Gib Autotune keine Chance: Kool Savas hat in der Porsche-Arena als gereifter Old-school-Rapper überzeugt.
Mit bald 50 Jahren gehört man in der Rapszene zwar definitiv zu den Altvorderen, aber keineswegs zum alten Eisen. Denn zum einen sind da jede Menge gut mitgealterte Fans, die auch heute noch zu den Sounds der ersten Rapwelle tanzen; zum anderen können die Vertreter der Gründerjahre inzwischen auf reichlich Erfahrung und lange geschulte Fähigkeiten zurückgreifen. Man darf nur nicht glauben, damit noch zur jungen Generation dieses Metiers zu gehören.
Kool Savas, kürzlich 48 Jahre alt geworden, weiß jedenfalls genau um seine Position in der Szene und präsentiert sich am Freitagabend als Rapper der guten alten Schule. Statt dauerverzerrter, von elektronischen Effekten durchschossener Vocals gibt es bei ihm noch „richtigen“ Rap mit rund zweihundert Silben pro Minute. Und statt dem dürren Rhythmusgeklapper der aktuellen HipHop-Generation jede Menge Beats, so fett wie ein Burger mit dreifach Käse obendrauf, sowie Synthiebässe, so knochentrocken, dass im Parkett die Hosenbeine des Publikums vibrieren.
Gut zweitausendfünfhundert Fans sind es in der nur im Innenraum bespielten Halle, und die werden zunächst daran erinnert, dass diese Branche immer auch ein Geschäftsmodell ist. Bevor der Chef die Bühne betritt, wird auf der Videoleinwand nämlich erst einmal ausgiebig die aktuelle Merchandising-Kollektion präsentiert. Businessmäßig perfekt wirkt auch die Wahl des Auftrittsorts: Angesichts von allerlei Karossen aus Zuffenhausener Produktion als Lieblingsspielzeugen eines jeden gestandenen Rappers wirkt ein solcher Abend in der Porsche-Arena geradezu ideal aufgehoben.
Doch der Altmeister des deutschen Sprechgesangs liefert ordentlich ab und stellt eine kurzweilige Mischung aus Tracks des jüngsten Albums „Aghori“ sowie Hits aus zwanzig Karrierejahren auf die Bühne. Begleitet von Gästen wie den Sängerinnen Alice und Nessi oder Songwriter- und Produzentenkumpel Nixon macht er die Halle so zur waschechten HipHop-Bude und zeigt sich nicht zuletzt auch verbal gereift: War Kool Savas einst auch für homophobe und sexistische Zoten berüchtigt, so reflektiert er heute durchaus scharfzüngig über die toxische Macht von Instagram & Co.