Gold ist derzeit zwar deutlich im Preis gefallen, hat aber nicht an Reiz verloren. Foto: Archiv

Sparkasse Pforzheim Calw gilt als größter Händler im Bankensektor. Das meiste geht an Industriebetriebe.

Kreis Calw - Die Sparkasse Pforzheim Calw setzt auf edles Metall. Sie gilt als größter Goldhändler im Bankenbereich. Es war nicht mehr als eine Fussnote während der Halbjahres-Pressekonferenz der Sparkasse Pforzheim Calw, aber die reine Dimension musste überraschen: Unglaubliche 30 Tonnen Gold wurden nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Stephan Scholl von seinem Haus in Jahr 2012 gehandelt – physisch, also nicht als virtuelle Vermögensanlage, sondern tatsächlich als Goldbarren, Münzen oder Gold-Granulat.

Damit ist die Sparkasse Pforzheim Calw nach eigenen Angaben der größte Edelmetall-Händler im Bankenbereich und nehme auch sonst branchenweit eine absolute Spitzenstellung ein. Nach derzeitiger Marktlage entsprechen diese 30 Tonnen Gold einem Marktwert von rund einer Milliarde Euro, allerdings ist der Preis seit dem Frühsommer massiv eingebrochen. Im Jahr 2012 dürfte der Handels-Wert von soviel Gold noch bei weit über einer Milliarde Euro gelegen haben. "Im Goldmarkt haben wir eine außerordentliche Alleinstellung", so Scholl.

Doch, wer glaubt, all dieses viele Gold sei in die Tresore privater Anleger gewandert, der irrt. Auch die Schmuck- und Uhrenindustrie, für die Pforzheim seit dem 18. Jahrhundert berühmt ist und die ihr den Beinamen als "Goldstadt" eingebracht hat, ist nicht Hauptabnehmer dieses atemberaubenden Goldschatzes. "97 Prozent dieser Goldmenge geht an gewerbliche Abnehmer, und davon wiederum der allergrößte Teil an Spezial-Betriebe etwa der Galvanik", erläutert Scholl auf Nachfrage. Gold sei in der Industrie heute einer der wichtigsten Rohstoffe überhaupt, etwa in der Halbleiter-Fertigung. Kaum eines der so beliebten elektronischen Geräte des täglichen Bedarfs, wie Handy, Laptop oder Navi, kämen heute noch ohne Gold aus. Jedes Auto enthalte mittlerweile mehr Gold, als die meisten Menschen Gold als Schmuck am Körper tragen.

"Tatsächlich ist der geringste Teil des Goldes, den wir ausliefern, in Goldbarren oder Münzen geprägt oder gegossen." Die Industrie und auch Handwerk riefen das Edelmetall vor allem in Form von Goldgranulat ab, das sich aufgrund seiner relativ größeren Materialoberfläche sehr viel leichter einschmelzen lasse, oder sogar in bereits gelöster Form als Gold-Elektrolyte – also als Bestandteil einer flüssigen Lösung.

"Aber auch Gold als Wert- und Vermögensanlage wird aus unserer Sicht immer wichtiger", erklärt Scholl. Eben weil die Nachfrage der Industrie nach Gold so massiv gewachsen sei in den vergangenen Jahren – und wahrscheinlich weiter wachsen werde–, zeige die Preisentwicklung beim Gold langfristig ganz deutlich wieder nach oben.

Und wen die schwindelerregenden Vorstellung von 30 Tonnen Gold in den Tresoren der Sparkasse Pforzheim Calw jetzt auf ganz unmoralische Ideen bringen sollte, den weiß Sparkassen-Chef Scholl ganz einfach wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen: "Den absolut größten Teil dieser Goldmenge bekommen wir hier nie zu sehen. Wir sind da eher der Makler, der lediglich Anbieter und Endkunden des Edelmetalls zusammenbringt." Entsprechend würden die logistischen Wege des physisch gehandelten Goldes nie zwangsläufig über Pforzheim führen. "Und das übernehmen Spezialfirmen." Für den ganz großen Goldraub sei Pforzheim – trotz der 30 Tonnen Gold im Jahr, die sich über diesen Handelsplatz bewegen – also eher der ungeeignetste Ort.