Die Partnerstädte Freudenstadt und Courbevoie haben eine Kooperation im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung geschlossen. Jetzt startet das erste konkrete Projekt in Freudenstadt.
Freudenstadt hat den ersten Partner im Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Vertreter von Stadt und Geschäftsführung der Kliniken Landkreis Freudenstadt (KLF) unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt hervor.
Zuvor hatten Monique Bliesener, kaufmännische Leiterin des Klinikums in Freudenstadt, und Frank Kohlmann, Küchenchef der Klinik, Oberbürgermeister Adrian Sonder und Fabienne Janz von der Stadtverwaltung durch die Küche des Hauses geführt.
Die Abläufe in der Großküche der KLF sind komplex und straff durchorganisiert. Das Krankenhaus mit rund 1200 Beschäftigten versorgt täglich rund 280 Patienten mit drei Mahlzeiten. Warmes Essen gibt es immer in mehreren Varianten: Vollkost, Schonkost und vegetarisch. Entsprechend viele Lebensmittel werden dort gelagert und verarbeitet. Laut Bliesener und Kohlmann hat die KLF schon viel erreicht, um die Menge an organischen Abfällen zu senken.
Weniger Essenreste
Der Neubau ermögliche effiziente Abläufe bei Disponierung, Lagerung, Kühlung und Zubereitung. Die Kommunikation mit den Stationen wurde verbessert, sodass beispielsweise OP-Termine auch der Küchenmannschaft bekannt sind und entsprechend weniger Mahlzeiten zubereitet werden, wenn die Patienten in Narkose liegen.
Kombinationsmöglichkeiten bei den Beilagen führen dazu, dass weniger Reste zurückkommen, weil die Patienten bestellen können, was ihnen schmeckt. An Bestellterminals an Betten können künftig Menülisten auch in anderen Sprachen abgerufen werden, was Missverständnisse und Fehlbestellungen verhindere. Derzeit werden die Wünsche noch von Servicekräften aufgenommen.
Außerdem arbeiten Cafeteria und Klinikküche eng zusammen, wodurch Schwankungen bei Angebot und Nachfrage besser ausgeglichen werden können. Was von Catering innerhalb des Hauses unangetastet zurückkommt, wandert nicht in die Tonne, sondern geht als Häppchen auf die Stationen, was wiederum die Mitarbeiter freut. Geplant ist laut Bliesener eine Auswertung, die zeigen soll, welche Menüs und Beilagen besonders gut laufen, um die Essensplanung bei Bedarf nachzujustieren.
Fleisch aus der Region
Die Vereinbarung zwischen Stadt und KLF ist die erste dieser Art. Bliesener betonte: „Wir machen bereits viel gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und wollen noch weiter in diese Richtung gehen.“ So könnten Patienten enger in die Menüauswahl einbezogen werden. Auch sei es denkbar, mehr regionales und saisonales Obst und Gemüse sowie Fleisch von heimischen Metzgereien zu verarbeiten. „Das könnte beispielsweise eventbezogen erfolgen, etwa Kürbisgerichte im Herbst oder Grillteller im Sommer“, so Bliesener.
Laut Janz plant die Stadt weitere solcher Absichtserklärungen mit Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen oder Betriebskantinen. Grundlage ist eine gemeinsame Erklärung der Partnerstädte Freudenstadt und Courbevoie.
Nachahmer in ganz Europa
Courbevoie hat laut Mitteilung Maßstäbe gesetzt, die heute teils für ganz Frankreich Gültigkeit haben und europaweit Nachahmer findet. So sind aufgrund einer Gesetzesinitiative aus Courbevoie alle Supermärkte im Land ab 400 Quadratmetern Verkaufsfläche dazu verpflichtet, ihre unverkauften, aber noch genießbaren Lebensmittel für soziale Einrichtungen und Bedürftige zu spenden.