrat in Nagold. Auf der Suche nach einer Lösung nahm Baitinger Kontakt auf zu seinem Parteikollegen, dem Landtagsabgeordneten und Polizeisprecher seiner Fraktion, Thomas Blenke. Der gab Baitinger und den Bauwageninitiativen den Rat, eine entsprechende Petition an den Landtag zu richten.

"An größtmöglicher Sicherheit interessiert"

Diesen Weg will Baitinger nun gehen und hat dafür nun auch Unterstützer gewonnen: die Junge Union im Kreis Calw. Deren Pressereferentin Ricarda Becker und Thomas Baitinger treiben nun die Petition für den Erhalt der Maiwägen gemeinsam voran. 10 000 Unterschriften von Unterstützern sind nötig, damit die Petition zugelassen wird. Ziel der Aktion sei es, das Brauchtum der Maiwägen darzustellen und es auch weiter zu erhalten, macht Ricarda Becker klar. "Und es geht nicht darum, die Polizei als Feindbild aufzubauen", ergänzt Baitinger. "Die Jugend will das Gespräch mit der Polizei und dem Innenministerium suchen und einen gemeinsamen Weg finden." Dem stimmt auch Martin Kübler vom Bauwagen Rotfelden zu. "Wir haben kein Problem mit Absprachen mit der Polizei, denn auch wir sind an größtmöglicher Sicherheit interessiert."

Empört über die Haltung seien im Übrigen auch viele Eltern der Jugendlichen aus den Bauwageninitiativen, berichtet Thomas Baitinger. Denn die wüssten die soziale Funktion der Bauwägen und Hütten gerade in den kleineren und kleinen Orten im Kreis sehr zu schätzen.

Darüber, dass es kein leichtes Unterfangen ist, binnen der nächsten sechs Wochen 10 000 Unterschriften zusammen zu bekommen, sind sich Ricarda Becker und Thomas Baitinger im Klaren, trotzdem sind sie optimistisch: "Das sehe ich sportlich", meint Ricarda Becker. "Wir werden das schaffen."

Weitere Informationen: Die online-Version der Petition gibt es unter www.openpetition.de/petition/online/erhalt-der-maiwagenkultur-im-landkreis-calw