Die Kinder haben Engagement und Einfallsreichtum gezeigt. Foto: Aline Fischer/

Die 42. Hausacher Stadtschreiberin Juliane Blech aus Halle hat die zweite Schreibwerkstatt in den Neumayer-Häusern geleitet. Die Kinder haben dabei viel Engagement und großen Einfallsreichtum gezeigt.

„Hallo, ich bin schimmernd, aber nur, wenn ich gefunden wurde. Ich wohne im Gestein, im Berg und bin nicht alleine, denn ich bin in einer Ader mit anderen Gesteinen und Kristallen“ – dieser Text stammt vom zehnjährigen Benjamin. Entstanden ist er bei der zweiten Schreibwerkstatt in den Neumayer-Häusern in Hausach, bei der Stadtschreiberin Juliane Blech den Kindern eine besondere Aufgabe gegeben hat: Sie sollten sich in einen Gegenstand hineinversetzen und aus dessen Perspektive schreiben. Neben Benjamins Text als Bergkristall haben die insgesamt zwölf Kinder noch viele weitere Texte als Wind, Tisch oder Zahnbürste verfasst.

 

Die Schreibwerkstatt hatte am Mittwoch und Donnerstag als Verknüpfung zum Leselenz zum zweiten Mal stattgefunden. In diesem Jahr durften nicht nur Bewohner der Häuser, sondern alle Kinder aus Hausach mitmachen. Los ging es bereits am ersten Tag mit einer kreativen Bastelaufgabe: Die Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren sollten eine Reimsocke basteln, die auch als Handpuppe diente und für die sie im Anschluss einen Namen finden und einen Text schreiben durften.

Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache

Eine Puppe hieß zum Beispiel City Gold Cars, eine andere Franz, und es gab einen Ben und eine Sahide. Mit diesen Puppen durften die Kinder im Laufe der beiden Tage immer wieder spielen und Reime für ihre Texte bilden.

Um Reime ging es auch am zweiten Tag der Schreibwerkstatt mit dem Reim-Memory. Spielerisch entdeckten die Kinder Wortpaare wie Mittagspause und Erdbeerbrause oder Schurkenspagat und Gurkensalat. Mit den gefundenen Paaren sollten sie anschließend einen kleinen Text schreiben. Die achtjährige Sophia war mit Feuereifer dabei und schrieb: „Die Eintagsfliege liegt auf der Sonnenliege. Auf dem Rücken der Sonnenliege liegt die Eintagsfliege zusammen mit der Ziege. Die Ziege unterhält sich mit der Eintagsfliege auf der Sonnenliege.“ Übungen wie diese sollten laut Blech die Kreativität und das Einfühlungsvermögen der Kinder fördern.

Und nicht nur Texte, auch Bilder trugen als Impulsgeber dazu bei: Ein Foto eines Fußballs im Tor hat sich beispielsweise Maximilian herausgesucht und, während die anderen Memory spielten, eifrig an seinem Text weitergeschrieben. „Ich war schon oft im Stadion in Freiburg und durfte am Sonntag als Einlaufkind mitgehen. Das Bild hat die Erinnerungen geweckt und deswegen sehr gut gepasst“, berichtete er.

„Ich bin immer wieder überrascht, was alles aus der kreativen Feder von Kindern stammt. Bei vielen Texten würde man nicht auf die Idee kommen, dass sie von so jungen Schreibern kommen. Das Niveau hier ist wirklich sehr hoch und die Aufgaben sind von Frau Blech kindgerecht gestaltet“, erklärte Projektkoordinatorin Jennifer Schmid. Die Neumayer-Stiftung könne sich gut vorstellen, die Schreibwerkstatt auch in den kommenden Jahren zu veranstalten, blickte Schmid voraus.

Ob und wie die Texte vielleicht sogar im Rahmen des Leselenz präsentiert werden, sei laut Schmid noch nicht klar. „Die Kinder haben ihre Texte den anderen vorlesen dürfen. Wenn sich ein Kind nicht selbst getraut hat, habe ich dessen Text vorgelesen“, erklärte Juliane Blech. Die Amanda-Neumayer-Stipendiatin aus Halle war extra für die Schreibwerkstatt nach Hausach gekommen und zieht dann Ende Mai für einige Wochen in die Stadtschreiberwohnung ein.

Weitere Stadtschreiber

Hanno Millesi aus Wien erhält ein Stipendium für Prosa. Im Bereich Lyrik geht das Gisela-Scherer Stipendium an Romina Nikolic aus Jena und Nina Blazon aus Stuttgart wird Poetik-Dozentin des Hausacher Lenzes an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe.