Das lange Warten auf die neue Geschäftsführung im städtischen Klinikum hat bald ein Ende: Am 18. November soll das neue Führungsduo dem Gemeinderat vorstellt werden. Und die ersten Sparvorschläge der Gutachter liegen vor: im Umfang von rund 20 Millionen Euro.
Stuttgart - Bis in zwei Wochen soll entschieden sein, wer das städtische Klinikum in Zukunft führen wird. Nach der Trennung vom früheren Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitzsoll es eine Doppelspitze geben im mit mehr als 2000 Betten größten Klinikkomplex der Landeshauptstadt. „Wir sind mit zwei Zweierteams in der letzten Runde“, sagte Krankenhausbürgermeister Michael Föll (CDU). Im Krankenhausausschuss am 18. November wird dann den Räten bekannt gegeben, wer medizinischer und wer kaufmännischer Geschäftsführer der städtischen Krankenhäuser werden soll. Nach heutigem Plan wird das neue Führungsduo Anfang April 2017 die Arbeit aufnehmen.
Mit dem jetzt vorliegenden Zeitplan keimt die Hoffnung, dass das problembeladene Klinikum in absehbarer Zeit wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Wie mehrfach berichtet, hatten die hohen Defizite der vergangenen Jahre und die dubiosen Vorgänge in der International Unit, die Geschäfte mit Patienten vor allem aus arabischen Ländern abwickelt, die Ablösung des vorherigen alleinigen Geschäftsführers zur Folge.
Zwei Zweierteams sind in der letzten Runde
Auch vor diesem Hintergrund hat man sich für künftig zwei Geschäftsführer entschieden. Man habe mit 13 Personen Gespräche geführt, erklärt Michael Föll, mehr will er dazu derzeit nicht verraten. Gesucht hatte man durch eine öffentliche Ausschreibung, gleichzeitig aber war auch ein Personalberater mit der Aufgabe betraut. Teil des Verfahrens war auch die Klärung der Frage, ob die beiden künftigen Geschäftsführer „miteinander können“, so der Finanzbürgermeister. Wie wichtig eine gute Kooperation an der Krankenhausspitze ist, das zeigte sich in Stuttgart sozusagen ex negativo am nicht eben harmonischen Verhältnis von Ralf-Michael Schmitz und dem ehemaligen Ärztlichen Direktor Jürgen Graf, der sich inzwischen an die Spitze des Universitätsklinikums Frankfurt verabschiedet hat.
Was die Zukunft angeht, ist Michael Föll durchaus zuversichtlich. „Es wird in jedem Fall ein überzeugender Vorschlag sein“, sagt er über die bevorstehende Personalentscheidung. Wie wichtig dies ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen. So liegt man beim Jahresdefizit derzeit mit voraussichtlich 10,5 Millionen Euro zwar unter den veranschlagten 16,9 Millionen Euro. „Aber die wirtschaftliche Lage ist schwierig“, räumt Föll ein. „Es gibt Konsolidierungsbedarf.“
Vergütung der Leistungen bleibt ein Problem
So ist der sogenannte Landesbasisfallwert, nach dem die medizinischen Leistungen der Krankenhäuser vergütet werden, nur ganz geringfügig erhöht worden. In Baden-Württemberg liege dieser inzwischen niedriger als in Mecklenburg-Vorpommern. Das findet der Krankenhausbürgermeister wegen der deutlich höheren Kosten hierzulande fürs Personal „einfach absurd“.
Abhilfe soll im Klinikum auch ein laufendes Gutachten der Beratungsgesellschaft Ernst & Young schaffen. Seit Monaten sind die Berater in den Häusern unterwegs, diese hätten eine Liste von „Top-20-Maßnahmen“ vorgelegt, sagt Föll, von denen die ersten schon umgesetzt werden. Das Einsparvolumen: etwa 20 Millionen Euro. „Aber das geht nicht von heute auf morgen, da kann man nicht einfach einen Hebel umlegen“, sagt der Bürgermeister. Das Gutachten, so die bisherige Annahme, sollte Ende des Jahres fertig sein und mit noch weiterreichenden Vorschlägen auch zu strukturellen Veränderungen im Klinikum dann dem Gemeinderat vorgelegt werden.
Gutachten ist noch nicht fertig
Ob das so kommt, will der Bürgermeister nicht versichern. „Qualität geht vor Schnelligkeit“, sagt Föll. Zumal auch die neue Geschäftsführung noch eigene Ideen einbringen soll. Klar ist: Einsparungen gehen zumeist auch zulasten des Personals, das liegt an der Kostenstruktur der Krankenhäuser. Derweil hat der neue Krankenhausbürgermeister kürzlich bei seiner Tour durch die Häuser auch bei der Belegschaft offenbar einen guten Eindruck hinterlassen, zumal er ganz direkt auch das Gespräch mit der Pflege gesucht hat. Wie das Ende des langen Weges aussehen wird, muss sich noch zeigen.