Rund 20 Schüler haben an dem Workshop im Krankenhaus Freudenstadt teilgenommen. (Archivbild) Foto: Schöffler

Immer wieder kommt es in der Region zu Verkehrsunfällen, bei denen die Opfer schwer verletzt oder sogar getötet werden. In den Zeitungsberichten darüber geht es dann meist um den Unfallhergang und die Rettungsarbeiten an der Unfallstelle. Doch was passiert danach eigentlich im Krankenhaus? Die Klinik hat dazu nun einen Einblick gewährt.

Es ist eine Sache, über einen tragischen Verkehrsunfall zu lesen. Es ist eine andere Sache, die Szenarien eines schweren Verkehrsunfalls zu durchlaufen. Eine Schülergruppe der beruflichen Schulen Freudenstadt nahm diesen Perspektivwechsel vor.

 

Den Rahmen dafür bot ein Workshop im Klinikum Landkreis Freudenstadt. Darüber berichtet das Krankenhaus in einer Pressemitteilung.

Gemeinsam mit den Notärzten Christoph Caratiola und Christoph Gründler sowie dem Krankenhauspfarrer Andreas Rominger stellten sich die rund 20 Schüler einem fiktiven Szenario, das aus ihrem Leben stammen könnte: Ein junger Mensch stürzt im Straßenverkehr mit dem Fahrrad, verletzt sich lebensgefährlich und stirbt schließlich auf der Intensivstation.

Jenseits der Nachrichten

Wo die Nachrichtenmeldungen meist enden, beginnt für Freunde und Angehörige des Unfallopfers nun ein Prozess, der nicht nur emotional anstrengend, sondern den meisten Menschen auch sehr fremd ist, heißt es in der Mitteilung weiter. „Das Anliegen unseres Workshops ist es, junge Menschen in einem geschützten Raum durch so ein Szenario zu begleiten“, erklärt Notarzt Gründler.

Der Workshop geht auf eine Initiative der beruflichen Schulen zurück und findet alle paar Jahre in Anknüpfung an die Verkehrstage statt. Die Teilnahme ist freiwillig, viele der jungen Menschen melden sich aus fachlichem Interesse, weil sie sich einen Berufsweg in diesem Bereich vorstellen können.

Workshop im Krankenhaus trifft Teilnehmer auch persönlich

Doch im Laufe des Workshops wird schnell deutlich, dass das Thema alle Teilnehmer auch irgendwo persönlich betrifft. „Uns ist es jedoch sehr wichtig, nicht den mahnenden Zeigefinger zu heben und beispielsweise vor Alkohol oder Drogen zu warnen“, schreibt das Krankenhaus.

„Wir möchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Erwachsene auf Augenhöhe annehmen und sie auf eine seriöse und geschützte Weise in dieses Thema einführen“, so die Mitteilung weiter.

Vor allem das Schaffen von Einblicken sei ein wichtiges Anliegen des Notfall-Teams am Klinikum Landkreis Freudenstadt. Denn während Tod und Trauer als Themen in der Gesellschaft eher ausgeklammert würden, seien Arbeitsfelder wie Notaufnahme oder Prosektur durch Fernsehen und Internet bis zum Realitätsfernen überzeichnet.

In drei Gruppen durften sich die Schüler deshalb drei Themenfeldern widmen: Schockraum, Prosektur, wo Verstorbene untersucht und aufbewahrt werden, und Angehörigen-Betreuung. Die Einblicke, die dort gegeben wurden, waren laut der Pressemitteilung für viele neu und nicht selten überraschend.

Nüchterne Realität

Beispielsweise der rechtliche Prozessablauf, der für die Übergabe des Leichnams an Familie und Bestattungsunternehmen erforderlich ist. Aber auch die nüchterne, technologisierte Realität in der Prosektur oder dem Schockraum. „Die Prosektur kennt man sonst meist nur aus Krimis und den Schockraum aus dem Reality-TV. Beides ist weit weg von der Realität“, sagte Caratiola.

Für die Schüler waren diese Einblicke laut der Mitteilung des Klinikums vereinzelt auch eine Herausforderung, die an Grenzen führte. In der anschließenden Gruppendiskussion fanden einige Teilnehmer den Mut, offen über persönliche Erfahrungen mit Tod und Trauer zu sprechen, die ansonsten im Alltag selten thematisiert werden.

„Das ist der Benefit, den wir den jungen Menschen mit diesem Workshop geben möchten: Einen seriösen Einblick und die Möglichkeit, offen, aber auch sachlich über diese Themen zu sprechen“, schreibt das Krankenhaus. Der Workshop soll auch in Zukunft wieder angeboten werden.