Mehr kostet künftig die Bestattung in Wahl- oder Urnengräbern auch auf dem Friedhof Neuhausen. Foto: Zelenjuk

Die Neukalkulation der Friedhofsgebühren war Thema im Königsfelder Gemeinderat. "Deutliche Gebührensprünge" ­ sorgten für Diskussionen. Künftig soll ein ver­ändertes Berechnungsschema für mehr Gerechtigkeit sorgen.

Königsfeld - Laut Hauptamtsleiter Florian Kienzler wurden die Gebühren zuletzt 2019 angepasst. Die Gemeindeprüfungsanstalt verlangt eine Kostendeckung von mindestens 50 Prozent, 2020 lag sie in Königsfeld bei 36,56 Prozent, ein Jahr davor noch bei 43,62 Prozent. Grund dafür ist, dass sich die bisherige Kalkulation am Flächenverbrauch orientiert und seit einiger Zeit deutlich weniger Wahl- und Reihengräber belegt werden, es aber gleichzeitig eine Zunahme von Urnenbestattungen gibt.

Nichtnutzung der Aussegnungshallen führt zu Einbußen

Vorgeschlagen wurde für die Überlassung eines Reihengrabs die Erhöhung von 1800 auf 2100 Euro, für Personen unter zehn Jahren von 300 auf 450 Euro. Ein Urnengrab soll 910 statt 650 Euro kosten, die Bestattung im Urnengemeinschaftsgrabfeld 445 statt 330 Euro. Ein Wahlgrab würde künftig 4300 statt bisher 3500 Euro kosten, die Zubettung einer Urne sich von 330 auf 455 Euro erhöhen. Die Nutzung der Friedhofshalle stiege von 215 auf 300 Euro, die Nutzung der Leichenzelle je angefangenem Tag von 47,50 auf 69 Euro, insgesamt aber nicht auf mehr als 207 Euro. Unverändert bliebe die Nutzung der Leichenkühlvitrine mit 150 Euro je Todesfall. Bürgermeister Fritz Link sprach von "deutlichen Gebührensprüngen", begründet zum Teil durch Corona beziehungsweise die Nichtnutzung der Aussegnungshallen, was zu Einbußen führte.

Gerechtere Kostenverteilung als bisher geplant

Für eine gerechtere Kostenverteilung schlug die Verwaltung vor, die künftige Kalkulation über das sogenannte Kölner Modell prüfen zu lassen. Das beinhaltet laut Kienzler eine Mischkalkulation von Fläche und Fallpauschale. Geprüft werden sollen zudem weitere Gebührenmodelle. "Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist, dass Sterben zur Luxussache wird", kritisierte Jan-Jürgen Kachler die vorgeschlagenen Gebühren. Er fragte nach "Stellschrauben, damit Sterben bezahlbar bleibt". Die hohen Gebühren sind laut Link vornehmlich der dezentralen Struktur geschuldet. Niemand wolle historisch gewachsene Friedhöfe schließen. Das sei eine Frage von Pietät und Geschichtsbewusstsein. Im Vergleich zu anderen Friedhöfen liege man relativ günstig, er sehe keine Einsparpotenziale. Link warnte gar davor, dass man irgendwann professionelle Sargträger brauchen werde, auch wenn bisher in den Dörfern noch Ehrenamtliche die Bestattung übernähmen.

Eigentlich gebe es viel zu viele Möglichkeiten, sich beerdigen zu lassen, so Jens Hagen. Das werde man nicht lösen können, außer man verabschiede sich von ein oder zwei Orten. Das wolle er aber nicht diskutieren.

Umstellung der Gebührenordnung dauert sicher bis 2023

Hans Mack fragte nach Vergleichszahlen anderer Gemeinden. Die sind laut Link in der Regel höher. Birgit Helms fand "historisch gewachsene Friedhöfe wichtig für die Gesamtgemeinde". Man habe für jedes Preissegment etwas im Angebot, mit Baumgräbern sei man innovativ. Jeder Grabplatz solle einen gleich hohen Anteil der Gemeinkosten tragen, betonte Link. Eine Umstellung der Gebührenordnung werde sicher bis 2023 dauern.

Matthias Weisser kritisierte, dass Wahlgräber so teuer sind, dass Leute Urnengräber wählen. Bernd Möller befürwortete es, künftig von der Berechnung nur über die Fläche wegzukommen. Proportional würden dann nur kleine Gräber teurer. Man bemühe sich, die Verteuerung großer Gräber zu durchbrechen. Link wies darauf hin, dass trotz der Änderungen immer noch 50 Prozent der Kosten vom Steuerzahler getragen werden.

Der Gemeinderat stimmte der vorgestellten Gebührenordnung zu und sprach sich für die Prüfung eines neuen Kalkulationssystems durch eine Fachfirma aus.