Der Breitbandausbau war Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Foto: Kneffel

Die Gemeinde Loßburg wird eine Kooperationsvereinbarung mit der Firma OEW Breitband abschließen. Diesem Vorschlag der Verwaltung stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung ohne Gegenstimme zu.

Loßburg - Der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) hat zusammen mit dem Verbund "Komm.Pakt.Net", der Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen (BLS), dem Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg und dem Zweckverband Breitband Bodensee (ZVBB) die Firma OEW Breitband gegründet. Dieses Unternehmen ist zu 100 Prozent ein kommunales Unternehmen. Es hat das Ziel, die Daseinsvorsorge im Bereich der Breitbandversorgung sicherzustellen. Mit dem "Graue-Flecken-Förderprogramm" werden Gebietskörperschaften beim Aufbau einer kommunalen Breitbandinfrastruktur für Gebiete unterstützt, die mit weniger als 100 Megabit pro Sekunde versorgt sind.

Eine ganze Reihe von Experten hatte sich an diesem Abend im Rathaus versammelt, um das Angebot der OEW Breitband vorzustellen. Mark Ebinger vom Landratsamt betreut die Kooperation und bestätigte der Gemeinde Loßburg: "Sie haben in den vergangenen beiden Jahren schon sehr viel selbstständig gemacht und geleistet."

Angebot für alle

Die OEW sei auch am Energieversorgungsunternehmen ENBW beteiligt und wolle damit die Infrastruktur in den Kommunen in ihrem Gebiet fördern. Für die Kommunen sei dieses Angebot kostenlos. Es gebe 90 Prozent Förderzuschüsse, die restlichen zehn Prozent der Kosten trage die OEW Breitband. Dafür fließen die Pachterträge in den ersten sieben Jahren an die Fördergeber. Gefördert werde bis zum Hausanschluss. Jedem Haushalt werde ein Glasfaseranschluss angeboten. Hausindividuelle Anpassungen müsse ein Hausbesitzer selbst tragen.

Die Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen wie Telekom, Vodafone und Telefonica hätten in den vergangenen Jahren viel zu wenig in den ländlichen Raum investiert, sagte Ebinger. Das Interesse an diesen Gebieten sei schlichtweg nicht da.

Vorhandene Strukturen

Zusammen mit der Verwaltung seien nun die Ergebnisse für Loßburg erarbeitet worden. "Sie haben hier in Loßburg eine Zweiklassengesellschaft", sagte Franz Retzer, Geschäftsführer der OEW Breitband. Gut versorgt seien Loßburg und Betzweiler mit etwa 25 Prozent grauer Flächen und Lombach mit etwa 30 Prozent. In der zweiten Klasse sehe es ganz anders aus. In Schömberg liege die Quote bei 80 Prozent. Ähnlich sei es in Sterneck und in Wittendorf. Und am Ende der Skala liegen Wälde und 24-Höfe mit grauen Flächen von mehr als 90 Prozent. Vor allem 24-Höfe sei auch ein extrem schwierig zu erschließendes Gebiet, angesichts der weit auseinanderliegenden einzelnen Siedlungen. Die Ausbaukosten in den unterversorgten Ortsteilen schätzt Retzer auf circa 26 Millionen Euro.

Vorhandene Glasfaserstruktur wie zum Beispiel in Loßburg von Vodafone könne genutzt werden, sagte Mark Ebinger. Für Vodafone seien es oft nur noch kleine Schritte, um eine Vollabdeckung zu erreichen, daher mache es für Loßburg selbst keinen Sinn, noch die OEW mit ins Spiel zu bringen.

Herausforderung für Orte wie 24-Höfe

In den unterversorgten Teilorten dagegen muss sich die OEW Breitband dazu verpflichten, jeden Adresspunkt zu erschließen – eine Herausforderung für Orte wie 24-Höfe. Dessen Ortsvorsteher Gerd Class konnte seine Freude kaum verbergen. "Ich bin begeistert und kann es kaum erwarten, bis es losgeht", kommentierte Class die Aussichten für 24-Höfe.

Seine Frage nach dem Zeitplan beantwortete Franz Retzer mit einer ambitionierten, aber optimistischen Prognose, die von einer Gesamtdauer von etwa fünf Jahren ausgehe. Zunächst müssten die Förderanträge gestellt werden, danach europaweit die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Mit einer Vergabe sei frühestens im Herbst 2023 zu rechnen.

Netzbetrieb wird erneut ausgeschrieben

Die vorhandene Infrastruktur der Gemeinde wie Leerrohre, Netzverteiler oder Pop-Container müsse die OEW Breitband nutzen. Die Nutzung und die entsprechende Vergütung sei mit "Komm.Pakt.Net" abzustimmen. Der bestehende Netzbetriebsvertrag zwischen "Komm.Pakt.Net" und "nswnetz" für die Gemeinden im Landkreis decke den kommunalen Breitbandausbau bereits ab. Der Netzbetrieb müsse daher nicht erneut ausgeschrieben werden, erläuterte Wolfgang Röller, Vorstand von "Komm.Pakt.Net". Anstehende Baumaßnahmen in den Ortsteilen sollen genutzt werden, um auch gleich Glasfaserkabel zu verlegen.

Hausaufgaben gemacht

Werner Faulhaber (FWV) stellte fest: "Loßburg hat seine Hausaufgaben gemacht." Sein Dank ging an Jochen Geßler, den Leiter des Bauamts, den dieses Thema sicher schon einige graue Haare gekostet habe. Geßler selbst wollte wissen, wie Privatgrund genutzt werden könne. Dazu müsse eine gesonderte Vereinbarung mit dem privaten Grundstückseigentümer abgeschlossen werden.

Bürgermeister Christoph Enderle sagte: "Das ist ein gutes Angebot. Wir hoffen, dass künftig die Baufirmen und die Betreiber noch sorgfältiger arbeiten."