Am Tübinger Landgericht ging der Prozess gegen einen Lkw-Fahrer weiter. Foto: M. Bernklau

Ermittler sagt bei Prozess gegen Trucker am Tübinger Landgericht aus. Mädchen bleibt Aussage erspart.

Tübingen/Kreis Calw - Viele verschiedene Tatorte, meist im nördlichen Kreis Calw. Den meisten mutmaßlich missbrauchten Mädchen sollte eine öffentliche Aussage im Tübinger Schwurgerichtssaal erspart bleiben. Aber es gab Videos vieler Vernehmungen. Zur Fortsetzung des Prozesses gegen einen 54-jährigen Trucker schloss die Tübinger Jugendstrafkammer am Dienstag die Öffentlichkeit zunächst aus.

Staatsanwältin Rotraud Hölscher wirft dem Kraftfahrer den schweren sexuellen Missbrauch von einigen seiner insgesamt sieben damals minderjährigen Töchter und Stieftöchter aus zweien seiner Beziehungen vor.

Seit 1992 über viele Jahre hinweg. Sieben Jahre alt soll das jüngste der Mädchen gewesen sein, als die Übergriffe seines leiblichen Vaters begannen. Dass der Mann nicht wegen Vergewaltigung angeklagt ist, liegt am alten Sexualstrafrecht, das damals noch galt.

Mutter "völlig durch den Wind"

Am Nachmittag gab der leitende Ermittler von der Kripo Calw einen Überblick über die Recherchen. Sie fußen wohl im Ansatz auf den Aussagen, die eine der Töchter aus der zweiten Beziehung des Angeklagten zu Übergriffen gemacht hat, die aus jüngerer Zeit datieren. Damals hatte sich das Paar schon getrennt. Die Frau mit ihren zwei Töchtern wohnte schon in Welzheim im Schwäbischen Wald, während der Mann seinen Wohnsitz weiterhin im Raum Calw hatte. Das Verfahren brachten deshalb die Ermittler von der Staatsanwaltschaft Ellwangen/Jagst ins Rollen.

Die Mutter der Mädchen habe ihren Ex-Partner beim Missbrauch der gemeinsamen Tochter in flagranti erwischt, sei aber bei ihren Aussagen "völlig durch den Wind" gewesen. Mindestens eine der Töchter soll sich, obwohl selbst nicht betroffen, später auf ihr Zeugnis-Verweigerungsrecht zu den Vorwürfen gegenüber ihrem Vater berufen haben, von denen sie seit dem Jahr 2005 gewusst habe. Auch die in Pforzheim lebende frühere Ehefrau des Lkw-Fahrers verweigert bisher Aussagen.

Angeklagter verhält sich weitgehend kooperativ

Nach den Ausführungen des Calwer Kriminalhauptkommissars soll der Angeklagte sich während der "viel Kraft kostenden" Vernehmungen weitgehend kooperativ und geständig gezeigt haben, was die Vorwürfe aus jüngerer Zeit angeht. Er habe sich "bemüht", und sein Verhalten sei "tadellos" gewesen, so der Ermittler.

Allerdings habe er "vehement bestritten", auch nur eines der Mädchen – etwa auch bei gemeinsamen Lkw-Fahrten ins Ausland – mit dem Finger penetriert zu haben.

Der 54-jährige Mann, den der Vorsitzende Armin Ernst als "selbstständigen Klein-Spediteur mit häufig wechselndem Wohnsitz" bezeichnete, stammt wohl nicht aus Owen am Alb-Rand (wie irrtümlich nach Gehör berichtet) sondern aus Auen in Sachsen. Als Soldat der Nationalen Volksarmee der DDR will er im Dienst "an einem Bahnhof" selber mehrfach sexuell missbraucht worden sein, berichtete der Kripo-Kommissar aus den Vernehmungen.

Der Prozess vor dem Landgericht Tübingen wird am 5. November mit weiteren Zeugen fortgesetzt.