Polizei und Gemeinde erfahren vom Auftritt der Rechtsradikalen erst danach - Wirtin streitet ab.

Korb - Im Frühjahr hat sich die Wirtin des Schwäbischen Hofes in Korb verpflichtet, ihre Räume nicht mehr rechtsradikalen Organisationen zur Verfügung zu stellen. Jetzt hat sie nach Ansicht der Gemeinde und der Polizei ihr Versprechen gebrochen. In der Gaststätte hätten sich im Juli erneut NPD-Parteigänger getroffen. Die Wirtin Ingrid Heinrich weist diese Darstellung zurück.

Nach Informationen aus dem Korber Rathaus haben am 16. Juli rund 18 Personen an einer Vortragsveranstaltung im Schwäbischen Hof teilgenommen. Für die Gemeinde und die Polizei steht zweifelsfrei fest, dass dieses Treffen vom Kreisverband Rems-Murr der NPD organisiert worden ist.

Aufgedeckt wurde die Zusammenkunft durch einen Zufall. Einem Passanten sind am fraglichen Tag vor der Gaststätte, die in einem Korber Gewerbegebiet liegt, Personen mit, so der Zeuge, "rechtem Aussehen" aufgefallen. Mit seinen Erkenntnissen ging der Mann ins Rathaus der 10000 Einwohner zählenden Weinbaugemeinde im Rems-Murr-Kreis. Klüger war er danach nicht, denn auch in der Gemeindeverwaltung wusste man nichts von einem neuerlichen NPD-Treffen im Schwäbischen Hof.

Die Nachfrage von Bürgermeister Jochen Müller bei der Waiblinger Polizeidirektion erbrachte zunächst ebenfalls keine konkreten Ergebnisse. Auch dort wusste man zunächst nichts von einer NPD-Veranstaltung im Schwäbischen Hof. Entsprechende Ermittlungen der Polizei haben jetzt allerdings den Verdacht bestätigt.

Um den neu aufkeimenden Diskussionen über den Auftritt von Rechtsradikalen in seiner Gemeinde entgegenzutreten, hat Bürgermeister Müller seinen Urlaub unterbrochen. Als erste Reaktion hat er Ingrid Heinrich zu einem Gespräch ins Rathaus bestellt. Diese Unterredung wird noch vor Ablauf der Sommerpause des Gemeinderats stattfinden. Müller hat das Gremium von dem neuen Vorfall bereits in Kenntnis gesetzt.

Müller wird sich beim Gesprächstermin Ende August nicht nur der Wirtin gegenübersehen. Heinrich hat inzwischen einen Rechtsanwalt eingeschaltet, weil sie sich zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlt. Sie behauptet nach wie vor, ihre Räume rechtsradikalen Organisationen nicht zur Verfügung zu stellen. Alles andere seien Unterstellungen, um sie geschäftlich zu schädigen. Dies lasse sie sich nicht mehr gefallen.

Die Gastronomin behauptet zudem, dass sie nicht an den vielen NPD-Wählern, die es in Korb gebe, schuld sei. Worauf stützt sie diese Angabe? "Da müssen sie doch nur die Wahlergebnisse anschauen", lautet ihre Antwort. Die von Heinrich genannte Zahl von 3,5 Prozent NPD-Wählern weist der Korber Hauptamtsleiter Kai-Uwe Müller zurück. "Die Ergebnisse von rechtsradikalen Parteien liegen in Korb mit insgesamt 1,3 Prozent (NPD und Rep) unter dem Durchschnitt des Landes und des Wahlkreises", erklärt Müller.

Die Vergangenheit macht das jüngste NPD-Treffen im Schwäbischen Hof besonders brisant. Bereits 2009 und 2010 hielten die Neonazis dort Versammlungen ab. Von diesen Parteitagen wussten sowohl die Polizei als auch die örtliche Verwaltung. Die Informationen wurden damals aber der Öffentlichkeit vorenthalten. Als die Versammlungen im Frühjahr 2011 dennoch publik wurden, schlugen die Wellen der Empörung hoch. Bürgermeister Müller sah sich innerhalb und außerhalb des Gemeinderats mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Erst nach einer offiziellen Entschuldigung Müllers und der schriftlichen Erklärung der Wirtin beruhigten sich in Korb die Diskussionen. Jetzt flammen sie wieder auf.