Das Clara-Schumann-Gymnasium veranstaltet heute erstmals seit drei Jahren wieder ein Adventskonzert. Foto: Wendling (Archivbild)

Kirchen werden derzeit nur wenig beheizt, um in Zeiten der Energiekrise Kosten einzusparen. Im Ortenaukreis wurden erste Konzerte in Kirchen abgesagt aus Angst, dass die Instrumente nicht richtig klingen. In Lahr ist das jedoch kein Thema.

Lahr - Das Clara-Schumann-Gymnasium (CSG) lädt trotz reduzierter Temperaturen auf heutigen Donnerstagabend ab 19 Uhr zum Adventskonzert in die Stiftskirche ein. "Aufgrund der Corona-Phase war unser letztes Konzert vor drei Jahren, da kam eine erneute Absage für uns nicht in Frage", erklärt der Fachvorsitzende Musik des CSG, Daniel Roos. Er selbst sei bereits in der Kirche vor Ort gewesen und habe in den vergangenen Wochen dort musiziert.

"Wir haben mit etwa 75 Minuten ein eher kurzes Programm zusammengestellt", informiert Roos. So sollte die Belastung für die einzelnen Musiker im erträglichen Rahmen liegen. Die Schüler-Ensembles spielen jeweils nur zwischen vier und acht Minuten, weshalb die Temperaturen nicht allzugroße Auswirkungen haben würden.

Lediglich für die Streicher sei das Spielen etwas schwieriger, da durch die geringeren Temperaturen die Finger der Musiker stärker beansprucht würden. "Wir haben schon in den Proben alle Schüler darum gebeten, sich warm genug anzuziehen", so der Musiklehrer. Bei den Proben sei die Kirchengemeinde ebenfalls entgegengekommen und habe Räumlichkeiten im Gemeindehaus zur Verfügung gestellt. Trotz der Umstände ist Roos zuversichtlich, dass die Schüler ein kurzweiliges und qualitativ ansprechendes Konzert präsentieren werden.

Verlegung in den Gemeindesaal nicht vertretbar

Auch im Bezirkskantorat macht man sich Gedanken über die derzeit kältere Kirche. "Der Ältestenkreis der Kreuzgemeinde hat beschlossen, zumindest noch bis einschließlich 15. Januar – mein Verabschiedungsgottesdienst – die Stiftskirche bei Veranstaltungen nur auf die reduzierten 15 bis 16 Grad zu heizen", erklärt Bezirkskantor Johannes Eppelein auf Nachfrage unserer Redaktion. Danach würden die Gottesdienste bis etwa Ende März im großen Saal im Haus an der Stiftskirche gefeiert, um Heizkosten zu sparen, so Eppelein. Bereits die Gottesdienste an den Adventssonn- und Weihnachtsfeiertagen in den Gemeindesaal zu verlegen, habe das Gremium für nicht vertretbar gehalten, da viele Besucher gerade in dieser Zeit die Architektur und Stimmung eines Sakralbaus wünschten.

"Es gab Überlegungen, Heizkissen für die einzelnen Sitzplätze anzuschaffen, die man sich am Kircheneingang als Besucher mit zum Platz nehmen kann", führt der Bezirkskantor aus. Dies sei aber aus Kostengründen allenfalls in kleineren Kirchen sinnvoll.

Streichinstrumente würden sich bei kalten Temperaturen unter Umständen etwas zusammenziehen, da das Holz arbeitet. Holzbläser hätten oft Probleme mit Kondenswasser im Instrument, da die Atemluft viel wärmer und feuchter ist als das Instrument. Jedoch: "Bei 15 bis 16 Grad in der Kirche sollte es zu keinen negativen Auswirkungen kommen", so Eppelein. "Blechblasinstrumente sind, was Kälteschäden angeht, in jedem Fall die robustesten Instrumente, weshalb man sie auch in der kalten Jahreszeit oft im Freien hören kann" erklärt Bezirkskantor Eppelein.

Orgel ist kaum empfindlich

Die Orgel sei grundsätzlich sehr unempfindlich, was kalte Temperaturen angehe. Probleme entstünden erst bei starker und zu schneller Aufheizung – und wieder Abkühlung – von Kirchenräumen. "Insofern wäre eine einheitlich kalte Kirche für die Orgel fast die beste Lösung, aber wohl nicht für die Orgelspielenden und Besucher" verdeutlicht der Bezirkskantor.

Kirchenmusik wurde schon praktiziert, ehe Kirchen geheizt wurden und Gottesdienste gingen mit zwei Stunden sogar länger, erklärt Bezirkskantor Eppelein. Die Menschen seien offensichtlich unempfindlicher gewesen. Und den Orgeln habe es scheinbar auch nichts ausgemacht, schließlich gibt es gut erhaltene und spielbare Orgeln, die Hunderte von Jahren alt sind, so die Silbermann-Orgel in der evangelischen Kirche Meißenheim (Baujahr 1776).