Die sogenannten Kreidezähne entwickeln sich bei Kindern zur neuen Volkskrankheit. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa Foto: Lahrer Zeitung

Gesundheit: Rund sechs Prozent der Ortenauer Kinder betroffen

Sogenannte Kreidezähne sind nach Karies die bedeutendste Zahnerkrankung bei Kindern. Das teilt die Barmer-Krankenkasse mit. Laut deren aktuellen Zahnreport sind in Baden-Württemberg 7,7 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen betroffen – das wären fast 28 000 Kinder. Bei Kreidezähnen ist die Mineralisation des Zahnschmelzes gestört. Die Zähne sind verfärbt und fleckig, sie sind oft schmerzempfindlich und so weich, dass sie schließlich bröckeln. Meist sind die bleibenden Backen- und Schneidezähne betroffen.

Im Ortenaukreis ist die Betroffenenquote mit 6,1 Prozent deutlich niedriger. "Tatsächlich dürften aber mehr Kinder Kreidezähne haben. Denn diese Zahnkrankheit ist irreversibel. Wer sie einmal hat, hat sie für immer. Sie kommt also auch bei Älteren vor", erläutert Fabian Baumgart, Regionalgeschäftsführer der Barmer in Lahr.

Eventuell spielen Antibiotika eine Rolle

In Baden-Württemberg habe man eine Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, so der Fachbegriff für Kreidezähne, am häufigsten bei Kindern in Ulm festgestellt (12,2 Prozent). In Heilbronn sei die Betroffenenquote landesweit am niedrigsten. Dort hätten laut Zahnreport 3,9 Prozent der Kinder Kreidezähne. "Diese regionalen Unterschiede können wir nicht erklären. Aus Sicht der Wissenschaft dürfen sie aber auch nicht überinterpretiert werden", so Baumgart.

Über die Ursachen wird viel diskutiert. Den Ergebnissen des Zahnreports zur Folge gibt es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antibiotika und der Entstehung von Kreidezähnen. Kindern mit Kreidezähnen wurden in den ersten vier Lebensjahren gut zehn Prozent mehr gängige Antibiotika verordnet als Gleichaltrigen ohne. Wie genau Antibiotika die Entstehung von Kreidezähnen fördern, sei noch unklar. "Fakt ist aber, dass die Zähne schon geschädigt sind, bevor sie durchbrechen", so die Krankenkasse. Das mache eine Prävention nahezu unmöglich. "Ernährung und Mundhygiene haben keinen Einfluss auf die Entstehung von Kreidezähnen. Die Eltern der betroffenen Kinder haben bei der Zahnpflege der Kleinen also nichts falsch gemacht", versichert Baumgart.