Nicht nur Teilnehmer aus Lahr, sondern unter anderem auch aus Emmendingen und Freiburg waren beim Autokorso durch die Innenstadt – hier die Schwarzwaldstraße – dabei. Foto: Baublies

Russische Fahnen prägten das Bild des Autokorsos am Sonntag in Lahr. Rund 150 Teilnehmer wandten sich zum Auftakt bei einer Kundgebung beim Bahnhof gegen Diskriminierung von Russlanddeutschen. Mehr als 200 Autos waren beim Korso dabei.

Lahr -  Schon bei der Auftaktveranstaltung beim Bahnhof waren viele russische Fahnen zu sehen, einige deutsche, eine tschetschenische Flagge und – obwohl das ausdrücklich verboten war – sogar eine Fahne der früheren Sowjetunion (siehe Info). Die Initiatorinnen des Autokorsos, die nach wie vor anonym bleiben wollten, wiesen bei der Kundgebung noch einmal darauf hin, worum es ihnen dabei geht: Warum würden russischsprechende Bürger "hier in unserem Land" diskriminiert? Warum werde den Russlanddeutschen gesagt: "Geh zurück nach Russland?", so die Initiatorinnen, die sich für Frieden "auf der ganzen Welt" und gegen Krieg aussprachen.

Erster Bürgermeister Guido Schöneboom sagte gegenüber unserer Redaktion, angesichts des Bevölkerungsanteils von Russlanddeutschen in Lahr sei die Zahl der Teilnehmer überschaubar – zumal auch welche aus anderen Städte und Gemeinden zum Autokorso gekommen waren. "Das Thema Diskriminierung ist in Lahr bisher nicht auffällig gewesen", sagte Schöneboom zum Motto der Kundgebung.

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Lücken durch Fußgänger

Unter den Autos, die im Rahmen des Korsos durch die Innenstadt fuhren, waren unter anderem auch Fahrzeuge mit Münchner und Berliner Kennzeichen. Der größte Teil hatten OG oder LR am Nummernschild. Nicht wenige kamen aus der näheren und weiteren Region, wie EM, WT oder FR.

An der Fußgängerampel in der Schwarzwaldstraße nach dem Kreisverkehr am Kanadaring gab es durch Fußgänger schnell etliche Lücken. Um 14.10 Uhr kam der Tross in der Tramplerstraße an, eingerahmt von vier Polizeifahrzeugen, die an der Spitze fuhren, und weiteren acht Begleitwagen der Polizei, die den Autokorso beschlossen. Dazwischen 210 Autos, von denen die meisten die russische Nationalflagge in weiß-blau-rot mitführten – viele hatten sie auf der Motorhaube befestigt, bei anderen flatterte sie total durchnässt an den Seitenscheiben. Vereinzelte Teilnehmer hielten die Flagge auch an der Hand aus dem geöffneten Seitenfenster – trotz des Dauerregens. An einigen wenigen Fahrzeugen waren sowohl die russische als auch die deutsche Fahne zu sehen. Es hatten sich aber auch etliche Autos ganz ohne Fahnenschmuck eingereiht – sie machten per eingeschalteter Warnblinkanlage klar, dass sie dazugehörten.

Begleitung durch vier Polizeimotorräder

Geschriebene Botschaften waren selten, aber es gab sie. "Keine Unterstützung des Krieges" war etwa auf einem Transparent zu lesen, "deutsch-russische Freundschaft" auf einem anderen. In praktisch allen Fahrzeugen saßen mehreren Insassen, darunter sogar ganze Familien mit den Kindern auf der Rückbank. Begleitet wurde der Korso auch von vier Polizeimotorrädern, die den Tross mit eingeschaltetem Martinshorn überholten.

In der Tramplerstraße kam der Autokorso immer wieder zum Stillstand, da die Fahrbahn dort auf Höhe der Gewerbeschule wegen einer Baustelle nur einseitig befahrbar ist – die Teilnehmer reagierten mit einem Hupkonzert. Rund 20 Minuten dauerte es insgesamt, bis die lange Autokolonne vorbeigefahren war. Größere Verkehrsbehinderungen blieben aber aus. Zuschauer am Straßenrand gab es so gut wie keine, vereinzelt schoben aber Anwohner, aufmerksam geworden durch die Huperei, die Vorhänge beiseite und lugten aus den Fenstern.

Ein Demonstrant zeigt die sowjetische Flagge

Unter den Teilnehmern war auch Anna Swender, die aus Kasachstan stammt und seit 26 Jahren in Lahr lebt. "Wir können nichts dafür, dass wir die russischen Sprache verstehen", sagte sie. Sie fühle sich als Deutsche wie andere.

Der Demonstrant, der sich bei der Kundgebung provokativ die sowjetische Fahne um die Schultern gehängt hatte, verteidigte Putin und den russischen Angriff auf die Ukraine vehement. Olga Arnold, die hier lebt, verteidigte diese Haltung ebenso. Sie ist der Meinung, dass sich Putin seit acht Jahren – damals wurde die Krim annektiert – um Frieden bemühe. "Putin hat versucht, es zu beenden", sagte eine andere Frau.

Stationen des Korsos waren unter anderem die Schwarzwald- und Lotzbeckstraße, die Trampler-, Raiffeisen- und die Rheinstraße. Das Zeigen des Z-Zeichens und sonstiger Symbole für die Unterstützung der russischen Armee sowie von Flaggen der ehemaligen Sowjetunion waren verboten. Untersagt waren die "Leugnung oder Verherrlichung von Kriegshandlungen Russlands gegen die Ukraine".