Freuen sich, dass es auf der Baustelle PGT vorangeht: Olaf Holz, Bernd-Michael Abt – beide vom Amt für Bauen und Service –, Architekt Hans-Ulrich Kilian und Baubürgermeister Udo Hollauer (von links). Foto: Benjamin Roth

Die Sanierung des Progymnasiums Tailfingen geht auf die Zielgerade – und damit auch der erste Bauabschnitt am Schulzentrum Lammerberg . Eine Planänderung gibt es bezüglich der Heizzentrale. Diese soll CO2-neutral werden – bringt aber Mehrkosten.

 
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„Wir heizen künftig am Schulzentrum Lammerberg vollständig regenerativ“, stellt Olaf Holz vom Amt für Bauen und Service der Stadtverwaltung die Planänderung bezüglich der Heizzentrale vor. Ursprünglich sah das Konzept Geothermie – ergänzt durch Gas für die Spitzenlast – vor. Neu ist, dass die Geothermie um rund 3000 Bohrmeter erweitert und damit die Grundlast gedeckt wird. Die Spitzenlast federn Sole- und Luftwasser-Wärmepumpen ab. Die Energie für die Wärmepumpen liefert Photovoltaik, deren Leistungsfähigkeit in diesem Zuge von 200 kWp auf 520 kWp gesteigert wird.

Regenerative Heizung perspektivisch notwendig

„Mit der Sanierung wird der Energiebedarf des Gebäudes mindestens halbiert“, ist Holz trotz der komplizierten Dammsituation am stufigen PGT-Komplex zufrieden.

Unter dem Strich stehen für die Umstellung auf die CO₂- neutrale Heizzentrale Gesamtkosten von 4,5 Millionen Euro und somit Mehrkosten von 1,56 Millionen Euro. Der zuständige Architekt Hans-Ulrich Kilian vom Architekturbüro „Kilian + Partner“ aus Stuttgart sieht das Geld gut investiert: „Regenerative Heizungen gibt es nicht zum Nulltarif.“ Die Kehrtwende in den Planungen sei aber mit Blick auf den Ausbruch des Russland-Ukraine-Konfliktes und der damit verbundenen unsicheren Lage auf dem Markt fossiler Heizträger sowie steigender CO₂-Steuern perspektivisch unumgänglich. Das sehen auch die Albstädter Gemeinderäte und haben den Kostensteigerungen in der Sitzung am Donnerstagabend mehrheitlich zugestimmt.

Letzte Malerarbeiten stehen in den oberen Stockwerken des Progymnasiums Tailfingen an. Foto: Roth

Gestiegen sind abermals auch die Gesamtkosten für das Mammutprojekt Sanierung PGT und Neubau der Realschule samt Drei-Einfeldhallen am Tailfinger Lammerberg. Albstadts Baubürgermeister Udo Hollauer präsentierte im Gemeinderat die Kostenprognose zum Stand 1. April.

Gesamtkosten in Höhe von 73,76 Millionen

Alles in allem schlägt das Projekt nun mit 73,76 Millionen Euro, von welchen aber nur 63 Millionen aufgrund verschiedener Förderungen und Zuschüsse haushaltswirksam sind, zu Buche – die Sanierung des PGT mit rund 32,4 Millionen Euro und der Neubau der Realschule mit rund 41,4 Millionen Euro. Zur Kenntnis nahm das Gremium auch die kriegs- und pandemiebedingten 12,6 Prozent an zusätzlichen Kosten für die Sanierung des PGT.

Baupreisindex spielt verrückt

„Dass der Baupreisindex durch den Russland-Ukraine-Konflikt verrückt spielt, hat man zum Zeitpunkt der Planungen im Jahr 2019 nicht vorhersehen können“, hält der erfahrene Architekt Kilian die Kostensteigerung am PGT den Umständen entsprechend für moderat. Holz fügt an: „Die Kostenschätzung bei solchen Bauprojekten wird in der Öffentlichkeit falsch interpretiert.“ Abweichungen von 30 Prozent von ebenjener Schätzung seien durchaus möglich – diese belief sich auf 51,79 Millionen Euro für das Gesamtprojekt.

In der ehemaligen Eingangshalle sieht es noch ziemlich nach Baustelle aus. Foto: Roth

Abgesehen vom Zahlenwerk ist das Progymnasium im Inneren nicht wiederzuerkennen – und auf der Zielgerade seiner Sanierung, deren Startschuss im Jahr 2020 fiel. Im Herbst sollen die Schüler in das Anfang der 1970er-Jahre gebaute Gebäude einziehen. Ab den Weihnachtsferien werden dann die Realschüler im Interimsgebäude Gollé-Haug unterrichtet, ehe die Abrissbagger an der Realschule Anfang 2024 den zweiten Bauabschnitt anstoßen. Läuft alles wie gewünscht, ist das Projekt Schulzentrum Lammerberg Ende 2027 abgeschlossen. „Das ist aber der bekannte Blick in die Glaskugel.“, so Kilian. Denn: Nach wie vor kämpfe man mit Lieferengpässen und Krankenständen.

Das sagen die Gemeinderäte zum Fortschritt am Progymnasium Tailfingen

Klausurtagung
Albstadts Gemeinderäte haben sich im Rahmen einer Klausurtagung Anfang April ein eigenes Bild vom Fortschritt der Sanierungsarbeiten am Schulzentrum Lammerberg gemacht. Zu den abermaligen Kostensteigerungen und möglichen Einsparpotenzialen äußern sich die Fraktionen in der Sitzung am Donnerstagabend gespalten.

CDU
: Lambert Maute betont, mit einer Reduzierung der Drei- zu einer Zweifeldhalle die Kosten drücken zu können, weshalb er dem Beschlussteil der Fortsetzung der Neubauplanung Realschule und Sporthalle nicht zustimmen könne. Matthias Strähler blickt mit Sorgen auf die Haushaltslage in Albstadt. „Künftig müssen wir die Standards vor Baubeginn detaillierter festlegen. Da waren wir im Falle Schulzentrum Lammerberg etwas blauäugig.“

SPD: Martin Frohme lehnt den Verzicht auf einen Teil der Sporthalle ab. „Wir dürfen nicht an den falschen Stellen sparen. In Sachen Sporthallen können wir in Albstadt momentan jede Alternative gebrauchen. Erfreulich sei auch die Umplanung zu einer regenerativen Heizzentrale.

Freie Wähler: „73 Millionen Euro – da stimmt niemand gerne zu“, fasst Manuela Heider die Gefühlslage ihrer Fraktion in Worte. Dennoch stehen die Freien Wähler hinter dem Millionenprojekt: „Wir brauchen die Drei-Einfeld-Sporthalle.“

Grüne: Friedrich Rau lobt die klimaneutrale Art zu heizen. Er hat aber angesichts der Kostensteigerungen beim Neubau Realschule Sorgenfalten auf der Stirn: „Noch könnte man einen Schnitt im Projekt machen.“ Sein Fraktionskollege Markus Ringle hält eine Haushaltssperre nicht für unwahrscheinlich und wünscht sich zukünftig den Einsatz eines Kostencontrollings. „Die Ausrichtung für die Zukunft darf nicht nur am Schulzentrum Lammerberg geschehen, sondern muss alle Schulen betreffen.“ Dies drohe durch die Mehrkosten aber in der Umsetzung zu scheitern.

FDP: Ulrich Deufel sieht kein Zurück mehr und forderte seine Ratskollegen auf, das Projekt „gemeinsam durchzuziehen.“

WSA: Martin Braun stimmte dem Beschluss nicht zu. „Wir sind uns einig, dass es bei den 73 Millionen nicht bleiben wird“, prognostiziert er. Nun sei es an der Zeit „Stopp zu sagen“.